Modern Classic

Motorräder

Endtöpfe, Federelemente, Windschild und mehr

Im Rahmen des 50.000-Kilometer-Dauertests testeten wir an der Royal Enfield Interceptor INT 650 auch 4 Endtöpfe und Zubehör wie Öhlins-Federelemente, Windschild, Sturzbügel und vieles mehr.

Endtöpfe, Federelemente, Windschild und mehr

Gerade wegen ihres freundlichen und umgänglichen Charakters und ihrer Handlichkeit wurde die Royal Enfield Interceptor 650 auch flott und frech bewegt. Dafür aber ist die aufrecht-entspannte Sitzposition mit relativ weit vorn liegenden Rasten zu passiv. Ein flacherer LSL-Lenker sowie die Fußrasten der Royal Enfield Continental 650 sorgen für eine moderat-sportliche Haltung und deutlich mehr Druck auf dem Vorderrad. Flott bewegt kommen aber vor allem die unterdämpfte Gabel und die in der Zugstufe überdämpften und mit zu viel innerer Reibung behafteten Stoßdämpfer an ihre Grenzen. Hier hält der Zubehörmarkt Abhilfe bereit. Für solvente Piloten, die möglichst komfortabel unterwegs sein wollen, lohnt ein Blick in den Öhlins-Katalog. Lineare statt progressiv gewickelte Gabelfedern sorgen vorn für feines Ansprechen und etwas mehr Federreserven. Die voll einstellbaren Federbeine mit Ausgleichsbehälter sprechen ebenfalls sehr fein an und arbeiten dazu um Klassen geschmeidiger als die Serienteile. Wer gerne etwas sportlicher oder mit viel Zuladung oder Sozius unterwegs ist, dem sei ein Blick auf die auch preislich interessanten YSS-Komponenten empfohlen. So oder so, ein Tausch vorrangig der Federbeine – zumal, wenn wie hier in der Länge verstellbar – bedeutet einen großen Schritt für Fahrwerk und Fahrspaß, der sich durch passende Reifen nochmals ein gutes Stück steigern lässt.

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Mehr Performance aus der Einscheiben-Schwimmsattel-Bremse im Vorderrad zu kitzeln ist indes nicht so leicht. Lucas SV-Beläge (zum Beispiel Louis, 38,94 Euro) lassen die Bremse etwas spontaner zupacken, bei weitgehend gleicher Bremsleistung. Wer sich von Zubehör-Auspuffen mehr Leistung verspricht, wird übrigens enttäuscht. Die Unterschiede liegen nahezu im Bereich der Messtoleranz.

Dauertest-Abschluss Royal Enfield Interceptor 650 nach 50.000 km
Reifen-Empfehlungen Royal Enfield Interceptor 650

Endtöpfe für Royal Enfield Interceptor 650

Royal Enfield Serien-Auspuff: Mit dem Serien-Auspuff präsentiert sich der 650er-Twin ausgesprochen harmonisch abgestimmt. Ruckfreie Gasannahme knapp unter 2.000/min, gleichmäßige smoothe Power bis zur Spitzenleistung, die mit 49 PS die Werksangabe sogar noch knapp toppt. Angenehm dezent-knuffiger Sound, der unter Last etwas energischer wird. An den Austrittsöffnungen zeigt sich aber bereits etwas Rostansatz. Dazu sind die beiden Endtöpfe mit zusammen zehn Kilogramm ganz schöne Moppelchen.

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BS-Exhaust 2-in-2-Komplettanlage: Mit 5,5 Kilogramm ist die verchromt (1339,85 Euro) oder wie abgebildet satiniert (1176,02 Euro, www.dnt-racing.com) erhältliche 2-in-2-Anlage sensationelle 11,7 Kilogramm leichter als die Serienanlage. Ultraschlank, kerniger Sound, mit 91 dB(A) Standgeräusch noch innerhalb der in den Fahrzeugpapieren ausgewiesenen 92 dB(A). Den minimal schwächeren Drehmomentverlauf spürt man in der Praxis nicht, das geringere Gewicht und etwas mehr Drehfreude ganz oben schon.

G. P. R. Royal Ultracone E.: Mit 4,3 Kilogramm sind die italienischen Schalldämpfer (615,90 Euro, www. gpr-germany.de) echte Leichtgewichte. Die Verarbeitung ist gut, eine Abdeckblende über den Anschluss zum Krümmer und die Schelle bieten sie
allerdings nicht. Etwas aggressiverer, kerniger, aber nicht zu lauter Baller-Sound als Serie und Zard, 89 dB(A) Standgeräusch. Leistungsmäßig liegen die Italo-Töpfe absolut auf Serien-Niveau.

Zard: Der sauber verarbeitete Zard Slip-On (759 Euro, www.zardauspuff.de) bringt mit 5,3 Kilogramm nur knapp die Hälfte des Original-Topfs auf die Waage. Mit 86 dB(A) Standgeräusch liegt er gleichauf mit der Serie. Schön voluminöser, kernig-satter Klang. Die schlanken Schalldämpfer sorgen für einen geringfügigen Drehmomentgewinn im mittleren Drehzahlbereich und eine noch glattere Drehmomentkurve.

