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CO2-Preis auf Benzin, Diesel und Autogas

Bis 2026 steht der CO2-Preis fest – und wie sehr er Benzin und Diesel verteuert. Aber ab 2027? Sollte die Abgabe auf 400 Euro pro Tonne steigen, droht ein Spritpreis von über 3 Euro. Auf diese Preissteigerungen müssen sich Verbrenner-Fahrer einstellen!

Es ist eine Abstimmung mit dem Kugelschreiber auf dem Kaufvertrag: Beim Neuwagenkauf stellen sich die allermeisten Autokäufer derzeit einen neuen Verbrenner vor die Tür. Der Anteil der Käufer reiner E-Autos sank zuletzt von 16,1 Prozent im Jahresdurchschnitt 2023 auf 11,4 Prozent von Januar bis März 2024. Das bedeutet: Aktuell wählen 88,6 Prozent aller Neuwagenkäufer ein Fahrzeug, das auf Sicht mit fossilem Treibstoff betankt wird. Nur: Wie sich der Spritpreis entwickelt, ist völlig unsicher.Ein gerade wenig diskutiertes Thema ist die immer weiter steigende CO2-Abgabe, die auch CO2-Preis oder CO2-Steuer genannt wird. Sie bedeutet für die Zukunft laufend steigende Spritpreise. Schon jetzt wirft der künftige CO2-Preis seinen Schatten voraus, sein Anstieg wird bei langfristigen Gasverträgen schon einkalkuliert, denn die Versorger müssen schon dessen ungewisse Höhe mitberechnen. Die Folge: Stark ansteigende Gastarife in langfristigen Verträgen, berichtet das “Handelsblatt”.

Wie hängen CO2-Abgabe und Spritpreis zusammen?

Die seit 2021 erhobene Abgabe verteuert fossile Treibstoffe wie Benzin und Diesel, aber auch LGP sowie Erdgas. Denn die Abgabe hat das Ziel, fossile Energieträger wie Kohle, Benzin oder Erdgas preislich weniger attraktiv zu machen, damit weniger verbrannt wird. Dahinter steht die Absicht, die Klimaerwärmung erst zu verringern und schließlich zu stoppen. Darum verteuert der CO2-Preis ausschließlich fossile Brennstoffe, der Umfang wird in Deutschland geregelt durch das Brennstoffemissionshandelsgesetz.

Wie sehr verteuert die CO2-Abgabe Benzin und Diesel?

Ein Anheben des CO2-Preises um 10 Euro pro Tonne verteuert Sprit laut ADAC rein rechnerisch um rund 3 Cent pro Liter. Ob und wie stark die Erhöhung weitergegeben wird, hängt von der Kalkulation der Mineralölkonzerne ab. 2024 verteuerte die CO2-Abgabe den Benzinpreis pro forma um 4,3 Cent, hat der ADAC errechnet. Das galt auch für Diesel mit einem Aufschlag beim Literpreis um 4,7 Cent. Den Berechnungen zufolge würde der Liter Benzin schon 2026 allein durch die CO2-Abgabe um 18.6 Cent teurer werden, Diesel um 20,8 Cent pro Liter. Letzteres könnte immerhin die Nachfrage nach HVO ansteigen lassen, denn der alternative Sprit kostet derzeit rund 20 Cent mehr als fossiler Diesel, ist aber von der CO2-Abgabe befreit.

Wie steigt der CO2-Preis 2025 und 2026?

Dieser CO2-Malus geht auf die geplante Erhöung der Abgabe zurück, derzeit liegt sie bei 45 Euro pro Tonne. In den folgenden Jahren zieht der CO2-Preis weiter an, 2025 auf 55 Euro pro Tonne, danach auf geschätzte 55 bis 65 Euro pro Tonne. Der Betrag wird auf alle fossilen Kraftstoffe und Heizöl aufgeschlagen.

    Wie sehr steigt die Abgabe 2027?

