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Fahrrad-Trends: E-Bikes werden leichter

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Immer mehr Modelle für unterschiedliche Ansprüche: René Wehnhardt von Mauers Baikschopp mit (von links) einem SUV-E-Bike von Conway, einem Gravelbike von Scott und einem leichten City-E-Bike von Specialized.

Fahrrad-Trends: E-Bikes werden leichter

Leichte E-Bikes, Gravelbikes und Lastenräder: In der neuen Fahrrad-Saison haben Kunden noch mehr Auswahl. Sieben Trends.

Kassel – Während der Pandemie haben viele das Fahrrad neu entdeckt. Die Nachfrage stieg, gleichzeitig kamen die Hersteller wegen der Lockdowns mit der Produktion nicht hinterher. Auf sein Lieblingsrad musste man monatelang warten. Nun sind die Lager wieder voll. Der Frühling steht vor der Tür. Und nicht nur in Kassel werden die Radwege ausgebaut. Also nichts wie rauf aufs Rad. Wir haben die Kasseler Fahrradhändler René Wehnhardt (Mauers Baikschopp) und Phil Neddermann (Neddermann – Der Zweirad-Experte) nach den Trends der Saison gefragt.

1. Leichte E-Bikes: Von den 4,6 Millionen Rädern, die 2022 in Deutschland verkauft wurden, waren laut dem Zweirad-Industrie-Verband 2,2 Millionen E-Bikes. Dieses Jahr könnte der Marktanteil der Räder mit Motor erstmals bei 50 Prozent liegen. Ein Nachteil der E-Bikes ist ihr hohes Gewicht von 20 Kilogramm und mehr. Im Kommen sind nun leichtere Modelle, die nur noch 16 Kilo auf die Waage bringen und auch die Treppe hinuntergetragen werden können. „Oft sieht man gar nicht mehr, dass es ein E-Bike ist“, sagt Neddermann. Ein Beispiel dafür ist das Specialized Vado SL 5.0 EQ für 5200 Euro. Bei vielen dieser Modelle beträgt die Reichweite nur noch 70 statt 120 Kilometer, für den Alltag reicht das aber in der Regel aus.

2. Schwere E-Bikes: Wie bei vielen Trends gibt es auch hier einen Gegentrend. So sind vor allem bei älteren Menschen sogenannte SUV-E-Bikes beliebt. Sie sind eher schwerer statt leichter, haben Federung und breitere Reifen, um auch in Parks und auf Waldwegen gut voranzukommen, sowie oft einen tieferen Einstieg. „Das ist eine Mischung aus City- und Mountainbike“, sagt René Wehnhardt, der einen weiteren Trend ausgemacht hat: „Die neuen Räder werden wieder bunter, etwa mit Türkis oder Blau.“ Ein SUV-E-Bike wäre etwa das Conway Cairon SUV FS 5.7 Wave für rund 4800 Euro.

3. Gravelbikes: Während E-Bikes immer beliebter werden, gibt es mittlerweile einen eigenen Begriff für klassische Fahrräder ohne Motor: Bio-Bikes. Hier strampelt der Fahrer noch ganz allein. Die derzeit gefragtesten Räder dieser Gattung sind zweifellos Gravelbikes. Sie sehen aus wie Rennräder mit breiteren Reifen sowie Scheibenbremsen. Damit sind sie das Schweizer Taschenmesser unter den Fahrrädern. Sowohl im Wald als auch auf der Straße kommt man zügig vorn. Man kann mit Gravelbikes zur Arbeit pendeln oder Urlaub machen. Letzteres hat auch schon einen Namen, der modern klingt: Bikepacking. „Mit mehreren Taschen am Rad kann man bequem auf eine Wochenendtour gehen“, sagt Wehnhardt. Ein gutes Gravelbike gibt es ab 1500 Euro. Nach oben sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Zuletzt hat Wehnhardt ein Modell mit Carbonfelgen für 16 000 Euro verkauft. Das klassische Mountainbike, hat Neddermann festgestellt, „wird dagegen viel weniger nachgefragt“.

4. Sicherheit: Auch das ist leider ein Trend: Weil immer mehr teurere E-Bikes unterwegs sind, werden Fahrräder auch für Diebe interessanter. Bei der Polizei in Kassel wurden zuletzt praktisch täglich Diebstähle angezeigt. Ein gutes Schloss ist zwingend, hilft aber auch nur bedingt. Mit dem richtigen Werkzeug wird jede Befestigung schnell geknackt. Darum empfehlen Experten bei wertvollen Rädern neben einer Versicherung den Einbau von GPS-Trackern (etwa 200 Euro). Über das Smartphone kann man so sein Gefährt jederzeit orten. Ein Kunde von Mauers Baikschopp hat sein geklautes Rad auf diese Weise zuletzt unter einer Autobahnbrücke bei Göttingen wiedergefunden.

5. Lastenräder: Fahrräder, mit denen Einkäufe oder Kinder transportiert werden, sieht man mittlerweile nicht mehr nur im flachen Berlin oder Münster, sondern auch im bergigen Kassel. Bei Neddermann werden etwa 20 Lastenräder im Jahr verkauft, alle mit Motor, denn ohne wird es an Anstiegen schnell sehr anstrengend. Es handelt sich also noch um ein Nischenprodukt, aber immerhin. „Immer mehr junge Menschen haben keinen Führerschein mehr“, sagt Neddermann. Für die kann ein Lastenrad, das es ab 5000 Euro gibt, das Auto ersetzen. Selbst Handwerker würden das gelegentlich schon einsetzen.

6. Werkstatt: Weil in der Pandemie so viele Menschen wieder mit dem Rad gefahren sind, waren auch die Werkstätten überlaufen. Bisweilen musste man monatelang auf einen Inspektionstermin warten. Viele Kunden sind darauf angewiesen, da ein Rad heutzutage auch Hightech ist. Schon das Wechseln der Bremsbeläge der Scheibenbremse ist kompliziert. Wegen der größeren Nachfrage haben Neddermann und Mauers Baikschopp ihre Werkstätten ausgebaut, sodass man ohne großen Vorlauf einen Termin bekommen kann. Mauers Baikschopp hat sogar eine eigene App programmiert, mit der man Termine buchen und andere nützliche Dinge tun kann – angeblich als einziger Fahrradladen in Deutschland.

7. Leasing: Wer ein neues Rad haben will, muss nicht unbedingt eins kaufen. Leasing wird immer beliebter. Weil steuerliche Vorteile längst nicht mehr nur für Firmenwagen gelten, sondern auch für Fahrräder, können Unternehmen und Mitarbeiter sparen – etwa über das Uslarer Unternehmen Bikeleasing, über das viele Käufe abgewickelt werden. Bei Mauers Baikschopp macht dieses Modell zur Finanzierung laut Wehnhardt schon 70 Prozent aus. Sein Kollege Neddermann hat übrigens festgestellt, dass viele Kunden, die sich ein E-Bike zulegen, dann auch Lust auf ein klassisches Fahrrad bekommen. Ein weiterer Trend geht daher zum Zweit- oder Drittrad. (Matthias Lohr)

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