Cupra

Erste Testfahrt: So läuft der Cupra Formentor zu neuer Form auf

Die junge Marke Cupra hat eine Erfolgsgeschichte hingelegt. Eine tragende Rolle spielte dabei der Bestseller Formentor. Jetzt bekommt das SUV-Coupé ein Facelift. Auch technisch wurde an der Formkurve geschraubt. Wir stellen das Update vor:

erste testfahrt: so läuft der cupra formentor zu neuer form auf

Cupra Formentor: Kommt als Benziner, Diesel, Mild- und Plug-in-Hybrid. Hersteller

Cupra ist möglicherweise die beste Idee, die der Volkswagen-Konzern in den letzten Jahren hatte. Bis 2018 wurden unter dem Namen, der sich von “Cup Racing” ableitet, lediglich die besonders sportlichen Modelle der spanischen Tochter Seat verkauft, die – beständig auf der Suche nach einer gewinnbringenden Identität – nie so ganz den Absatz liefern konnte, den man im kritischen Wolfsburg erwartete. Doch dann stieg Cupra von einer bloßen Ausstattungsvariante zur eigenen Marke auf – mit kupferfarbenem Logo, dynamischem Habitus, stylishen “City Garagen” in den Innenstädten und einem clever aufgebauten Image, das auf Sportlichkeit, Made-in-Barcelona-Kultur und schicken Labels wie “Challenger Brand” fußte und die Kunden in der Gemeinschaft des sogenannten “Cupra Tribe” versammelte.

Dem auch mit viel Geld vorangetriebenen Projekt war sofort Erfolg beschieden.  Das erste Modell mit Cupra-Signet, der von Seat übernommene und versportlichte Ateca, “schaffte vom Schlag an 30 Prozent am gesamten Ateca-Absatz”, erinnert sich Bernhard Bauer, der auch für Cupra verantwortliche Geschäftsführer von Seat Deutschland, das sei schon beeindruckend gewesen. 2020 stellte die junge Marke ein erstes eigenständig entwickeltes Modell vor, das nicht – wie Ateca und Leon – aus Seat-Beständen stammte und parallel angeboten wurde, sondern ausschließlich Cupra vorbehalten blieb. Wiederum mit großem Erfolg: Der Formentor avancierte zum Bestseller und Kassenhit, allein in Deutschland hat er es auf über 80.000 Neuzulassungen gebracht.

erste testfahrt: so läuft der cupra formentor zu neuer form auf

Nach vier Jahren war es nun Zeit für ein Facelift, das durchaus wörtlich zu nehmen ist, denn es geht mit einer ausgeprägten Nasenkorrektur einher. Der 4,45 Meter lange Formentor 2024 bekommt eine vollständig neue Front im durchaus aggressiven Sharknose-Design, zu dem neben einem haifisch-scharfzähnigen Kühlergrill auch eine modernisierte, dreieckige Leuchtengrafik gehört, auf Wunsch (980 Euro) ist Matrix-Licht zu ordern. Übers Heck zieht sich ein durchgehende LED-Leuchtenband, das Cupra-Logo wird dekorativ illuminiert.

Sennheiser macht die Musik

Der Innenraum erhält ebenfalls ein Update, konkret auf einen nunmehr auf 12,9 Zoll vergrößerten Infotainment-Bildschirm, die Musik macht gegen 61 Euro Aufpreis ein Sennheiser Audiosystem mit zwölf Lautsprechern und 390 Watt, die vielgescholtenen Schieberegler für Lautstärke und Temperatur sind zwar noch da, jetzt aber wenigstens beleuchtet, und Fahrer(in) sowie Beifahrer(in) nehmen auf serienmäßigen Sportsitzen Platz. Alternativ sind CupBucket-Schalensitzen erhältlich, in deren Polstern Recycling-Materialien verarbeitet wurden.

erste testfahrt: so läuft der cupra formentor zu neuer form auf

Bei den Antrieben stellt Cupra den Formentor vielseitig auf. Den Einstieg übernimmt ein 1,5-l-TSI-Benziner mit 110 kW/150 PS und manueller Sechsgang-Schaltung. Im mildhybridisierten eTSI kooperiert dieser Motor mit einem kleinen Elektromotor in Gestalt eines 48-Volt-Startergenerators, die Schaltarbeit erledigt ein DSG-Getriebe. Leistungstechnisch stärker aufgestellt ist der 2,0-Liter-Benziner mit 150 kW/204 PS, den Cupra mit einem Sieben-Gang-DSG sowie Allradantrieb verbindet. Nach wie vor gibt es auch einen 2,0-Liter-TDI-Diesel, er wird im September nachgeschoben, leistet 110 kW/150 PS und ist ebenfalls an ein Siebengang-DSG gekoppelt. Bei allen Motoren handelt es sich um Vierzylinder, für den knapp 400 PS starken Fünfender VZ5 gibt es kein Weiterleben mehr.

Technisch am meisten getan hat sich beim Plug-in-Hybrid, den Cupra “e-Hybrid” nennt. Wie beispielsweise beim VW Tiguan und beim VW Passat gelangt hier die neueste Generation des teilelektrischen Antriebsstrangs von VW zum Einsatz. Zur Wahl stehen zwei Leistungsstufen, mit 150 kW/204 PS einerseits und, in der VZ-Version, mit 200 kW/272 PS andererseits. Den Benzinerpart stellt wiederum der 1,5-l-TSI, die elektrische Norm-Reichweite beträgt dank einer nunmehr größeren 19,7-kWh-Batterie maximal 118 Kilometer. Weiterer Fortschritt: Am Schnelllader “tankt” der Teilzeitstromer jetzt mit bis zu 50 kW, die Ladeleistung an der Wallbox beziehungsweise Standard-Ladesäule steigt von den bescheidenen 3,7 kW des Vorfacelifts auf deutlich vorzeigbarere 11 kW. Des Platzbedarfs der Batterie wegen sind bei den PHEVs die üblichen Abstriche in Sachen Kofferraumvolumen zu machen, es schrumpft von 420 auf 345 Liter.