    Das ist die große Unbekannte: Die Bildung des CO2-Preises unterliegt laut Plan ab 2027 dem Markt. Ab dann soll sich die Höhe der Abgabe aus dem Verkauf von Emissionszertifikaten an der Börse ergeben. Wie sehr wird der Preis steigen? Heute völlig offen. Schlimmer noch: Nach 2026 hat die Politik aller Voraussicht nach keinen Einfluss mehr auf die Höhe der Abgabe. Droht damit eine CO2-Zeitbombe? Und welches Risiko gehen Autokäufer mit dem Erwerb eines Verbrenners ein? Eine Frage, die sich derzeit nicht seriös beantworten lässt.Umso weniger vor dem Hintergrund, als die Klimaziele der EU immer weiter verschärft werden und mit weiteren Maßnahmen zur Energiewende zu rechnen ist. Schon 2040, so der heutige Plan, soll der Ausstoß von Treibhausgasen in Europa um 88 Prozent sinken. Und bereits 2045 ist die CO2-Neutralität geplant – dann darf nicht mehr Treibhausgas ausgestoßen werden, als mit künstlichen Mitteln gebunden werden kann. Immerhin: Das ist noch recht lange hin.co2-preis auf benzin, diesel und autogas

    CO2 ist hauptverantwortlich für die Erwärmung der Erdatmosphäre und damit für den Klimawandel.

    Bild: Jan Paul Kupser

    Schlug der CO2-Preis Anfang 2024 an der Tankstelle durch?

    Anfang Januar war von der Abgabe kaum etwas beim Tanken zu spüren, der Preisschock blieb aus! Hatten die Tankstellenbetreiber vielleicht zunächst den vorhandenen, zum Vorjahrespreis gekauften Kraftstoff in den Tanks abverkauft? Mittlerweile stiegen die Spritpreise spürbar an; sie stehen für Benzin E10 Ende April rund 12 Cent pro Liter höher als Ende Januar, Diesel steht auf dem gleichen Preisniveau. Beim Diesel schlägt aber auch die im Frühjahr nachlassende Nachfrage nach Heizöl zu Buche. Mittlerweile kann man davon ausgehen, dass der CO2-Preis bei Kraftstoffen eingepreist ist.co2-preis auf benzin, diesel und autogas

    Seit Januar 2024 stieg der Benzinpreis. Zuletzt sank er leicht, Diesel sogar merklich.

    Bild: ADAC

    Mit welchem weiteren Anstieg der CO2-Abgabe ist zu rechnen?

    Die Berechnung für 2025 und 2026 steht, aber was kommt ab 2027? Das ist die große Frage, denn beim Handel der Emissionszertifikate an der Börse bestimmt allein der Markt deren Preis. Also hängt der Preis dann von der Nachfrage nach Emissionszertifikaten ab, wie auch vom Bedarf der rohölproduzierenden bzw. -verarbeitenden Firmen.Zur Berechnung ist man auf wissenschaftliche Prognosen angewiesen. Eine davon liefert das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Laut seinen Berechnungen könnte der CO2-Preis bis 2030 auf 120 Euro und bis 2050 auf 400 Euro pro Tonne steigen. 400 Euro pro Tonne wären das Neunfache von heute – ein Aufschlag auf den Literpreis von 1,20 Euro, allein für CO2!

    Benzin könnte 3 Euro pro Liter kosten

    Aus heutiger Sicht, ohne Einberechnen der Inflation und aller weiteren preistreibenden Faktoren, müsste der Liter Sprit also um 3 Euro kosten. Das entspräche, auf heutige Preise angewandt, im Schnitt jährlichen Mehrkosten in Höhe von 12.600 Euro für durchschnittliche Autofahrer.Es gibt auch schon Untersuchungen, die den Tonnenpreis CO2 schon 2027 bei über 100 Euro sehen. Bis 2030 veranschlagt das Klima- und Wirtschaftsforschungsinstitut MCC in Berlin einen Anstieg auf 200 Euro bis 300 Euro pro Tonne. Die Ungewissheit ist also groß.

    Was passiert mit dem Geld aus der Abgabe?

    Das Geld fließt dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) zu. Zuletzt hatte das Bundesverfassungsgericht den Haushalt im November 2023 für verfassungswidrig erklärt und damit die Finanzierung des KTF gekippt. Als Gegenmaßnahme hat die Regierung den CO2-Preis stärker angehoben. Kommt ein weiterer, noch ungeplanter Anstieg? Das liegt in Händen der Politik.co2-preis auf benzin, diesel und autogas

    Der Straßenverkehr mit seinem CO2-Ausstoß ist eine der wichtigsten Stellschrauben beim Erreichen der Klimaziele.

    Bild: DPA

    Wie hoch war die CO2-Abgabe zum Start?

