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Einfache Technik zur Ladungssicherung

Ratsch, ratsch, ratsch – Spanngurte sind unabdingbar für die Ladungssicherung. promobil erläutert die wichtigsten Merkmale der eigentlich simplen Mechanik und zeigt, worauf Sie achten sollten.

In diesem Artikel:

Ein Leben ohne Spanngurt ist möglich, aber sinnlos. Gut, das klingt jetzt etwas pathetisch und übertrieben, aber es ist doch etwas Wahres dran. Wie sonst könnte man die geliebten Dinge sicher verstaut mit in den Urlaub nehmen – die Drahtesel, das Motorrad oder die Kiste Lieblingsbier? Das macht die Reisemobiltour doch erst so richtig rund.

Spanngurte sind dabei das Mittel der Wahl und aus unserem Reisealltag kaum mehr wegzudenken. Sie gelten als selbstverständliche Problemlöser, die im Baumarkt oft für wenig Geld zu haben sind.

Was macht einen Spanngurt so unabdingbar?

Tatsächlich kommt es relativ häufig zu Schäden oder gar Unfällen, bei denen ungesicherte Ladung eine Rolle spielt. Die Gründe sind oft der Verzicht auf Absicherung aus Bequemlichkeit, eine falsch angebrachte Verzurrung oder nicht funktionstüchtige Spanngurte. Selbst kleine oder vermeintlich leichte Gegenstände wie ein Campingtisch können bei einem Aufprall oder einer Vollbremsung zu lebensgefährlichen Geschossen werden. Auf drei Punkte sollten Sie achten.

1. Das Etikett

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Etikett: Die Farbe des Etiketts gibt Aufschluss über das Gurtmaterial. Blau = Polyester.

So, jetzt wird es “spannend”. Wichtigstes Merkmal eines jeden Spanngurts: das Prüfschild. Vielleicht ist es Ihnen noch nie aufgefallen: Jeder Spanngurt muss ein Prüfschild haben, das in der Nähe des Verschlusses angenäht ist. Das kleine Etikett liefert alle wichtigen Information über den Spanngurt (siehe Seite 82).

Aufgelistete Kräfte werden in der Maßeinheit Dekanewton (daN) angegeben. Ein Dekanewton entspricht zehn Newton, oder vereinfacht: Hat ein Spanngurt etwa eine zulässige Zugkraft von 500 daN, so darf der Gurt mit maximal 500 Kilogramm belastet werden. Ein Dekanewton entspricht also ungefähr der senkrechten Zugkraft eines ein Kilo schweren Gegenstands. Zudem befindet sich auf dem Etikett eine Angabe zur Prüfnorm, ohne die ein Gurt nicht verkauft – und nicht benutzt – werden darf.

Übrigens haben Spanngurte kein Verfallsdatum, wie oft angenommen wird. Was nicht heißt, dass beschädigte oder ausgeleierte Gurte nicht baldmöglichst ersetzt werden sollten. Üblicherweise werden Spanngurte nach der europäischen Norm DIN EN-12195-2 geprüft. In Einzelfällen, etwa für industrielle Anwendungen, können die Prüfnormen DIN 60060 oder VDI 2701 angewendet werden.

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Für leichte Gepäckstücke eignen sich sogenannte Expander-Riemen zur Absicherung.

Fehlt das Etikett oder schneidet man es ab, weil es stört, darf der Spanngurt eigentlich nicht mehr benutzt werden – selbst wenn er noch voll funktionstüchtig ist. Das Prüfschild stellt quasi die Betriebserlaubnis für den Spanngurt dar. Bei Polizeikontrollen drohen sogar Geldbußen. Und eine Teilschuld droht bei einem Unfall, wenn die schlecht gesicherte Ladung in ursächlichem Zusammenhang steht.

Ein weiteres Merkmal ist die Farbe des Prüfschilds. Sie gibt Aufschluss über das Material, aus dem der Gurt besteht: Blau (Polyester), Grün (Polyamid) oder Braun (Polypropylen). Alle drei Materialien sind in der Prüfnorm EN-12195-2 definiert. Das Gros aller Spanngurte (ca. 97 Prozent) besteht aus Polyester. Darüber hinaus gibt es noch Gurte mit weißem Etikett. Diese sind aus Polyamiden sowie ultrahochmolekularem Polyethylen hergestellt und eignen sich für spezielle Zwecke (bspw. Schwertransporte), finden daher im privaten Freizeitbereich kaum Anwendung.

2. Zugkraft

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Airline-Schienen mit Ösen helfen beim Verzurren ungemein. Mit ihnen lässt sich der passende Spannpunkt flexibel einrichten.

Damit die Gurte bei Wind und Wetter gleichmäßig belastbar sind, wird das Gurtband imprägniert. Zudem ist die Breite der (Standard-) Gurte in bestimmten Schritten vorgegeben. Gurtbänder mit 25, 35, 50 und 75 Millimeter Breite haben sich für die gängigen Anwendungen bewährt. Mit ihnen können Spannkräfte von 250 bis 10000 daN erreicht werden.

Für den Privatgebrauch sind Gurte mit einer Breite von 50 Millimetern und mehr meist unnötig. Warum? Ein breiter Gurt ist in der Handhabung deutlich sperriger und die maximale Zugkraft der schmaleren Gurte reicht in der Regel gut aus. So schaffen einfache Ratschengurte mit einer Breite von 25 Millimeter bereits Spannkräfte von 500 daN – und das genügt zum Verzurren für die üblichen sperrigen Gepäckstücke auf Reisen. Wer allerdings einen Pkw auf einem Anhänger hinter dem Wohnmobil herziehen möchte, sollte zum Sichern des Autos entsprechend kräftigere Spanngurte verwenden.

