Bentley

Dienstag Magazin: One-Pedal-Driving & das Bremslichtproblem. Steeds Bentley-Dienstwagen elektrisch. US-Ladeinfrastruktur mangelhaft. Dacia Spring für Einsteiger.

One-Pedal-Driving & das Bremslichtproblem.

One-Pedal-Driving ist ein famose Sache. Wer sich einmal daran gewöhnt hat, der will es nicht mehr missen – die berühmten Ausnahmen bestätigen die Regel. Manche Autohersteller, wie beispielsweise VW bieten das nicht an, was Tester aus vielen Ländern immer wieder ratlos zurücklässt. Dabei wäre eine Softwarelösung so einfach. Schon klar. „Software“. Da wollen wir nicht weiter bohren.

dienstag magazin: one-pedal-driving & das bremslichtproblem. steeds bentley-dienstwagen elektrisch. us-ladeinfrastruktur mangelhaft. dacia spring für einsteiger.

One-Pedal-Driving: Bremsen ohne zu bremsen. Und warum die Bremsleuchten nicht immer angehen …

Bremsen schonen

Wer sich mit One-Pedal-Driving arrangiert hat, der fährt entspannter. Je nach Automodell variiert die maximale „rekuperative“ Verzögerung. Rekuperation heißt: wenn der Pilot vom „Gas“ geht und die Verzögerung des Autos durch das feinfühlige Betätigen den Pedals steuert, wird Energie zurückgewonnen. Je nach Einstellung und Automodell ist die Verzögerung geringer oder stärker. Viele Hersteller lassen das durch „Paddel“ am Lenkrad steuern – man kann die Rekuperation also dosieren. In der Regel kommt ein Auto mit wenig Rekuperation nicht bis zum Stillstand, sondern verhält sich eher wie ein Verbrenner, wenn man vom Gas geht. Man benötigt also die Hilfe des Bremspedals. Nur bei der stärksten Einstellung, meistens identisch mit One-Pedal-Driving, kann man das Auto bis zum Stillstand bringen. Das Bremspedal wird dabei (außer bei Notsituationen) nicht benötigt.

Und was macht dann das Bremslicht?

Eine gute Frage. Der US-Youtube-Kanal „Technology Connections“ ist dabei auf eine pikante Begebenheit gestossen. Seit einiger Zeit ist man dort mit einem Hyundai IONIQ 5 unterwegs. Der hat ebenfalls die One-Pedal-Funktionalität, die dort allerdings i-Pedal heißt. Die Verzögerung in dieser Einstellung ist recht mächtig und geht bis zum echten Stillstand des Fahrzeugs. Nun interessierte man sich dafür, was denn das Bremslicht im Falle eines dosierten Verzögerns macht. Dosiertes Verzögern heisst, dass der Fuß sich nicht komplett vom Pedal entfernt, sondern feinfühlig die Geschwindigkeit verzögert. Das Ergebnis: die Bremsleuchten bleiben bis zum Stillstand aus, erst wenn das Fahrzeug steht, gehen sie an.

Ist das denn „sicher“?

Die Tester waren verwirrt. Denn die Verzögerung beim i-Pedal-Modus ist je nach Feinfühligkeit des Gasfusses recht überzeugend. Wer hinter dem Fahrzeug fährt merkt aber leider unter Umständen zu spät, wie hoch die Verzögerung sein kann. Ein Auffahrunfall wird wahrscheinlicher. Die US-Statuten scheinen hier eindeutig zu sein. Bremsleuchten müssen nur signalisieren, wenn – gebremst – wird. Das war vor Einführung der Elektromobilität und der Rekuperationsverzögerung kein Problem. Hyundai (genau so wie Kia und Genesis) funktionieren wie oben beschrieben. GM ist beim „Bolt“ einen anderen Weg gegangen. Dort wird ein Beschleunigungsensor (wie im Smartphone) mit eingesetzt, der ab einer bestimmten Verzögerung die Bremsleuchten aktiviert – also auch beim Rekupieren.

Und in Europa?

