- Der Hyundai i20 N Line auf einen Blick
- Dem Kleinwagensegment geht die Puste aus
- Warum nicht gleich zum i20 N greifen?
- Nicht übertrieben sportlich, aber uneingeschränkt alltagstauglich
- Hohes Preisniveau, schwächelnde Materialqualität im Innenraum
- Fazit
- Technische Daten*
Der Hyundai i20 N Line auf einen Blick
Dem Kleinwagensegment geht die Puste aus
Dem Kleinwagensegment geht langsam, aber sicher die Puste aus. Ford streicht Mitte 2023 den Fiesta, Audi stellt den A1 ein und Volkswagen zweifelt laut am Fortbestand des Polo. Wie schaut es bei Hyundai aus? Die Koreaner werden spätestens mit der Einführung der neuen Abgasnorm Euro 7 ab 2025 ihr Modell- und Motorenprogramm weiter straffen. Dass Rabauken wie der 204 PS starke Hyundai i20 N (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 7,0 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 158 g/km)² ohne teilweise Elektrifizierung überleben, scheint unwahrscheinlich.
Warum nicht gleich zum i20 N greifen?
Die Sache scheint also klar: Die Unterschrift wandert auf den Kaufvertrag für den emotionaleren i20 N. Oder doch nicht? Denn anders als der brettharte Sportskollege erwies sich das 84 PS schwächere Geschwisterchen als uneingeschränkt alltagstauglich. Eine halbsportliche Optik inklusive. Wer nun die Nase ob des Dreizylinders rümpft, sollte wissen, dass auch eine zukünftige Ikone wie der Ford Fiesta ST (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,6 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 149 g/km)² zuletzt nur eine ungerade Anzahl Brennräume zu bieten hatte. Mit seinen 120 PS geht der kleine Turbo derweil quirlig zur Sache, mehr noch tragen die 200 Nm ab 2.000 U/min dazu bei, dass ansprechende Fahrleistungen zustande kommen. Das hat auch Auswirkungen auf den Testverbrauch: Zügig erfahrene 7,5 Liter auf 100 Kilometer sind nicht gerade wenig, zeigen aber auch, dass man mit dem kleinen Koreaner gerne flotter unterwegs ist.
Nicht übertrieben sportlich, aber uneingeschränkt alltagstauglich
Anders als der große Bruder mit optionalem Performance-Zusatz, verzichtet die i20 N Line auf eine Sperre an der Vorderachse. Macht aber nichts. Denn trotz der fehlenden Technik lässt sich der gut 1,3 Tonnen schwere i20 ordentlich in die nächste Biegung zwiebeln. Die Lenkung sehr direkt, mit deutlichen Antriebseinflüssen beseelt, beschönigt nichts, wirkt dadurch aber auch nicht aufgesetzt oder gar synthetisch. Wer es am Kurveneingang übertreibt, erntet gut kontrollierbares Schieben über die Vorderräder, Traktions- und Stabilitätskontrolle lassen sich in zwei Stufen deaktivieren.
Hohes Preisniveau, schwächelnde Materialqualität im Innenraum
Weiter im Text mit dem Innenraum. Hier fährt Hyundai gewohnten Kleinwagen-Chic auf. Sprich: Nichts Besonderes, aber immerhin gut verarbeitet. Etwas mehr Liebe zum Detail zeigen nur die roten Ziernähte der N Line, die sonst auf tristen Kunststoff treffen. Keine Spielereien bei der Bedienung: Echte Knöpfe, echte Schalter, ein anständiges Infotainment-System. Hier fällt das Beklagen schwer. Wobei es der Hyundai-Konzern endlich schaffen dürfte, allein schon wegen der mittlerweile stattlichen Summen, die bezahlt werden sollen, auf eine kabellose Smartphone-Integration umzustellen.
Wenngleich es sich vorne auch für Menschen über 1,90 Meter gut sitzen lässt, sind die Platzverhältnisse im Fond klassenüblich limitiert. Der Mild-Hybrid knapst zudem einen Teil vom Kofferraum ab, der bei den 48V-Varianten nur zwischen 262 und 1.075 Liter fasst. Und die besten Assistenzsysteme? Es gibt eine echte Handbremse und einen Zündschlüssel zum Reinstecken, Umdrehen und Zünden. Alles andere – hier vor allem der Spurhalteassistent – lässt sich glücklicherweise leicht deaktivieren.
Fazit
Ansprechende Fahrleistungen, ein schnittiger Auftritt und die umfangreiche Ausstattung lassen kaum Wünsche übrig: Der Hyundai i20 N Line ist mehr als ein einfacher Alltagsbegleiter – er bereitet wahrlich Fahrfreuden. Wahre Sportsfreunde könnten weiterhin zum i20 N (Performance) schielen, alle anderen sind bestens mit der N Line bedient. Ein entscheidender Nachteil bleibt allerdings: Die Kompaktklasse ist, anständig ausgestattet, auch bei Hyundai mittlerweile schlicht zu teuer geworden. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
Technische Daten*
- Modell: Hyundai i20 N Line
- Motor: Dreizylinder Benziner, 998 ccm
- Leistung: 120 PS (88 kW) bei 6.000 U/min
- Drehmoment: 200 Nm bei 2.000 U/min
- Antrieb: Front, 7-Gang-DCT
- Verbrauch kombiniert: 5,6 l/100 km²
- CO2-Emissionen kombiniert: 128 g/km²
- Beschleunigung (0–100 km/h): 10,3 s
- Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h
- Abmessungen (L/B/H): 4,04 m/1,75 m/1,44 m
- Gewicht: ca. 1.300 kg
- Grundpreis i20 N Line: ab 24.685 Euro
*Herstellerangaben