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Fiat 500e wird ein Hybrid: Warum die Rolle rückwärts Sinn macht

Das Werk Mirafiori wird den Fiat 500 Elektro auch als Benziner fertigen, bestätigte Carlos Tavares

fiat 500e wird ein hybrid: warum die rolle rückwärts sinn macht

Gerüchte dazu schwirrten schon länger umher. Der rein elektrische Fiat 500 solle auch eine Variante mit Mildhybrid-Verbrenner bekommen. Jetzt bestätigte Carlos Tavares, CEO von Stellantis, bei einem Treffen mit Gewerkschaften das ungewöhnliche Vorgehen. Die Produktion im Turiner Werk Mirafiori, die derzeit hinter den Erwartungen zurück liegt, soll durch diesen Schritt deutlich gesteigert werden.

Die Umstellung eines rein elektrisch angetriebenen Fiat 500 auf Verbrenner hört sich seltsam an, Bei Betrachtung der Verkaufs- und Produktionszahlen ergibt sie durchaus Sinn. Denn der alte Fiat 500 mit Mildhybrid-Motor wurde im vergangenen Jahr in Europa mehr als 100.000 Mal verkauft, während der 500e bei etwa 62.000 Einheiten stagnierte. 

Fiat 500 Hybrid

Fiat 500 Elektro

Batteriebetriebene Fahrzeuge (BEVs) setzen sich in Europa (vor allem aber auch in Italien) noch immer nicht durch. Dem Fiat 500 Elektro unter die Arme zu greifen ist vor allem eine wirtschaftliche Maßnahme denn die soll sich nicht nur auf die Verkaufszahlen auswirken, sondern auch Mirafiori beflügeln.

Und hier ist der zweite Punkt, warum die Umwandlung des 500 Elektro in einen Mildhybrid Sinn macht. Das Turiner Werk steht seit langem im Mittelpunkt der politischen Debatte und produzierte im Jahr 2023 77.260 Autos, weniger als die von Fiat prognostizierten 90.000.

Die Gewerkschaften befürchten, dass diese Zahl bis 2024 auf 40.000 sinken könnte, was negative Folgen für die Beschäftigten hätte. Die Einführung eines Motors, der vom Markt geschätzt wird, könnte die Zahl auf 175.000 pro Jahr erhöhen (eine Zahl, die vor einiger Zeit von Automotive News berichtet wurde), mit zahlreichen Vorteilen.

Dies wäre ein Novum in der Automobilbranche, in der wir heute daran gewöhnt sind, dass sich Autos mit Verbrennungsmotor in Elektroautos “verwandeln” und nicht umgekehrt.

Ersatz erforderlich 

Ein weiterer Grund, der für diese These spricht, ist der bevorstehende Rückzug des alten 500 (dessen Wurzeln bis 2007 zurückreichen) vom europäischen Markt. Der kleine Fiat wird nämlich voraussichtlich nicht mehr erneuert, wie es beim Fiat Panda der Fall war (der durch den Pandina vorweggenommen wird), und entspricht ab dem 4. Juli 2024 nicht mehr der europäischen Verordnung über verbindliche Technologien.

Bildergalerie: Fiat 500 Tributo Trepiuno (2024)

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Er wird weiterhin auf anderen Märkten außerhalb Europas angeboten und im Werk in Tafraoui-Orano (Algerien) produziert. Das polnische Werk in Tychy verliert damit ab Ende Juni ein historisches Modell, produziert aber bereits den Jeep Avenger sowie den Fiat 600 und wartet auf die Ankunft des Alfa Romeo Junior. Alle drei Modelle gibt es übrigens mit Verbrenner oder Elektroantrieb.

Mit der Einführung der neuen Motorisierung würden die Preise dann deutlich sinken: der elektrische Fiat 500 kostet derzeit in Deutschland mindestens 29.490 Euro (Angebotspreis derzeit 24.490 Euro), der alte 500 als Mildhybrid (vier cm kürzer und mit weniger Technik) 17.490 Euro (16.490  im Angebot).

Die Umstellung auf den elektrifizierten Motor könnte den Listenpreis des 500e um einige tausend Euro senken, auf rund 20.000 Euro. Zwar teurer als der aktuelle, aber auch mit mehr digitalen Inhalten und Assistenzsystemen sowie mehr Platz an Bord plus mehr Leistung.

Sicherlich wird die Umgestaltung Kosten für Forschung und Entwicklung mit sich bringen, die sich jedoch dank eines Listenpreises, der weit über dem des auslaufenden 500 liegt, schnell amortisieren könnten. Die Margen könnten so in relativ kurzer Zeit steigen.

Schwierig, aber möglich

Die Frage, die sich nun stellt, ist eine technische: Wie lässt sich der Mildhybrid-Motor auf den elektrischen Fiat 500 übertragen? Die Antwort kam 2020 direkt von Fiat-Chef Olivier Francois bei der Präsentation des 500 Elektro: “Technisch gesehen erlaubt es die Plattform, aber wir wollen uns vorerst auf den Elektroantrieb konzentrieren.” Der ursprüngliche Plan ließ also bereits die Möglichkeit anderer Antriebe als des Elektroantriebs offen, in der Hoffnung, dass dies ausreichen würde, um das Modell zu einem Erfolg zu machen.

In der Tat wurde die Technik des 500 Elektro vor der Geburt von Stellantis entwickelt und basiert daher nicht auf der CMP-Plattform, sondern ist ein Derivat (mit wichtigen und zahlreichen Änderungen) des klassischen 500.

Blick unter die Motorhaube des Fiat 500 Elektro

Vor allem unter der vorderen Haube wird es zu großen Veränderungen kommen, für die Fiat verschiedene Komponenten neu gestalten muss, um Platz für den Verbrennungsmotor zu schaffen.

Abgesehen vom 1,5-Liter-Motor des Jeep Renegade, des Compass und des Alfa Romeo Tonale (zu groß für ein 3,63 Meter langes Auto) bleibt entweder der 1,0 mit 70 PS des aktuellen 500 Hybrid oder der 1,2 mit 100 PS der verschiedenen Jeep Avenger, Fiat 600 und des neuen Lancia Ypsilon. Letzteres scheint die wahrscheinlichste Lösung zu sein. Das Getriebe wird nur ein Automatikgetriebe sein – ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe – und der Antrieb wird natürlich ein Vorderradantrieb sein. 

Zeitplan? Tavares hat keinen detaillierten Zeitplan vorgelegt, wir wissen nur, dass der neue Fiat 500 Hybrid im Jahr 2025 auf den Markt kommen wird. 

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