Bei uns ist das nicht der Fall, glauben Sie? Weit gefehlt. Ab Minuten 22:40 lernen wir, dass eigentlich bei Rekuperationsverzögerung ein Leuchten der Bremsen nicht erwartet wird. In der Sektion 5.2.22 „Generation of a braking signal to illuminate stop lamps“  steht unter Sektion 5.2.22.2: „Activation of the service braking system by „automatically commanded braking“ shall generate the signal mentioned above. However, when the retardation generated is less than 0,7 m/s2, the signal may be suppressed.“

e-engine meint: Hyundai macht hier nichts falsch. Im Gegenteil, wenn man bei i-Pedal-Driving komplett vom Gaspedal geht, leuchten die Bremslichter (auch in den USA) sofort auf. Was vermutlich nach der EU-Richtlinie von 2010 (!) nicht einmal nötig wäre, weil ja eigentlich nicht gebremst wird. Trotzdem sieht man an diesem Beispiel bestens, dass neue Technologien auch schnellere Anpassungen der Reglements nach sich ziehen müssen. Hier ist in der Tat Nachholbedarf, der zumindest in den USA durch eine UN-Empfehlung (Ab Minute 23:00) bereits gelöst wurde.

Technology Connections | Elektroautos zeigen, dass wir Bremslichter neu überdenken müssen

dienstag magazin: one-pedal-driving & das bremslichtproblem. steeds bentley-dienstwagen elektrisch. us-ladeinfrastruktur mangelhaft. dacia spring für einsteiger.

Bentley Blower: einer der Dienstwagen von John Steed aus der UK-Serie „The Avengers“ aka „Mit Schirm Charme und Melone“.

Mit Schirm, Charme & Melone: Bentley Blower Jnr als Elektro-Replica

Für die Jüngeren dürften John Steed und Mrs. Peel kaum bekannt sein, und doch waren die beiden Protagonisten der UK-Serie „The Avengers“ stellvertretend für britische Autos. Steed fuhr diverse Bentleys und Mrs. Peel hatte eine Vorliebe für Lotus. Beide gibts nun als Stromer, wobei der Lotus ziemlich atypisch ein eSUV ist. Der Bentley hingegen wurde von der Little Car Company zusammen mit Bentley als Elektroauto aufgelegt. Die Größe des klassischen Elektro-Blowers? 85% vom Original.

dienstag magazin: one-pedal-driving & das bremslichtproblem. steeds bentley-dienstwagen elektrisch. us-ladeinfrastruktur mangelhaft. dacia spring für einsteiger.

Bentley Blower Jnr der Little Car Company: die Elektro-Replica ist ein wahres Kunstwerk und kostet auch dementsprechend.

99 Mal First Edition

Die ersten 99 Exemplare des Blower Jnr werden First Edition-Modelle sein. Diese werden mit First Edition-Plaketten auf der Motorhaube, den Einstiegsleisten und dem Armaturenbrett sowie einer gravierten und nummerierten „1 of 99“-Plakette versehen. Alle First Edition-Modelle werden in Blower Green lackiert, mit passend lackiertem Chassis und Rädern sowie einer auf beiden Seiten der Karosserie handgemalten Union Flag, während die Sitze und das Interieur mit dem von Mulliner für die Blower Continuation Series verwendeten Dark Green Lustrana Hide bezogen sind. Die Seitenverkleidung und der Kühler tragen die zeitgemäße Rennnummer, während das Lenkrad mit einem Seil umwickelt ist.

Eckwerte

Mit rund 20 PS ist der kleine Blower natürlich nicht mit dem Original zu vergleichen, der es auf 175 (bhp) PS brachte. Der 4 ½-Liter Inline-4 Motor verfügte bereits über 4 Ventile pro Zylinder und der Original Blower aus den 30ern wog immerhin knapp 2 Tonnen. Der kleine Elektro-Blower hingegen ist mit 550 kg ein wahres Leichtgewicht was unter anderem an der kleinen 10,8 kWh-Batterie liegt. Die ist innerhalb 3,5 Stunden wieder aufgeladen. Die Replika ist als L7e-Fahrzeug klassifiziert.