Zubehör-Tipps für Royal Enfield Interceptor 650

Lenker und Windschild: Die aufrechte Sitzposition der Interceptor ist sehr relaxed, aber eben auch etwas passiv. Mit einem flacheren Lenker wie dem LSL Sixties LY1 (59,95 Euro, www.lsl.eu) wird die Sitzposition versammelter und aktiver, aber nicht unbequem, was für mehr Druck aufs Vorderrad sorgt. Der Windschild von Enfield (84,56 Euro) fügt sich schön in die Gesamtlinie ein und entlastet den Oberkörper tatsächlich etwas vom Fahrtwind.

Öhlins Federelemente: Viel Potenzial steckt noch im Fahrwerk. Die linearen Öhlins-Gabelfedern (231,54 Euro, www.ohlins.eu) sorgen für feines Ansprechen und mehr Federreserven gegenüber den progressiven Originalen (im Bild ganz unten). Die längenverstellbaren Federbeine sind mit 921,39 Euro nicht billig, arbeiten dank vernünftig abgestimmter Zugstufe aber um Welten komfortabler. Fünf Millimeter länger eingestellt, gewinnt die Enfield dazu an Handlichkeit. Der Tipp für alle, die größten Wert auf Komfort legen.

Hepco & Becker Gepäcksystem: Mit Gepäckbrücke (151,04 Euro), C-Bow-Träger (170,54 Euro) und den adretten, gut nutzbaren und leicht zu handhabenden Liberty-Taschen (je 17 Liter Volumen, 613,14 Euro, Regenhauben 40,89 Euro) wird die Enfield reisetauglich. Soll ein Sozius mit, wird allerdings ein Rastenverlegungs-Kit notwendig (58,44 Euro). Robust ist die Gepäckbrücke übrigens auch, wie FUEL-Mann Tibor beim Transport eines Pannonia-Motors feststellte.

Accessoires: Optisch macht die Enfield ja schon ab Werk ordentlich was her. Aber ein bisschen was geht ja bekanntlich immer noch. Zum Beispiel mit dem gefrästen Deckel für den Bremsflüssigkeitsbehälter (25,52 Euro), den es in Silber und Schwarz gibt. Er stammt ebenso wie die Faltenbälge für die Gabel (35,77 Euro), der Alu-Motorschutz (51,15 Euro) oder die Touring-Sitzbank (110,19 Euro) aus dem Enfield-eigenen Zubehörprogramm.

Sturzbügel: Heute bei aktuellen Straßenmotorrädern ein eher seltenes Accessoire. In den 70ern und 80ern dagegen waren sie häufig anzutreffende Begleiter: Sturzbügel. Die verchromten Exemplare aus dem Royal-Enfield-Programm (84,56 Euro) fügen sich zwischen polierten Deckeln und verchromten Krümmern schön ins Gesamtbild und schützen die exponierten Gehäusedeckel, die bereits bei einem Umfaller hässliche Kratzer davontragen würden.

Fußrasten von der Royal Enfield Continental: Es lebe das Baukastenprinzip! Wem der Sinn nach einer aktiveren, mehr Café-Racer-artigen Sitzposition steht, kombiniert einen flacheren Lenker (siehe links) mit den Rasten der Royal Enfield Continental. Die passen plug & play. Einziger Nachteil: Der Schalthebel wird direkt auf der Schaltwelle montiert. So ist nur eine Einstellung über deren Verzahnung möglich.

YSS Federelemente: Zusätzlich zu linearen Gabelfedern wartet der YSS-Gabelkit (282,67 Euro, Fachhändler) mit einem PD-Valve genannten Dämpferkolben auf, der ein Shim-Paket trägt. Damit legt die Gabel respektable Qualitäten in Form von durchaus seriöser Dämpfung und deutlich größeren Dämpfungsreserven an den Tag und gefiel richtig gut. Sowohl die voll einstellbaren Federbeine mit Ausgleichsbehälter (660,41 Euro) als auch die nur in Zugstufe, Vorspannung und Länge einstellbaren Federbeine (419,80 Euro, unten) liegen von der Abstimmung her auf der straffen Seite. Was dem Fahrverhalten der Enfield schon einen kleinen Schuss Sportlichkeit verleiht. Lange Wellen federn beide Dämpfertypen gut aus, leiten kurze Stöße aber knochentrocken weiter. Sie empfehlen sich für schwerere Fahrer und häufige Fahrten mit Sozius und/oder Gepäck. YSS liefert auf Wunsch auch weichere Federn. Auch hier empfiehlt sich, die Länge der Federbeine um fünf Millimeter anzuheben. Budget-Tipp.

Spiegel: Die Original-Spiegel sind zwar stilgerecht verchromt, ein funktionales Highlight sind sie aber nicht. Da wirken die schwarz eloxierten Zubehör-Spiegel von Enfield (122,90 Euro) schon deutlich eleganter. Auch die optische Qualität der Spiegelgläser liegt über derjenigen der stark vergrößernden Originalteile. Allerdings dürften die Spiegelarme für bessere Rücksicht noch etwas länger sein.

Korrosionsschutz: Alu-Felgen, blank polierte Motordeckel und Winterbetrieb? Auweia, da sind hässliche Oxidationsspuren quasi programmiert. Es sei denn, man hat die blanken Teile mit S100 Schutzwachs (ca. 14 Euro, Louis, Polo) behandelt. Das dünnflüssige Wachs lieber in mehreren dünnen als einer dicken Schicht auftragen, gut ablüften lassen. Derart geschützt kam die Enfield ausgezeichnet durch den ersten Winter. Ein heißer Tipp für Ganzjahresfahrer.

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