Cupra

Cupra zündet die nächste Antriebsstufe

Cupra Formentar und Leon kriegen kurz vor der Weltpremiere des Tavascan noch ein Facelift – und reichweitenstarke Power-Hybridantriebe.

Die Scheinwerfer und die Rückleuchten, die Stoßfänger hinten und vorne, das Lenkrad und das Cockpit – die Zahl der Teile, die für das Facelift des Formentor angefasst und neu gestaltet wurden, kann Cupra-Chefdesigner Jorge Díez beim besten Willen nicht nennen – „es waren einfach zu viele.“ Aber die Mühe habe sich gelohnt, findet er: „Das Auto hat an Charakter gewonnen, ist sinnlicher geworden. Finden Sie nicht auch?“

Seine Hand gleitet dabei über die neue Front des SUVs, der künftig eine „Shark Nose“, eine scharf geschnittene Haifisch-Nase, in den Fahrtwind streckt und mit Matrix-LEDs den Gegenverkehr böse anfunkelt. Sichtlich Freude hat er auch an der neuen Heckpartie, wo nachts jetzt das Cupra-Logo grellrot leuchtet und die LED-Bremsleuchten eine gewissermaßen provokantige Form erhielten.

„Challenger Brand“ wird zur Lifestyle-Marke

Nun ja, die Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Fakt ist: Die spanische Schwester des VW Tiguan kommt künftig noch selbstbewusster und eigenständiger daher als bisher. Ebenso der Cupra Leon, die Schwester des VW Golf – auch der Modellreihe haben Díez und sein Team noch schnell einen neuen Look verpasst. Denn in Kürze wird der Tavascan die Weltbühne betreten, das neue, vollelektrische Flaggschiff der aktuell wohl dynamischsten Marke des VW-Konzerns, die gegen den allgemeinen Trend einen Absatzrekord nach dem anderen feiert und weiter kräftig zulegt. Da gilt es, optisch wie technisch die Reihen zu schließen, um die bisherigen Bestseller im Lieferprogramm nicht plötzlich alt aussehen zu lassen.

cupra zündet die nächste antriebsstufe

Lichtspieltheater Das Cupra-Logo am Heck von Formentor und Leon leuchtet künftig zur Nachtzeit. Chefdesigner Jorge Díez ist ganz begeistert von dem neuen Feature, das die Gesetzgeber in der EU ermöglicht haben. Foto: Rother

Zumal Wayne Griffiths noch viel vor hat mit der „Challenger Brand“, wie er sagt. Cupra ist für den 58-jährigen Briten inzwischen mehr als ein Experiment, mehr sogar noch als nur ein Autohersteller, der seine Elektroautos und Plug-in Hybride ab Ende des Jahrzehnts auch in den USA anbieten wird. Den Tavascan, den teilelektrischen Hybrid Terramar, wohl auch den Nachfolger des Formentor, der dann ebenfalls einen Elektroantrieb bekommt.

Talsohle in Deutschland durchschritten

Dafür gilt es, die Marke noch einmal emotional aufzuwerten, die Modelle auch höher zu positionieren – und noch stärker als bisher von der einstigen Ziehmutter Seat abzusetzen. Mit einer expressiveren Designsprache, aber auch dem Aufbau einer eigenen, extravaganten Fashion-Linie: Während der bombastisch inszenierten Weltpremiere des neuen Cupra Formentor und Cupra Leon im monumentalen Palacio Cibeles von kündigte Griffiths die Gründung eines neuen eigenständigen Designstudios an. Dort soll der „rebellische“ Cupra-Spirit zusammen mit Partnern aus der Schmuck-, Möbel- und Modebranche in allen möglichen Formen und Lifestyle-Produkten zum Ausdruck gebracht werden.

cupra zündet die nächste antriebsstufe

Design Obsession Wayne Griffiths verfolgt ehrgeizige Ziele mit der spanischen Kultmarke. Das Thema Design spielt dabei eine Schlüsselrolle. Bei einer bombastischen Modellpräsentation in Madrid verkörperten Avatare die Prinzipien der Cupra-Markenvision.

Aber zunächst gilt es erst einmal, die aktuell gute Performance der Marke im Kerngeschäft hochzuhalten. Die Antriebswende macht gerade eine schwierige Phase durch, die Nachfrage nach Elektroautos ist in Deutschland nach dem plötzlichen Wegfall des staatlichen Umweltbonus eingebrochen. Bernhard Bauer, der Deutschlandchef von Seat und Cupa, sieht allerdings schon Licht am Ende des Tunnels: Attraktive Leasingkonditionen ab 249 Euro im Monat hätten das Interesse von Privatkunden am vollelektrischen Cupra Born wieder steigen lassen: „Die Talsohle scheint durchschritten.“ Und auch die Nachfrage nach Plug-in Hybriden sei stark gestiegen – Autos mit dem Antriebskonzept hatten viele in Deutschland eigentlich schon abgeschrieben.

Plug-in Hybride deutlich aufgewertet

Da kommen die beiden neuen Modelle gerade recht. Die neue Generation von Leon und Formentor stromert als Plug-in Hybrid dank eines auf 19,7 kWh vergrößerten Akkus künftig bis zu 100 Kilometer weit und kann nun am Schnelllader Strom über einen CCS-Anschluss mit bis zu 50 Kilowatt aufnehmen. Bislang mussten Formentor und Leon eHYBRID spätestens nach 60 Kilometern einen Ladepunkt ansteuern, um weiterhin emissionsfrei fahren zu können. Und die Leistungsaufnahme betrug dort mickrige 3,6 kW. Knapp drei Stunden zog sich demzufolge eine Ladepause an der Wallbox hin. Künftig geht das dank einer Ladeleistung von 11 kW auch am Wechselstrom-Lader deutlich flotter.

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Haifisch-Nase mit Wow-Faktor Wie der Formentor erhielt auch der Cupra Leon im Zuge des Facelifts unter anderem eine neue Front, die Kaufinteressenten beeindrucken und den sportlichen Charakter der Marke unterstreichen soll. Dem gleichnamigen Seat bleibt das verwehrt. Foto: Cupra

Mehr Dynamik verspricht die eHYBRID-Version auch im Fahrbetrieb. Denn die Antriebsleistung der Plug-in Hybride stieg bei beiden Modellen auf 200 kW oder 272 PS. Die mit 150 kW Leistung etwas schwächere Version entfällt beim Formentor, ist mit Rücksicht auf den hohen Anteil an Gewerbekunden nur noch im Leon und Leon Sports Tourer erhältlich. Interessant auch: Der Leon ist auch weiterhin als Seat erhältlich, ein Facelift wird er dort für die letzte Lebensphase aber nicht mehr erhalten.

Preise bleiben stabil

Fast noch erfreulicher aber: Das Mehr an Leistung und Reichweite will sich Cupra nicht extra bezahlen lassen: Ausstattungsbereinigt kosten Leon und Formentor annähernd so viel wie vorher. Der neue Cupra Leon startet als Benziner bei 35.500 Euro, der Formentor bei 39.400 Euro. Zum Vergleich: Bislang lagen die Basispreise bei 35.040 bzw. 38.350 Euro. Für die Teilzeitstromer werden aktuell 42.465 und 49.080 Euro aufgerufen. Die Neuen, die ab 6. Mai bestellt werden können und schon Ende Juni bei den Händlern stehen, dürften entsprechend in der gleichen Preisklasse liegen.

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