Weitere Modelle aus dem Hause

Die Little Car Company hat damit das vierte Elektro-Modell im Portfolio. Das britische Unternehmen debütierte mit dem Bugatti Baby, stellte dann den Aston Martin DB5 Junior vor und machte mit dem Ferrari Testa Rossa J viel Furore. Der Bentley Blower Jnr dürfte nicht weniger Eindruck machen, zumal die Replikas äußerst hochwertig gehalten sind. Was sich übrigens in den Preisen niederschlägt. Der Bentley Blower Jr startet (ohne Extras) bei rund 120.000 Euro zu aktuellen Wechselkursen. Wir jedenfalls wenden uns wieder der Minichamps-Version zu, die gibts schon für unter 500 Euro im Massstab 1:18…

dienstag magazin: one-pedal-driving & das bremslichtproblem. steeds bentley-dienstwagen elektrisch. us-ladeinfrastruktur mangelhaft. dacia spring für einsteiger.

J. D. Power stellt Abnahme der Zufriedenheit mit der Ladeinfrastruktur in den USA fest. Nur Teslas Supercharger-Netzwerk wird weiter positiv gesehen. Mercedes-Benz ist auf den NACS-Zug wie schon GM, Ford, Rivian und viele andere, aufgesprungen. Auch die Stuttgarter versprechen sich von der Erweiterung durch die Tesla-Ladepunkte mehr Bequemlichkeit für die Kunden und verlässlichere Ladevorgänge.

Ladeinfrastruktur: auch in den USA ein Problem

Während die Autohersteller weiterhin neue Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen und ihren Marktanteil erhöhen, hat die angeschlagene öffentliche Ladeinfrastruktur auch in den USA nicht Schritt gehalten. Wenn überhaupt, gerät sie weiter ins Hintertreffen. Der jüngste Schritt, die Tesla-Ladestationen auch für Nicht-Tesla-Besitzer zu öffnen, könnte die Situation verbessern. Diese Bemühungen können aber nicht die Antwort sein, da die allgemeine Zufriedenheit weiterhin abnimmt, wie die Mitte August veröffentlichte J.D. Power 2023 U.S. Electric Vehicle Experience (EVX) Public Charging Study,SM, zeigt.

Kundenzufriedenheit sinkt

Trotz der Zunahme öffentlicher Ladestationen in den Vereinigten Staaten ist die Kundenzufriedenheit mit öffentlichen Level-2-Ladestationen auf 617 (auf einer 1.000-Punkte-Skala) gesunken, 16 Punkte weniger als vor einem Jahr und der niedrigste Stand seit Beginn der Studie im Jahr 2021. Die Zufriedenheit mit DC-Schnellladesäulen ist sogar noch weiter gesunken, nämlich um 20 Punkte auf 654. Noch beunruhigender ist, dass die Zufriedenheit in beiden Ladestationensegmenten bei fast allen in der Studie gemessenen Attributen zurückgegangen ist. Da die Skepsis der Verbraucher hinsichtlich der Verfügbarkeit öffentlicher Ladestationen der Hauptgrund für die Ablehnung von E-Fahrzeugen ist, könnte sich diese Entwicklung als weiteres Hindernis für die Akzeptanz von E-Fahrzeugen in den USA erweisen.

dienstag magazin: one-pedal-driving & das bremslichtproblem. steeds bentley-dienstwagen elektrisch. us-ladeinfrastruktur mangelhaft. dacia spring für einsteiger.

Kundenzufriedenheit: die ist bei den Tesla Supercharger-Kunden definitiv am höchsten. Electrify America bildet in dieser Grafik das Schlusslicht.

