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VW Passat TDI: Wann i nur aufhör‘n könnt!

vw passat tdi: wann i nur aufhör‘n könnt!

VW Passat TDI: Wann i nur aufhör‘n könnt!

Ein Traumwagen war früher etwas Starkes, Flaches, Schnelles. Ein VW Passat Variant mit Vierzylinder-Dieselmotor fiel kaum in diese Kategorie. Das hat sich geändert: Ich bin lange nicht mehr so gern so weit gefahren (und bin dann so entspannt ausgestiegen) wie mit dem neuen Passat – auch wenn an ihm nicht alles perfekt ist, wie man hier im Video-Fahrbericht erfährt.

Man will dem Autofahrer schmackhaft machen, auch lange Strecken mit dem Elektroauto zu fahren. Das funktioniert mit manchen Stromern auch mehr oder weniger. Es ist nur eine Zeit- und Geduldsfrage. Wer wirklich Kilometer zurücklegen muss und nicht zu viel Lebenszeit dabei verschenken will (bzw. auch noch etwas anderes zu tun hat), kommt am Verbrenner kaum vorbei, auch wenn der in der öffentlichen Wahrnehmung (ausgelöst nicht zuletzt durch VWs Abgas-Skandal) als böse gilt.

Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Es wird so viel über Reichweite gesprochen, wobei hohe WLTP-Zahlen in den Raum geworfen werden, die in der Realität nichts wert sind. Tatsächlich wird man sich im besten Fall alle gut 300 Kilometer eine Ladestation suchen, wenn man nicht geduldig mit 100 km/h über die Autobahn schleicht. Im VW Passat fährt man ohne Zurückhaltung weit über 1000 Kilometer.

„Ja, aber man muss doch sowieso Pausen machen!“ Richtig, aber nicht alle zweieinhalb Stunden für eine Dreiviertelstunde (inklusive Ladesäulensuche, Anstecken, eventuellen Rumpeleien bei der Inbetriebnahme etc.). Vor allem: Wenn man dazwischen zur Toilette muss, muss man außertourlich anhalten. Oder man möchte einen Kaffee oder etwas zu essen, was es an der Ladestation nicht gegeben hat.

Jedenfalls: Im VW Passat 2.0 TDI mussten wir nur wegen letztgenannter Gründe anhalten. Auf der 900-Kilometer-Fahrt von Hannover nach Eisenstadt betrug der Durchschnittsverbrauch 6,3 l/100 km, obwohl wir bis zur tschechischen Grenze – wo möglich – 200 km/h und mehr gefahren sind. Macht bei bescheidenen 66 Liter Tankvolumen eine Reichweite von 1047 Kilometern. Im Alltag braucht der Kombi nicht mal sechs Liter.

Für eine Kaffeepause reichten zehn Minuten, inklusive Regeneration. Auch weil das Fahren in dem Wagen kaum anstrengend ist. Dazu wiederum tragen die unbestreitbaren Qualitäten des Testwagens bei: Er ist auch bei hohem Tempo leise und sein Fahrwerk ist wirklich großartig (allerdings kostet es auch in der Topausstattung rund 1100 Euro Aufpreis). DCC Pro heißt es, verfügt über adaptive Dämpfer mit je zwei Ventilen (für Zug- und Druckstufe, es wird also in beiden Richtungen geregelt) und ist zugleich so präzise und komfortabel, dass man sich in einer höheren Fahrzeugklasse wähnt.

Es ist am 15-Zoll-Display (Teil des Unlimited-Pakets, sonst 12,9 Zoll) in 15 Stufen feineinstellbar, also auch drei Stufen weicher als Comfort und ebenso viele Stufen härter als Sport. Auf superweich wird es leicht schaukelig, auf Comfort ist es wirklich komfortabel, aber so stabil, dass man nicht einmal beim Höchsttempo von 223 km/h nachregulieren muss. Je härter man das Ganze einstellt, desto mehr mutiert der Passat zur Fahrmaschine. Mit dem DCC Pro kommt auch die Progressivlenkung, die für ein gutes Gefühl für die Fahrbahn sorgt.

