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Cum-ex, Tata, Jaguar Land Rover, Ottobock – das war Freitag, 21.07.2023

cum-ex, tata, jaguar land rover, ottobock – das war freitag, 21.07.2023

Cum-ex, Tata, Jaguar Land Rover, Ottobock – das war Freitag, 21.07.2023

Was haben Josef Ackermann, Garth Ritchie und Christian Olearius gemeinsam? Alle drei sind prominente Banker – und alle drei gehören zu den Beschuldigten im größten Steuerkrimi der deutschen Geschichte. In den Cum-ex-Skandal sind rund 50 Banken und andere Finanzhäuser sowie mehr als 1800 Beschäftigte der Branche – darunter viele weitere bekannte Namen – verstrickt. Ihre gemeinsame Beute: Ein zweistelliger Milliardenbetrag, der ihnen durch Steuererstattungen zufloss, denen keine Steuerzahlungen vorausgegangen waren.

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Die Aufklärung dieses Megabetrugs liegt vor allem in den Händen von Anne Brorhilker, Oberstaatsanwältin in Köln, wo die weitaus meisten Cum-ex-Ermittlungsverfahren laufen. Einige Urteile hat Brorhilker bereits erstritten, weitere Prozesse stehen an. Doch Deutschlands oberste Cum-ex-Jägerin wird ausgebremst, von Politik und Behörden, vor allem aber von “einer ganzen Armee der besten Wirtschaftsanwälte der Republik”, die Strafverfolger und Gerichte “mit juristischen Winkelzügen und Verfahrenstricks schwindelig” spielen, wie meine Kollegin Katharina Slodczyk schreibt. Sie ist in den vergangenen Monaten tief in die Cum-ex-Aufklärung eingetaucht, hat Prozesse besucht, Dokumente gesichtet und mit Dutzenden von Beteiligten gesprochen. Ergebnis: Es droht ein neues, ein zweites Staatsversagen. Erst blieben die Cum-ex-Deals viel zu lange unentdeckt – und nun schleppt sich auch die juristische Aufarbeitung zermürbend lange hin. Das Nichtstun des Staates grenzt an Sabotage, so Kollegin Slodczyk in der neuen mm-Titelstory. Ein echter Krimi.

Die Wirtschaftsnews des Tages:

  • Die Autoindustrie braucht nicht nur Fabriken, in denen Elektroautos gebaut werden, sondern auch welche für die Akkuproduktion. Eine der größten Batteriefabriken Europas soll nun in Großbritannien entstehen, die indische Tata-Gruppe, Mutter von Jaguar Land Rover, investiert dort vier Milliarden Pfund – weitere Millionen kommen vom britischen Staat.

  • Elektroautos sowie staatliche Hilfen beim Verkauf sind auch hierzulande ein Thema: Viele Verkaufssubventionen laufen derzeit aus – und prompt gehen die Absatzzahlen zurück. Die Stimmen aus der Autowirtschaft, die mehr Unterstützung von der Politik fordern, werden daher lauter.

  • Seit etwa eineinhalb Jahren bemüht sich Microsoft um die milliardenschwere Übernahme des US-Spieleherstellers Activision – jetzt dürfte der Deal durch sein: Die US-Kartellbehörde FTC gibt ihren Widerstand auf.

Was heute sonst noch wichtig war:

  • Hans Georg Näder regiert beim familieneigenen Prothesenhersteller Ottobock bereits in dritter Generation, und er tut das ebenso uneingeschränkt wie eigenwillig, wie mein Kollege Dietmar Palan beobachtet. Viel und gern erzählt Näder über die glorreiche Historie seines Unternehmens, das nach dem Ende des Ersten Weltkriegs vom Großvater Otto Bock gegründet worden sei – und ich schreibe hier ganz bewusst “sei”, denn an der Stelle beginnen bereits die Zweifel. Kollege Palan hat sich mit der Geschichte des Unternehmens beschäftigt, hat Archive besucht und Dokumente gesichtet. Ergebnis: Näder spart in seiner Version der Familien- und Firmenhistorie offenbar dunkle Stellen der Vergangenheit aus: “Die unbekannte Nazivergangenheit des Prothesenkönigs Ottobock”

  • Der Rhein ist die wichtigste Wasserstraße der deutschen Binnenschifffahrt, über ihn kommen 86 Prozent aller Güter, die auf dem Wasser durchs Land transportiert werden. Vor allem Unternehmen aus der Energie-, Chemie- und Bauindustrie werden so beliefert, und zwar Mittelständler und Großkonzerne wie Shell, BASF oder Thyssenkrupp gleichermaßen. Wenn also, wie auch in diesem Sommer wieder, die Pegelstände auf dem Rhein sinken, so schwächt das die hiesige Wirtschaft, wie ihnen meine Kollegin Anna Driftschröer darlegt.

Die besten Originaltexte aus dem aktuellen “Economist”:

  • Bei der Frage nach einer sauberen Energieversorgung für die Welt könnte Afrika künftig eine große Rolle spielen. Vor allem Sonnenenergie gibt es auf dem Kontinent so viel wie kaum anderswo. Hinzu kommen Erdgas, Wind und andere Quellen. Die Kollegen vom britischen “Economist” haben sich das Potenzial angeschaut und berichten von verschiedenen Großprojekten, die internationale Konzerne derzeit planen.

  • Nach dem Ende der Covid-Restriktionen sollte China eigentlich als Zugpferd für die gesamte Weltwirtschaft heraus aus der Pandemie-Krise dienen. Doch die Volksrepublik schwächelt: Das Wachstum stockt, die Deflation droht – und vielleicht zeigen die offiziellen Zahlen noch nicht einmal das ganze Ausmaß. Die Kollegen vom “Economist” haben die aktuelle Lage analysiert, hier ihr Ergebnis: Wie schlecht geht es der Wirtschaft in China wirklich?

Meine Empfehlung für den Abend:

  • Meine heutige Empfehlung richtet sich an Podcast-Fans und solche, die es vielleicht noch werden möchten: Über den Sommer präsentieren wir Ihnen die drei in diesem Jahr beliebtesten Folgen unseres Podcasts “Das Thema” noch einmal. Zum Start gibt es Platz drei: Kollege Claas Tatje berichtet im Gespräch mit mm-Chefredakteur Sven Clausen von seiner Recherche in China, wo er den dortigen Statthalter von Volkswagen, China-Vorstand Ralf Brandstätter, begleitet hat. Volkswagen verliert auf dem wichtigsten Markt der Welt an Boden, und Brandstätter muss es richten. In dem Podcast schildert Kollege Tatje, wie “VWs wichtigster Manager” das anstellen will und wie stark die chinesischen Newcomer bereits sind. Davon konnte sich Tatje auf der weltweit wichtigsten Automesse in Shanghai persönlich überzeugen. Doch genug der Vorrede, ich übergebe ihm das Wort: “Götterdämmerung – überrollen Chinas Autohersteller Volkswagen?”

Beste Grüße, Ihr Christoph Rottwilm

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