Nur Tesla-Besitzer weitgehend zufrieden

Tesla-Besitzer sind mit dem Tesla-Supercharger-Netz relativ zufrieden (745), aber wenn sie außerhalb des Netzes auf andere öffentliche Lademöglichkeiten zurückgreifen, sinkt die Zufriedenheit um fast 200 Punkte (550). „Mit der zunehmenden Verbreitung des von Tesla eingeführten nordamerikanischen Ladestandards (NACS) könnte die Zufriedenheit der Besitzer von Elektrofahrzeugen anderer Marken mit dem Schnellladen steigen, wenn sie beginnen, die Supercharger-Stationen von Tesla zu nutzen“, so Brent Gruber, Executive Director of the EV Practice b ei J.D. „Wir beobachten, ob sich die Nutzung der Tesla Supercharger durch Nicht-Tesla-Besitzer auf die Zufriedenheit auswirkt, aber der Schritt trägt dazu bei, den Mangel an Ladegeräten zu beheben und bietet Zugang zu branchenführenden, zuverlässigen Ladegeräten. Es ist nur noch zu früh, um zu sagen, ob es das Zufriedenheitsniveau von Tesla-Besitzern erreichen kann, die bereits Teil des voll integrierten Tesla-Ökosystems sind.“

e-engine meint: Immer wieder die ladeinfrastruktur. Die Hoffnungen, die in den USA in den NACS-Ladestandard gesetzt werden, könnten sich allerdings als obsolet erweisen, nämlich dann, wenn der Ladevorgang bei Fremdfabrikaten nicht genau so einfach funktioniert wie bei den Teslas. Das könnte durchaus der Fall sein, wenn die Abrechnung nicht über das selbe System läuft und die Software-Voraussetzungen auf Fremdfabrikat-Ebene nicht erfüllt werden. Fakt ist aber auch, dass die suboptimale Ladeinfrastruktur in fast allen Ländern den Durchbruch der Elektromobilität in den Massenmarkt nachhaltig behindert.

dienstag magazin: one-pedal-driving & das bremslichtproblem. steeds bentley-dienstwagen elektrisch. us-ladeinfrastruktur mangelhaft. dacia spring für einsteiger.

Dacia Spring: derzeit günstigster Einstieg in die Elektromobilität in Deutschland, vorausgesetzt die Fördertöpfe sind noch nicht erschöpft.

Dacia Spring: derzeit günstigster Einstieg in die Elektromobilität in Deutschland

Günstige Stromer für die Massen? Schwierig, aber mit dem Spring ermöglicht Dacia zumindest aktuell den günstigsten Einstieg in die vollwertige Elektromobilität in Deutschland. Neben dem niedrigen Einstiegspreis ab rund 15.600 Euro (inklusive 7.178 Euro Elektrobonus) glänzt das batteriebetriebene City-Car mit den geringsten monatlichen Betriebskosten unter allen E-Autos auf dem Markt laut ADAC.

Null Prozent bei Finanzierung und Leasing

Um das Fahrzeug noch erschwinglicher zu machen, reduziert Dacia den Zinssatz bei Leasing- oder 3-Wege-Finanzierungsverträgen mit einer Laufzeit von mindestens 24 Monaten für Privatkundinnen und -kunden noch bis 31. August auf null Prozent. Ergänzend zu den niedrigen Kosten soll der viersitzige Spring durch uneingeschränkte Alltagstauglichkeit und eine City-Reichweite bis zu 305 Kilometer überzeugen. Das wurde offenbar honoriert: Bis heute verkaufte Dacia allein in Deutschland rund 25.000 Einheiten des Modells. Europaweit waren es über 120.000 Fahrzeuge seit dem Marktstart im Frühling 2021.

e-engine meint: Der Dacia Spring ist mit einer Batteriekapazität von 26,8 kWh und einer Einstiegs-Leistung von 44 PS ein reiner City-Stromer, der WLTP-Aktionsradius liegt bei bis zu 220 Kilometern – in der Realität dürften es laut ev-database eher 160 km sein. Vorteil des Spring liegt unter anderem auch in der Möglichkeit, ihn an einer haushaltsüblichen Steckdose zu befüllen. Leider ist die DC-Schnellladung mit maximal 30 kW eher mau, was den Spring für die Langstrecke recht untauglich macht, es sei denn man hat jede Menge Zeit und gute Nerven. Die Top Speed liegt bei 125 km/h.

Fotos: Technology Connections (Youtube Stills), Hyundai, istock, Little Car Company, Tesla, Mercedes-Benz, Dacia, J.D. Power

TOP STORIES

Top List in the World