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Energiekosten-Vergleich Diesel, Benziner, E-Auto : Strompreis-Explosion – fahren E-Autos billiger?

Während die Spritpreise sinken, steigen die Stromkosten. Das hat Auswirkungen auf Elektroautos: Behalten sie unter den aktuellen Umständen ihren Vorteil in Sachen Unterhaltskosten?

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Laut der Tank-App “mehr-tanken” , die zum Netzwerk von auto motor und sport gehört, kostete Super E5 im November 2022 in Deutschland im Schnitt 1,88 Euro, Diesel lag bei 1,97 Euro – Tendenz jeweils leicht fallend. Gleichzeitig steigen im ganzen Land die Strompreise, und zwar sowohl in den Haushalten als auch an den E-Auto-Ladesäulen. Das macht einen Vergleich zwischen den Antriebskonzepten umso interessanter: Können Fahrerinnen und Fahrer eines Elektroautos im Vergleich zum Benzin- und Dieselverbrenner noch immer mit günstigeren “Treibstoff”-Kosten rechnen? Wir haben recherchiert und nachgerechnet.

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Wer das E-Auto daheim lädt, fährt günstig

Zuerst die generelle Betrachtung. Das Vergleichsportal Verivox berechnete im Frühjahr 2022 den durchschnittlichen Stromverbrauch der zehn beliebtesten Elektroauto-Modelle des Jahres 2020. Der liegt bei 19 Kilowattstunden (kWh) pro 100 km. Weil laut einer Erhebung des Beratungshauses EUPD Research 77 Prozent der Ladevorgänge von Elektroautos zu Hause stattfinden, nimmt das Vergleichsportal den durchschnittlichen Haushaltsstrompreis als maßgeblich. Laut des Verivox-Verbraucherpreisindex’ Strom lag der im November 2022 bei 48,16 Cent/kWh. Damit ergeben sich Stromkosten von 9,15 Euro pro 100 Kilometer, auf eine jährliche Fahrleistung von 15.000 km hochgerechnet sind es 1.373 Euro.

Schwenk auf den Benziner, dessen Kraftstoffkosten wir anhand des Super-E5-Preises berechnet haben. Warum nicht das günstigere E10? Weil Deutschlands Autofahrerinnen und Autofahrer dieser Spritsorte noch immer skeptisch gegenüberstehen. Das zeigen allein die Suchanfragen auf “mehr-tanken” (17 Millionen bei E5 im Vergleich zu 5,8 Millionen zu E10). Den durchschnittlichen Verbrauch eines Benziners beziffert Verivox auf 7,7 Liter pro 100 Kilometer. Bei einem durchschnittlichen E5-Benzinpreis von 1,88 Euro/Liter sind das für diese Strecke Kosten von 14,48 Euro. Das entspricht 2.171 Euro für 15.000 km.

Der durchschnittliche Verbrauch von Diesel-Pkw liegt laut dem Vergleichsportal bei 7,0 Litern pro 100 Kilometer. Bei einem durchschnittlichen Dieselpreis von 1,97 Euro/Liter belaufen sich die Kosten auf 13,79 Euro. Bei einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 km summieren sich die Kosten auf 2.069 Euro.

VW Golf Benziner und Diesel im Vergleich mit ID.3

Doch wie entwickelt sich das Verhältnis der Energiekosten im konkreten Fall, wenn man also ähnliche Automodelle miteinander vergleicht? Diese finden sich im VW-Angebot mit dem Klassiker Golf, der sowohl als Benziner und Diesel angeboten wird, und dem Elektriker ID.3. Im Test von auto motor und sport verbrauchte der VW ID.3 Pure mit 48-kWh-Akku im Pendler-Profil 22,3 kWh/100 km, das entspricht mit dem Haushaltsstrompreis von Verivox 10,74 Euro. Wer dieses Modell 15.000 Kilometer im Jahr fährt, bezahlt dafür folglich 1.611 Euro Stromkosten im Jahr.

Im gleichen Test kam der Golf 1.0 eTSI Life auf einen Benzinverbrauch von 6,6 Liter, was bei einem Super-E5-Preis von 1,88 Euro 12,41 Euro entspricht – eine Differenz von 1,67 Euro zuungunsten des Benziners also. Bei 15.000 Kilometern (im Jahr) sind das also 1.861 Euro – und damit nur noch 250 Euro Mehrkosten gegenüber dem Elektroauto ID.3. Zum Vergleich: Ende März, als die Spritpreise sehr hoch und die Stromkosten noch überschaubar waren, lag das Delta noch bei 939 Euro.