VZ steht für schnell

VZ steht übrigens für das spanische Wort “veloz”, was so viel wie “schnell” bedeutet. Neben dem Plug-in-Hybrid VZ 1.5 e-Hybrid stehen noch zwei weitere dieser extrastarken Formentor-Varianten bereit, ab November 2024 der VZ 2.0 TSI mit 195 kW/265 PS und noch im Juli der VZ 2.0 TSI 4Drive mit 245 kW/333 PS. Zum Equipment des 333-PS-VZ gehören (teils gegen Aufpreis) Torque-Splitter-Technologie, Akebono-Bremsen, eine Acrapovic-Auspuffanlage sowie das rennstreckenoptimierte Cupra-Fahrprogramm mit Drift-Modus.

Preise ab 39.400 Euro

Weil der Marktstart der verschiedenen Modellversionen sukzessive erfolgt, sind bislang noch nicht alle Preise bekannt. Das Basismodell 1.5 TSI fährt ab 39.400 Euro vor, der Mildhybrid 1.5 eTSI ab 42.145 Euro und der VZ 1.5 e-Hybrid ab 52.590 Euro.

erste testfahrt: so läuft der cupra formentor zu neuer form auf

Auf einer ersten Testfahrt mit dem Plug-in-Hybrid lernten wir den neuen Formentor als ausgewogenen Balancehalter zwischen Komfort und Sportlichkeit kennen, beide Disziplinen beherrscht der Spanier gut. Vor allem das adaptive DCC-Fahrwerk fängt Störstellen im Asphalt sorgfältig ein, dank sehr guter Traktion und Fahrstabilität werden aber auch beherzt angegangene Kurven bereitwillig abgefertigt, wobei der SUV-typische hohe Aufbau und das Gewicht von 1742 Kilogramm der ganz großen Karriere als Kurvenkünstler entgegenstehen. Die Progressivlenkung arbeitet präzise, das Zusammenspiel zwischen Verbrenner und Elektromotor im Hybridmodus ist von Harmonie geprägt. Die Rekuperation lässt sich – nicht selbstverständlich bei einem PHEV – dreistufig verstellen, und an elektrischer Reichweite waren tatsächlich um die 100 Kilometer drin, bei einem Verbrauch von 5,5 Litern Sprit und 10,5 kWh Strom.

Haifischnase auch für den Leon

Ganz ähnliche Modifikationen wie dem Formentor hat Cupra übrigens auch dem kompakten Leon beziehungsweise dem Kombi Leon Sportstourer angedeihen lassen, der jetzt ebenfalls eine “Sharknose” in den Fahrtwind reckt und bei dem das Leistungsspektrum der TSI-, mildhybridisierten eTSI-, Diesel- und Plug-in-Hybridantriebe geichermaßen von 110 kW/150 PS bis 245 kW/333 PS reicht.

erste testfahrt: so läuft der cupra formentor zu neuer form auf

Der in Martorell nahe Barcelona produzierte Formentor ist nicht das einzige Modell geblieben, das Cupra exklusiv für sich hat. Daneben gibt es noch die Vollelektriker Born und Tavascan, 2025 starten das oberhalb des Formentor angesiedelte SUV Terramar sowie der elektrische Kleinwagen Raval als Cousin des künftigen VW ID.2.

Comeback für Seat

Geraume Zeit schien es so, als würde Cupra die Muttermarke Seat perspektivisch verdrängen und in das Schattenreich eines Mobilitätsdienstleisters verweisen, der sich um Carsharing, Auto-Abos und Mikromobilität kümmert, aber keine Autos mehr baut. Davon kann inzwischen keine Rede mehr sein. “Cupra ist der Grund, warum es Seat gut geht”, räumt Deutschland-Chef Bernhard Bauer zwar ein, verweist aber auch darauf, dass beide Marken in Deutschland zuletzt gleichermaßen um 20 Prozent zugelegt haben. Das Seat-Comeback hat einerseits damit zu tun, dass sich die Lieferengpässe der Corona-Zeit inzwischen aufgelöst haben, mit den raren Chips und Halbleitern wurde seinerseits bevorzugt die gewinnträchtigere Marke Cupra versorgt.  Andererseits läuft die Elektromobilität nicht so rund wie erwartet. Und das beschert günstigen Verbrennern made by Seat auf einmal neue Chancen.

Ulla Ellmer

Cupra Formentor in Kürze:

Wann er kommt: Ist bereits bestellbar

Wen er ins Visier nimmt: VW Tiguan, Mercedes GLA, Audi Q3 Sportback, Skoda Karoq, Hyundai Tucson, Kia Sportage, Nissan Qashqai, Renault Arkana etc.

Was ihn antreibt: 1,5-l-Vierzylinder-Benziner mit 110 kW/150 PS, 2,0-l-Vierzylinder-Benziner mit 150 kW/204 PS, 265 kW/265 PS und 245 kW/333 PS, Mildhybrid-Benziner mit 110 kW/150 PS, 2,0-l-Vierzylinder-Diesel mit 110 kW150 PS, Plug-in-Hybride mit 150 kW/204 PS und 200 kW/272 PS.

Was er kostet: Ab 39.400 Euro

TOP STORIES

Top List in the World