    Zum Start der CO2-Abgabe wurde der Ausstoß einer Tonne Klimagas mit 25 Euro belegt. Im Gegenzug für die Abgabe erhalten die Produzenten von CO2, zum Beispiel Kraftwerke, Emissionszertifikate. Die sind vergleichbar mit den Zertifikaten, die im Rahmen der THG-Quote gehandelt werden.Besitzer von Elektroautos und Elektrorollern können mit dem Verkauf von THG-Zertifikaten Geld verdienen, kommen dadurch etwas günstiger davon. Die CO2-Abgabe steigt in festen Schritten. Im zweiten Abgabejahr 2022 kostete die Tonne CO2 bereits 30 Euro. 2023 war wegen der Energiekrise durch den Ukraine-Krieg ein Ausnahmejahr, die Abgabe blieb bei 30 Euro je Tonne Kohlenstoffdioxid.co2-preis auf benzin, diesel und autogas

    Der Griff zum Zapfhahn wird für Autofahrer durch den CO2-Preis Jahr für Jahr sukzessiv kostspieliger.

    Bild: DPA

    Kann man mit Autogas dem steigenden CO2-Preis ausweichen?

    Das kann man tatsächlich. Denn der CO2-Gehalt beispielsweise von LPG-Gas liegt um 21 Prozent niedriger als Benzin und um 23 Prozent unter dem von Diesel, argumentiert das Branchenportal Flüssiggas. Entsprechend geringer sollte daher die Klimaabgabe auf Flüssiggas ausfallen.

    Werden Biosprit und E-Fuels mit der CO2-Abgabe belegt?

    Da neuartige Kraftstoffe wie künstlich erzeugte E-Fuels oder HVO aus Pflanzenöl-Abfällen CO2-neutral erzeugt werden, sind sie von der Abgabe befreit, HVO 100 wird ab Mai verkauft. Enthalten konventionelle Kraftstoffe Beimischungen von Biosprit oder synthetischen Energieträgern, wird die CO2-Abgabe um diesen Anteil reduziert.

    Was passiert mit dem Geld aus der CO2-Abgabe?

    Schon 2021 betrugen die Erlöse aus dem nationalen Emissionshandel rund 7,2 Milliarden Euro. Es sind keine Steuern, der Staat kann sie nicht einfach für laufende Ausgaben nutzen. Stattdessen sollen die Milliarden der Förderung von Klimaschutz-Großprojekten in Deutschland dienen. Dazu gehören die Ladeinfrastruktur, Aufbau der Wasserstoff-Wirtschaft und Maßnahmen zur Energieeffizienz.Zunächst fließen die Einnahmen aus der CO2-Abgabe fließen in den Klima- und Transformationsfonds (KTF). Der KTF gilt als “Sondervermögen” abseits des Bundeshaushalts und als zentrales Instrument für Investitionen in die Energiewende. Nach der bisherigen Planung sollten die Erlöse 2024 durch Erhöhung des Preises auf 40 Euro pro Tonne CO2 um 2,3 Milliarden auf 10,9 Milliarden Euro steigen. Durch die Erhöhung um weitere 5 Euro pro Tonne steigen diese Erlöse.

    Gibt es eine Entlastung von der CO2-Steuer?

    Um Vielfahrer, die beruflich auf das Auto angewiesen sind, nicht unverhältnismäßig zu belasten, wurde die Pendlerpauschale zum Ausgleich für die CO2-Abgabe erhöht – von 30 auf 35 Cent pro Kilometer. Seit 2022 stieg sie auf 38 Cent pro Kilometer, allerdings erst ab dem 21. Kilometer einfacher Entfernung.

    Wann kommt das versprochene Klimageld?

    Die Entlastung durch ein Klimageld für besonders Betroffene mit geringem Einkommen steht zwar im Koalitionsvertrag der Ampelregierung. Bis zur Umsetzung und Auszahlung ist es noch ein weiter weg, damit ist in der aktuellen Haushaltslage nicht zu rechnen. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) rechnet in der laufenden Regierungsperiode nicht mehr mit dem Klimageld. Daher steht die Klimaabgabe in der Kritik: ein ampelinterner Streit zwischen SPD und FDP schwelt. Auch die oppositionelle CDU/CSU-Fraktion im Bundestag setzt sich für eine Entlastung der Bürger durch ein Klimageld ein.Eine Entlastung der Autofahrer fordert auch der Automobilclub ADAC. Die Verbraucherzentralen sprechen sich konkret für ein Klimageld in Höhe von 139 Euro für jede Bürgerin und jeden Bürger aus, um höhere Kosten für Gas, Öl und Sprit auszugleichen.

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