Auch der Sportmodus erhöht natürlich nicht die maximale Motorleistung von 150 PS, aber der TDI sorgt für überraschend flottes Vorankommen mit dem ohne Fahrer 1,7 Tonnen schweren Lademeister. Ab 1600 Touren liefert er sein maximales Drehmoment von 360 Nm, macht sich weder in der Lenkung noch über die Maßen akustisch bemerkbar und in jeder Hinsicht erweist sich als höchst angenehme Motorisierung. Natürlich beschleunigt er nicht wie ein Sportwagen, aber 9,3 Sekunden Standardsprintzeit lag früher auf GTI-Niveau und auch für Überholvorgänge reicht es in den meisten Fällen.

Apropos Lademeister: In den Kofferraum passen beeindruckende 690 Liter, fernentriegelt man die Rücksitzlehnen, hat man ein Ladevolumen von 1920 Liter zur Verfügung. Der doppelte Boden lässt sich mit einer Hand versetzen – perfekt.

Opulent Platz haben auch die Insassen, vorne wie hinten. Das darf auch so sein, immerhin ist der Passat im Vergleich zum Vorgänger rund 15 Zentimeter länger und misst nun 4,82 Meter bei 2,84 Meter Radstand.

Die Sportsitze im Testwagen der R-Line bieten viel Seitenhalt und Oberschenkelauflage (ausziehbar). Die Anmutung im Innenraum kann aber mit den oberklassigen Fahreigenschaften nicht ganz mithalten. Zwar finden sich viele wertige Materialien, aber auch hinterleuchtete Plastikflächen, die trotz einer Vielzahl an einstellbaren Lichtfarben billig wirken. Auch die Lenkstockhebel hinterlassen nicht gerade einen Luxuseindruck. Dabei ist der Fahrwahlhebel wenigstens noch praktisch, der kombinierte Blinker- und Scheibenwischerhebel ist jedoch auch diesbezüglich misslungen (siehe Video).

Generell erinnert die Optik sehr an die ID-Modelle, und das ist nicht schmeichelhaft. Der Touchscreen mit den (immerhin beleuchteten) Touchslidern darunter prägt das Bild, immerhin findet man hinter dem Lenkrad (anders als im VW ID.7) ein normal großes Tachodisplay, das sehr übersichtlich und leicht konfigurierbar ist. Top: Am Lenkrad hat VW richtige Tasten eingesetzt, die wirklich gut zu bedienen sind.

Das Bediensystem am Zentralscreen ist noch immer nicht der letzte Schluss an Bedienfreundlichkeit, aber mit ein paar Einschränkungen ist es gut zu handlen (auch hier: Siehe Video!). Ein paar echte Tasten hätten die Wolfsburger aber durchaus anbringen können, um die Bedienung zu erleichtern.

Die Preise und Motorisierungen

Derzeit sind noch immer nur zwei Varianten bestellbar, beide mit vier Zylindern, 150 PS, Frontantrieb und Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe: ein 1,5-Liter-Benziner ab 48.490 Euro sowie der hier beschriebene Zweiliter-Diesel ab 52.990 Euro. Als R-Line kommt der Diesel auf 57.790 Euro, mit Extras von Anhängerkupplung bis Standheizung auf knapp 67.000 Euro.

Weitere Verbrenner sowie Plug-in-Hybride mit rund 100 Kilometer WLTP-Reichweite werden folgen.

Fahrzit:

Der Spruch im Titel stammt bekanntlich aus einer Kekswerbung. Der Passat macht natürlich nicht so süchtig wie die Kombination aus Schokolade und Knusperkern, aber man mag trotzdem nicht zu fahren aufhören, weil es nicht anstrengt, sondern insbesondere mit dem Soundsystem (Harman Kardon, gut 1000 Euro) und überhaupt wegen der Fahreigenschaften oft sogar eher entspannt. Ein Traum im Alltag.

Warum?

Ein perfekter Begleiter in allen Lebenslagen

Hochklassige Fahreigenschaften

Warum nicht?

Die R-Line-Optik muss man mögen

Oder vielleicht …

… Skoda Superb – die beiden wurden von Skoda sogar gemeinsam entwickelt. Und da gibt es sogar eine Limousine.

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