FIAT

2024 FIAT 600e La Prima im Test

Der FIAT 600e kommt im niedlichen Stil, der bereits den 500 so erfolgreich gemacht hat – aber auch mit dem neuen, sparsamen Antriebsstrang von Stellantis. Mal sehen wie viel Dolce Vita im Auto aus Turin steckt.

FIAT 600e La Prima – Dolce Vita mit Ladestopps

Mit dem FIAT 600e, dem großen Bruder des 500e, will FIAT Farbe und Fröhlichkeit ins Leben der Fahrerinnen und Fahrer bringen. Und das nicht nur sprichwörtlich, wie der Konzern mit seinem Werbevideo Operation no Grey letztes Jahr anschaulich gezeigt hat. Und tatsächlich haben die Turiner beim 600er keine graue Farbe im Angebot. Wobei man sich mit Weiß und „Sand – Earth of Italy“ dann auch wieder für Farbmuffel versöhnlich gibt.

Mein Test 600e zeigte sich außen im schönen Blau-Grün „Sea of Italy“, innen mit weißen Kunstledersitzen, die den Markennamen eingestickt hatten. Bei einem 4,17 m kurzen Mini-SUV macht das schon was her. Genau wie die funkelnden 18-Zöller und die schicken Chrom-Applikationen. Beim Kassenschlager 500 haben die Designer von FIAT wohl gelernt, dass es auf die Details ankommt und dass sich Fiat so ein wenig von den anderen Stellantis Modellen abheben kann.

2024 fiat 600e la prima im test

(Zu) simple Bedienung im Innenraum

In der Mittelkonsole gibt sich der FIAT dann aber etwas zu eindimensional: Es gibt Tasten. Große Knöpfe für die Automatik, die sind simpel zu benutzen sind, aber beim Drücken, also zum Beispiel beim Wechsel zwischen D und R, immer einen zusätzlichen Blick benötigen – zumindest innerhalb meiner zwei Test-Wochen. Die Rekuperation ist, ebenfalls per Tastendruck, nur zwischen normal und „B“ verstellbar, somit gibt es, wie auch bei allen anderen bisherigen Stellantis-Modellen, auch hier kein One-Pedal Driving.Darüber dann eine weitere Zeile Knöpfe für die direkte Bedienung der Klimaanlage – praktisch. Und ganz oben schließlich das 10 Zoll große Infotainment-Display, das per Touch- und teilweise per Sprachsteuerung bedient werden kann. Wie schon bei anderen Tests von Fahrzeugen der Stellantis-Gruppe erwähnt, also zum Beispiel beim Opel Corsa oder oder auch dem Citroën C5 X, funktioniert bei diesem System viel über Wischbewegungen, mit denen man zwischen den einzelnen Seiten wechseln und auch Spezialmenüs von oben oder der Seite einblenden kann. Um zum Haupt- oder Fahrzeugmenü zurückzukommen, gibt es zwei Kunststoff-Tasten unter dem Display.
In der hier getesteten La Prima Ausstattungsvariante ist ein vernünftiges Audiosystem mit 6 (statt 4) Lautsprechern an Bord, das für fröhliche Beschallung sorgt. Schade nur, dass beim Streamen vom Handy (Xiaomi 12) regelmäßig die Wiedergabe der Musik abbrach. Die Bluetooth-Verbindung blieb dabei jedoch aufrecht. Beim Telefonieren oder Radiohören, gab es keine Probleme.

Für seine kurzen Abmessungen bietet der FIAT 600e recht viel Platz. In der ersten Reihe hat man sowieso ausreichend Beinfreiheit, aber zwischen den straff gepolsterten und dennoch komfortablen Sitzen auch noch einiges an Stauraum – auch wenn ich kein Fan vom weißen Falt-Deckel bin.

2024 fiat 600e la prima im test

Den Sparfuchs im FIAT merkt man im Detail, denn, im Gegensatz zum deutlich kleineren Opel Corsa, muss der 600e mit zwei statt drei ISOFIX-Punkten auskommen und bietet in der zweiten Reihe nur 1 statt 2 USB-C-Anschlüsse. Nichtsdestotrotz nehmen Kinder und Erwachsene für kurze Strecken bequem Platz. Der Kofferraum fasst schließlich 360 bis maximal 1.231 Liter. Das ist auf dem Niveau einer Mercedes-Benz A-Klasse oder eines Opel Astra, ja sogar ein bisschen darüber – und beide sind deutlich länger als der 4,17 Meter kurze Italiener aus Polen.

Fahren und laden mit dem FIAT 600e

Im FIAT 600e ist der überarbeitete Antriebsstrang von Stellantis verbaut. Ein brutto 54 kWh großer Lithium-Ionen-Akku (netto 51 kWh) befeuert einen 156 PS starken permanenterregten Synchronmotor, der maximal 260 Nm an die Vorderachse bringt. Beim Druck aufs Gaspedal vergehen exakt 9 Sekunden bis Tempo 100 erreicht wird. Schluss ist bei 150 km/h. Bis zum Abriegeln fühlt sich der 600e nicht Träge an, Beschleunigen macht Spaß und man schafft auch Überholmanöver auf der Landstraße souverän. Das Fahrwerk bietet einen guten Kompromiss aus Komfort und Dynamik.