3. Verschlüsse

Der offensichtlichste Unterschied bei Zurrgurten ist der verwendete Verschluss. Als “narrensicher” und haltbar haben sich zwei Arten von Verschlüssen etabliert: dasKlemmschloss und die Ratsche.

3.1. Klemmschloss

Das Schloss besteht aus einer geriffelten Klemmbacke, die durch eine Feder zum Steg bewegt wird, und einem Umlenksteg.

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Einfach zu handhaben, günstig, relativ hohe Haltekraft: Ein Klemmschlossgurt eignet sich für viele Ladegüter.

In die eine Richtung lässt sich das Gurtband durchziehen, in die andere wird es durch die Klemmbacke blockiert. Wichtig sind dabei die Rauigkeit der Klemmbackenoberfläche und der Anstellwinkel des Stegs, damit der Gurt unter Last sicheren Halt bietet und sauber wieder gelöst werden kann.

Einfache Spanngurte mit Klemmverschluss haben eine zulässige Zugkraft von 250 daN, womit sich schon Gegenstände bis zum Gewicht eines Motorrades (Vierpunkt-Verzurrung, Kasten S. 85) sauber und sicher abspannen lassen.

3.2. Ratsche

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Ratschen erzielen hohe Kräfte. Tipp: Mehr als drei Gurtwindungen um die Wirbeltrommel braucht es nicht.

Als weiterer Verschlusstyp wird die Ratsche verwendet. Hier wird zunächst der Ratschenhebel geöffnet und der Gurt an der flachen Schlossseite durch den Schlitz in die Wirbeltrommel geführt und wieder in die gleiche Richtung herausgezogen. Dann noch auf die passende Länge durchziehen und die Ratsche bewegen, bis die nötige Spannung erreicht ist – was nach zwei bis drei Trommelumdrehungen der Fall sein sollte.

Der häufigste Ratschentyp ist die Kurzhebelratsche, auch Druckratsche genannt. Langhebelratschen sind für sehr schwere Lasten gedacht.

3.3. Automatikspanngurt

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Automatikgurte sind bestechend in der Handhabe. Per Knopfdruck lässt sich die gewünschte Länge ein- und ausrollen.

Wer es komfortabler mag, kann alternativ zu Automatikspanngurten greifen. Auch sie spannen per Ratsche, ziehen jedoch auf Knopfdruck federunterstützt den Gurt auf die gewünschte Länge ein. Ratsche spannen. Fertig.

3.4. Zweiteilige Spanngurte

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Zweiteilige Zurrgurte mit Ratschenverschlüssen und Karabinerhaken an den Enden.

Außerdem gibt es ein- und zweiteilig Spanngurte. Einteilige werden um die zu verspannenden Gegenstände herumgeschlungen und das lose Ende in das Klemm- oder Ratschenschloss am anderen Ende eingeführt. Zweiteilige Zurrgurte besitzen ein Los- und ein Festende. Letzteres ist kurz und mit dem Verschluss versehen. Das Losende ist länger.

Beide haben zudem an einem Ende ein Beschlagteil (Spitz- oder S-Haken, Karabiner) zum Einhaken an einer Zurröse. Einteilige Gurte sind universell einsetzbar. Zweiteilige eignen sich für Zweiräder besonders. Durch das kurze Festende werden vertikale Federschwingungen der Gabel verhindert, die bei einer Bodenwelle den Gurt lockern könnten.

So verzurrt man richtig

Korrektes Verzurren ist eine wichtige Voraussetzung für sicheres Reisen. Viele Wege führen zwar beim Abspannen mit Zurrgurten zum Ergebnis, doch mit ein paar Grundregeln lassen sich die meisten Gepäckstücke so fixieren, dass sie sicher stehen oder liegen.

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Bilder: Der richtige Zurrgurt fürs Campingfahrzeug

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Dominic Vierneisel

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Als typisches Fallbeispiel dient uns ein Fahrrad (oder Motorrad). Um das Zweirad sauber abzuspannen, werden vier Zurrgurte benötigt (= Vierpunkt-Verzurrung). Bestenfalls bilden die Verzurrpunkte am Boden um das Zweirad herum ein Rechteck. An jeder Ecke wird ein eigener Spanngurt befestigt. Die Verzurrpunkte sollten möglichst tief (am Boden der Ladefläche) liegen – denkbar sind notfalls auch Verzurrpunkte an den Wänden.

Im Grundsatz sollten aber alle Gegenstände mindestens so fest nach unten hin gesichert sein, dass ein Abheben während der Fahrt auf jeden Fall vermieden wird. Wie fest soll angezogen werden? So fest, dass bei einem Zweirad die Gabel ganz leicht einfedert. Bis auf Block der Gabel ist zu viel, das kann Schäden verursachen.

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Achtung! An scharfen Kanten sollte ein Spanngurt nicht festgezogen werden. Dabei können Schäden entstehen.

Wichtig: Keinesfalls den Gurt um scharfe Kanten ziehen, da sonst Abschürfungen oder Risse entstehen können. Bei Ratschengurten noch zu beachten: Die flache Seite der Ratsche sollte dabei zur Ladung zeigen, was ein einfaches Öffnen zum Lösen des Gurtes ermöglicht.

Fazit

Eines sollte klar sein: Wer Gepäck richtig sichert, vermeidet Unfälle. Spanngurte helfen dabei, alles am Fleck zu halten – die Investion übersteigt dabei den verhinderten Schäden bei Weiten. Ein Spanngurt-Sets mit Ratsche und Haken gibt’s schon ab 14 Euro im Campinghandel.

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