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"Der wirkt nicht billig": Tester ist von 10.000-Euro-E-Auto erstaunt

m Test: BYD Seagull

Einen vollelektrischen Kleinwagen im vierstelligen Preisbereich sucht man bei den Automobilherstellern in Europa vergeblich. Was hierzulande zwar nachgefragt, aber nicht gebaut wird, präsentierten im vergangenen Jahr die Chinesen. Mit dem Modell Seagull will Akku- und Autohersteller BYD die große Nachfrage nach günstigen Elektrokleinwagen auf dem chinesischen Markt bedienen. Bei dem geringen Preis liegt die Vermutung nahe, dass an vielen Stellen des Fahrzeugs gespart worden sein muss.

Wie kann der BYD Seagull so günstig sein?

Im vergangenen Jahr haben die Chinesen wieder einmal unter Beweis gestellt, dass sie genau wissen, wonach Autokäufer suchen. Da die Nachfrage nach günstiger E-Mobilität im Land der Mitte riesig ist, baute Hersteller BYD kurzerhand einen Kleinwagen, der umgerechnet 8.200 Euro kostet, wie EFAHRER.com berichtete. Der Wagen ist außerhalb Chinas zwar nicht verfügbar, doch die technischen Details sind bekannt. Den LFP-Akku, den BYD in Eigenregie produziert, gibt es in einer 30-kWh-Ausführung und in der stärkeren 38-kWh-Option. Zusammen mit dem 75-PS-starken Elektromotor sollen so Reichweiten von 305 beziehungsweise 405 Kilometer möglich sein. Diese Kern-Features entsprechen in etwa denen des Dacia Spring, allerdings wollen die Rumänen für ihren Billig-Stromer fast 14.000 Euro mehr haben.

Zwei Autoexperten aus den USA haben die „Möwe“ im YouTube-Video des Kanals “Autoline Network” unter die Lupe genommen. Sie zeigen sich überzeugt. Terry Woychowski, Präsident des US-Ingenieurunternehmens Caresoft Global, beschloss aus Interesse, einen Seagull nach Detroit zu importieren, um ihn dem Praxistest zu unterziehen. In den USA ist der Kleinwagen bislang nicht offiziell verfügbar, da er nicht den amerikanischen Crash-Standards entspricht. Zusammen mit Journalist und Autoexperte John McElroy analysiert Woychowski die „Möwe“. Denn auch ihn interessiert, wie der Preis zustande kommt.

Zuerst untersucht der Caresoft-Chef das Exterieur. Dort lässt sich oft auf den ersten Blick erkennen, ob das Auto billig verarbeitet wurde. Anders als vielleicht erwartet, ist der Autoexperte mit der Verarbeitung vollends zufrieden: ” It changes the definition of cheap and cheery”. Trotz seines günstigen Preises ist das Auto qualitativ hochwertig. Woychowski merkt an, dass BYD viele der Bauteile wie die Frontscheinwerfer und die Akkus in Eigenregie produziert und die Herstellung nicht auslagert. Das macht die Produktion um einiges günstiger. Zusätzlich sparen die Chinesen geschickt an unterschiedlichen Stellen, ohne dass es sofort ins Auge sticht. Dazu zählt zum Beispiel die Tatsache, dass der Seagull am Heck gar keinen Scheibenwischer hat und im Frontbereich lediglich einen Monowischer. Auch vom Fahrerlebnis zeigen sich die beiden Männer positiv überrascht. Die 75 E-PS setzen zwar nicht zum Sprint an, aber reichen für das Fahren in der Stadt vollkommen aus. Die Fahrweise insgesamt ist angenehm und keineswegs schlecht, so die Autoexperten. Mit dem Seagull belegt der chinesische Hersteller, dass günstig nicht automatisch billig bedeutet. Von dieser Idee können sich die europäischen Autohersteller durchaus eine Scheibe abschneiden. Denn letztlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die vielen günstigen Modelle aus Asien auf den EU-Markt rollen – spätestens dann müssen VW, Audi und Co. reagieren, wollen sie konkurrenzfähig bleiben. Das gilt umso mehr mit dem Inkrafttreten des Verbrennerverbots ab 2035.

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