Ich konnte den FIAT 600e von Wien nach Prag und wieder retour, jeweils etwa 330 km, ausgiebig testen. In der Stadt ist der 600e sehr sparsam und pendelt sich auch auf der Autobahn, bei besonnener Fahrweise, bei einem Verbrauch von 17–19 kWh auf 100 km ein. Fährt man konstant 130 km/h nach Tacho, steigt der Verbrauch bei 10 °C Außentemperatur auf 23–25 kWh an.
Bei einer maximal nutzbaren Ladung ergibt das im Schnitt eine reine Autobahn-Reichweite von maximal 220 km bei 100–0 Prozent bzw. 155 km bei 80–10 Prozent. In der Stadt schafft man gute 300 bzw. 210 km. Die kombinierte WLTP-Reichweite von 406 km erreicht man, wie üblich, jedoch nicht. Aber sehen wir uns mal die Ladezeiten an:

Der 600e hat serienmäßig einen 11 kW On-Board-Charger verbaut, mit dem die Akkus in 5:45 Stunden von 0 auf 100 Prozent geladen werden können. Mit Gleichstrom sind maximal 100 kW Ladeleistung möglich, zwischen 5 und 15 Prozent zeigte die Ladesäule sogar mehr an. Und auch beim Ladevorgang von 10–80 Prozent konnte er die angegebenen 30 Minuten um mehr als 30 Sekunden unterbieten. Jenseits der 85 Prozent SoC sinkt die Ladeleistung auf rund 30 kW ab und weiteres Laden lohnt sich meiner Meinung nach nicht mehr wirklich.

2024 fiat 600e la prima im test

Corsa Electric vs. 600e vs. Astra Electric (Time)

2024 fiat 600e la prima im test

Corsa Electric vs. 600e vs. Astra Electric (SoC)

Images © Raphael Gürth/autofilou.at

Die oben erwähnte Strecke Wien–Prag habe ich mit 94 Prozent Ladung gestartet, nach 240 km bei 5 Prozent einen 36 minütigen Ladestopp eingelegt, bei dem ich den FIAT auf 86 Prozent geladen habe, und dann die weiteren 120 km zurückgelegt, um dann mit 35 Prozent am Ziel anzukommen. Da ich in Prag selbst keine Gelegenheit hatte, das Auto zu laden, waren am Rückweg zwei Ladestopps nötig.

So viel kostet der FIAT 600e

Den FIAT 600 gibt es in zwei Antriebsvarianten: einerseits als Hybrid mit 100 PS starkem Benziner und 29 PS Elektromotor und als Elektroauto mit 156 PS, das es wiederum in zwei Ausstattungsvarianten gibt. Den Einstieg macht der RED um 36.000 Euro. Annehmlichkeiten wie eine Klimaautomatik, Keyless-go, Parksensoren, Tempomat oder das 10-Zoll Infotainment-Display und das 7-Zoll Instrumentendisplay sind hier schon dabei. Für 42.000 Euro bekommt man die hier getestete La Prima Variante, die zusätzlich noch 18-Zoll Leichtmetallfelgen, Voll-LED-Scheinwerfer, das bessere Soundsystem, On-Board-Navigation oder elektrisch verstellbare Kunstledersitze bietet. Als einzige Aufpreisoption bleibt dann die maximal 500 Euro teure Metallic-Lackierung, im gegebenen Fall in Sea of Italy Grün. Die preislich ähnliche Konkurrenz außerhalb des eigenen Hauses sind damit Fahrzeuge wie der Hyundai KONA Elektro ab 44.990 Euro, der CUPRA Born ab 39.900 Euro, der smart #1 ab 36.200 Euro oder der Volvo EX30 ab 36.950 Euro. Aber auch das Tesla Model 3 bekommt man bereits ab 41.550 Euro. Eher schwach sind die im Gegensatz zu den Konzern-Geschwistern kürzeren Service-Intervalle und die Garantie von nur zwei Jahren.

2024 fiat 600e la prima im test

Fazit

Der FIAT 600e La Prima besticht durch sein schickes Aussehen und seine Praktikabilität im Alltag. Fahr- und Ladeleistung des neuen Antriebsstrangs müssen sich nicht verstecken und lassen auch längere Trips zu – auch mit Passagieren und etwas Gepäck. Bei der Bedienung scheiden sich die Geister.
Wer den niedlichen Stil von FIAT mag, sollte jedenfalls einen Blick auf den 600e werfen – allerdings hat die Konkurrenz in diesem Preissegment auch viel zu bieten.

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