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Beim Golf TDI Life mit 115 PS ermittelte auto motor und sport einen Pendlerverbrauch von 5,9 Litern, was pro 100 Kilometer 11,62 Euro und mithin 88 Cent mehr kostet als beim elektrischen ID.3. Bei 15.000 Kilometern (im Jahr) sind das demnach 1.743 Euro und somit 132 Euro mehr als beim Stromer.

Auf Fernstrecken kann das E-Auto teuer werden

Die Energiepreise können bei Elektroautos jedoch noch höher ausfallen. Dann nämlich, wenn es viel auf Fernstrecken genutzt wird: Schnellladen an einer Ladestation des Anbieters Allego kostet im ungünstigsten Fall beispielsweise 85 Cent pro Kilowattstunde. Damit würden sich 100 Kilometer im ID.3 auf 18,96 Euro verteuern – 5,89 Euro mehr als beim Golf 1.0 eTSI, selbst wenn man bei diesem zehn Cent pro Liter Super als Autobahnaufschlag einkalkuliert. Die Kalkulation bezieht sich aber eben nur auf Autobahnreisen.

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Ein Versuch, einen Durchschnittspreis pro kWh Ladestrom für alle Nutzungsszenarien eines E-Autos zu ermitteln, könnte so aussehen: Auf Autobahnen schwanken die Preise aktuell zwischen 53 und 85 Cent pro kWh, je nach Anbieter und gewähltem Tarif. Das ergäbe – betrachtet man die aktuell fünf größten Schnellladesäulen-Betreiber isoliert – einen Durchschnittspreis von 69 Cent fürs Laden unterwegs. Der geht aber nur anteilig ein, denn 77 Prozent aller Ladevorgänge finden – wie oben angegeben – zu Hause statt. Heißt im Umkehrschluss: nur 23 Prozent anderswo – sicher nicht nur an der Autobahn, aber das sei vernachlässigbar. Einen gewichteten Durchschnittspreis für Ladestrom müsste man also so bilden:

Haushaltsstrom-Durchschnittspreis (48,16 Cent) x 0,77 + Durchschnittspreis an der Autobahn (69 Cent) x 0,23.

Daraus ergibt sich ein Gesamtdurchschnittspreis pro kWh Ladestrom für die Nutzung eines E-Autos in Deutschland von 52,96 (gerundet 53) Cent. Der gilt vermutlich für kaum jemand konkret, aber eben für den Durchschnitt.

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Auch Sprit ist an der Autobahn viel teurer

Dass Ladestrom unterwegs und vor allem an Autobahnen teurer ist, sollte niemand wundern. Schließlich sind an Autobahn-Tankstellen Aufpreise zwischen 20 und 30 Cent die Regel. Wir haben im Schnitt mit zwölf Prozent gerechnet und so auch für Sprit gewichtete Preise ermittelt. Damit lässt ich die Vergleichsrechnung der VW-Golf-Verbrenner mit dem ID.3 noch mal präzisieren. Den gewichteten Preis haben wir bei Diesel und Benziner mit dem gleichen Prozentsatz ermittelt (23 Prozent der Fälle an der Autobahn tanken), nur für den Eco-Verbrauch haben wir den Durchschnittspreis angesetzt. Das gilt auch beim E-Auto. Hier haben wir zur Ermittlung der Pendler-Kosten jedoch ebenfalls den Haushaltsstrompreis verwendet, weil es uns wenig realistisch erscheint, dass E-Auto-Fahrer bei der alltäglichen Fahrt zur Arbeit unterwegs an Ladestationen anhalten.

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Die Tabelle zeigt es: Mit den Verbrauchsdaten aus auto-motor-und-sport-Tests und gewichteten Preisen ergibt sich derzeit kaum noch ein Kostenvorteil für die Fahrerinnen und Fahrer eines E-Autos. Der Diesel liegt fast gleichauf (+ 1,3 Prozent), der Abstand des Benziners ist etwas größer (+ 7,8 Prozent). Zum Vergleich: Ende März lag der Elektro-Vorteil noch bei satten 45 (zum Diesel) beziehungsweise 54 Prozent (Benziner).

Auch in absoluten Zahlen haben die Verbrenner im Vergleich zum Frühjahr aufgeholt. Die Dieselkosten liegen nur noch 23,70 (Jahr) respektive 1,98 Euro (Monat) höher als die für den Betrieb eines Elektroautos nötigen Stromkosten. Etwas weiter geht die Schere beim Benziner auf (137,85 Euro im Jahr oder 11,49 Euro im Monat).

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