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Cupra Tavascan: Spanische Ziertechnik und ein Bergdorf in Catalunya

cupra tavascan: spanische ziertechnik und ein bergdorf in catalunya

Cupra Tavascan: Spanische Ziertechnik und ein Bergdorf in Catalunya

Gilt Cupra eigentlich als Start-up? Mit der Aura visionären Wagemuts schmückt sich ja gern, wer das Interesse von Investoren und affiner Öffentlichkeit auf sich ziehen möchte.

Die junge Marke Cupra, als solche seit 2018 firmierend, ist zwar eine Tochterfirma der spanischen Seat-Gruppe, die wiederum zum VW-Konzern gehört, und agiert damit von einem sicheren Heimhafen aus. So kann man leicht up-starten. Dennoch sind eine originäre Idee sowie auch Risikobereitschaft auszumachen, und das weist wieder in Richtung „Start-up-Spirit“.

Wunschkonzert

Hätte ja auch schiefgehen können, stattdessen legt Cupra mit einem noch überschaubaren Sortiment ein beeindruckendes Wachstum hin: im Vorjahr um fast 51 Prozent auf 230.700 Fahrzeuge. Dies international bis nach Australien; China sowieso. Die Pläne, in den USA an den Start zu gehen, sind indes etwas verwässert und lauten nun: bis zum Ende des Jahrzehnts. Da kann noch alles Mögliche passieren.

Im ersten Überschwang spekulierte das Team um CEO Wayne Griffiths sogar damit, das margenschwache Geschäft mit Seat aufzugeben und sich ganz auf die höher positionierte und ertragsstärkere Marke Cupra zu konzentrieren. Aber das ist vorerst vom Tisch, der Konzern hat eh schon seine Not, günstige Einstiegsmodelle wie einen Seat Ibiza auf dem Markt zu halten.

Als Seat wurden im Vorjahr noch deutlich mehr Autos verkauft (288.400), in Österreich sind es aktuell dreimal so viele (Jänner bis April), da sind viele vom günstigen und auch äußerst gefragten Ibiza darunter. Einen solchen Anker will man nicht einfach lichten. Auch ein Börsengang, wie er zum Cupra-Wunschkonzert gehörte, gilt derweil als unrealistisch.

Cupras Idee

Was ist aber die Idee hinter Cupra? Nehmen wir Cupras neues Modell her, den Tavascan, der verkörpert sie gut. Technisch operiert die Marke aus dem Konzernregal heraus wie zum Beispiel auch Škoda. Luftsprünge sind da nicht drin, dafür solide Plattformen samt Komponenten, wie sie beim Tavascan der elektrische VW ID.4 beziehungsweise, als Coupé-Zuschnitt, der ID.5 liefert.

Das halten auch Audi mit dem Q4 E-Tron und Škoda mit dem Enyaq so. Und Cupra hat es mit dem kompakten Born, der im Grunde ein hübscher verpackter ID.3 ist, ja schon vorexerziert.

An den grundsätzlichen Eckdaten wie Abmessungen (insbesondere Radstand), Motor- und Ladeleistung, Akkukapazität und folglich Reichweite, wie man es vom ID.4/5 und seinen Derivaten kennt, ist somit nicht zu rütteln. Ebenso stehen die Optionen Heck- und Allradantrieb inklusive zweier Leistungsvarianten (210 und 250 Kilowatt) offen, plus die ganze Versatilität des geräumigen fünfsitzigen Innen- und Laderaums.

Leuchtendes Emblem

Den markanten Unterschied soll das Design liefern. Es basiert auf einer Studie, die vor ein paar Jahren gezeigt wurde und die in der Realität der geteilten Plattform nun nicht mehr ganz so schneidig wirkt. In der Silhouette ist die Verwandtschaft nicht zu leugnen, aber bei den Details darf das Feuer spanischer Ziertechnik lodern, und das Markenemblem auf der Fronthaube darf glimmen, derlei beleuchtet ist mittlerweile (im Stand) zulässig.

Die beim Herannahen mit dem Fahrzeug-Transponder abgespulten kunstvollen Lichtspiele der LED-Beleuchtung vorn und hinten samt durchgehender Lichtleiste gehören zum obligaten Elektro-Repertoire, jedenfalls in gehobeneren Sphären, und beim Tavascan sieht das auch sehr ansprechend aus.

Verblüffend aber, was im Interieur möglich ist. Klar, fixe Komponenten wie Displays und Wahlhebel wirken bekannt, aber in der generellen Anmutung hat Cupra im Tavascan schon ein Nestchen der Markenidentität geschaffen, mit Kupfer als Leitmotiv. Jedenfalls atmosphärisch: Die Crashsicherheit ist gewahrt und vor Kupferdieben muss man keine Angst haben, denn die markante große Spange quer über das Armaturenbrett ist dann doch in Hartplastik ausgeführt.

Wenn große Sprünge nicht möglich sind, dann aber immerhin Nuancen: Wie das Fahrwerk des Tavascan abgestimmt ist, etwas niedriger und deutlich straffer, weist ins sportliche Fach. Es stimmen ja schon die Anlagen, denn Fahrwerke beherrscht man ja nun wirklich bei VW, und so fährt der Tavascan noch einen Zacken flotter, freudvoller um die Biegung; irgendwann ist auf der schön kurvigen Straße halt das Gewicht auf dem Tapet, und das Auto beginnt über die Vorderachse zu schieben. Aber dies fast schon im mutwilligen Bereich bei einer Fahrzeuggattung, die nun einmal keinen Sportwagen geben kann.

Es hätte sicherlich nicht geschadet, wäre Cupra früher mit dem Tavascan auf den Markt gekommen. Denn die Konkurrenz hat nicht geschlafen. Das Elektroauto für Petrolheads, und ja, diese Marktnische ist absolut vorhanden, hat Hyundai mit dem komplett verrückten Ioniq 5 N geliefert (Cupra hat dem nicht einmal den Gag eines zuschaltbaren Verbrenner-Tönchens oder dergleichen entgegenzusetzen). BYD hat ein SUV in der Größe auf dem Markt, das manches besser kann und weniger kostet.

Fun Fact zum Namen

Fun Fact: Das Modell ist übrigens nach einem Bergdorf in Katalonien, Cupras Heimatregion, benannt. Das wäre beim Gebietsschutz nach italienischem Modell nicht erlaubt, denn der Tavascan wird in China produziert (und ist dort als VW-Modell schon auf dem Markt). Als Alfa Romeo sein jüngste Modell Milano nennen wollte – gebaut wird es in Polen –, da untersagt die Regierung den Modellnamen. Es heißt nun Junior.

Der Preisfrage trägt man in Österreich notgedrungen mit einem Sondermodell („Alpha“) Rechnung. Daraus ergibt sich ein durchaus attraktives Paket aus solider Technik, wenngleich nicht dernier cri, und markantem Styling. Letzter Schrei für Markenfans: Zum Kauf gibt’s ein Cupra-Amulett fürs Handgelenk dazu. Und dieses Kupfer ist echt.

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