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BMW X5 xDrive 30d im Dauertest: Wie schlägt sich der Diesel-SUV über 100.000 km?

Sollte es überhaupt je Zweifel am Sinn eines Fullsize-SUV mit Sechszylinder-Diesel gegeben haben, hat der BMW X5 30d diese innerhalb des Dauertests pulverisiert. Keine Mängel, geringer Verbrauch, reichlich Platz und Komfort. Und: Der tansanitblaue Bayer steht am Ziel noch genauso gut da wie am Start. Applaus dafür!

bmw x5 xdrive 30d im dauertest: wie schlägt sich der diesel-suv über 100.000 km?

Dauertest des Fullsize-SUV mit Reihensechszylinder-Diesel. Unsere Bilanz nach 100.000 km im Dienst der Redaktion.

Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen, so Aristoteles. Entschuldigung, aber das ist Unsinn. Der Anfang ist der Anfang. Basta. Und beim Dauertest von auto motor und sport dauert das Ganze traditionell 100.000 Kilometer.

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So viel zum Thema “Zitate Universalgelehrter”. Wenden wir uns besser gleich einem automobilen Universalgelehrten zu, dem BMW X5 30d. Um dessen Dauertest-Abschluss geht es hier. In seiner Eigenschaft als Diesel-SUV nicht völlig unumstritten, von den Wellen des Zeitgeistes angeschwappt, rollte er für uns gut zwei Jahre lang nah und fern umher. Transportierte Menschen und Material, diente als Fotografen-Muli oder Dienst-reise-TEE, als Volumentransporter, Kurzstrecken-Shuttle oder Zugmaschine. Auf Asphalt, Schnee und manchmal sogar zart offroad.

Der X5 macht alles mit

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Und das alles – so viel sei gespoilert – ziemlich ungerührt. Dauertest-Kenner dürften eh schon kurz zur Bilanz-Seite geschielt haben. Wie der Autor eines solchen Abschlussberichts vor dem Schreiben in die Pannenliste. Sein Interesse verläuft dabei diame-tral zu dem der Hersteller. Kurz gesagt: Je mehr Probleme so ein Dauertester anhäuft, desto einfacher schreibt sich der Text. Eine dauerdefekte Montagsgurke klimpert sich quasi von selbst in die Tastatur, da genügt die schlichte Aufzählung der Probleme. Anders Typen wie unser Musterschüler X5. Probleme? Null. Nix. Fies, oder?

Nun, über den tansanitblauen X5 gibt es trotzdem einiges zu erzählen. Etwa, dass er in diesem dunklen, hochglänzenden Lack einfach toll aussieht. Und wir alle ihn während des Dauertests schätzen, ja sogar lieben gelernt haben. In der heutigen, Software-geplagten Zeit allein schon deshalb, weil er einfach funktioniert. Mechanisch und elektronisch. München ist nicht nur geografisch ein Stück von Wolfsburg entfernt, sondern auch softwaremäßig. Okay, gebaut wird der X5 in Spartanburg/USA, aber die Bedienung schreinern sie in München. Und das hervorragend, schon nach kurzer Warmlaufphase hat man sie drauf. Das liegt an den physischen Tasten und Reglern, den sinnvoll arrangierten Touchscreen-Menüs und der aufmerksamen Sprachsteuerung.

Infotainment? Klasse!

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Ein redundantes Gesamtsystem also, das beim Bedienen Freude bereitet und hilft, statt den Nutzer zu frus-trieren. Ob auf der kurzen Strecke durch schnellen Systemstart und Zuverlässigkeit oder auf Reisen mit buchstäblich zielführender Navigation, die Echtzeit-Daten sinnvoll nutzt, etwa um zeitsparende Stau-Umfahrungen zu arrangieren. Was fast immer perfekt klappte. Bei ganz neuen Straßen steht die Navigation in Einzelfällen auch mal kurz auf der Seife, weil das letzte Update noch fehlt, insgesamt aber führt sie den BMW sicher und entspannt ans Ziel. Untermalt vom feinen Sound der Harman-Kardon-Audioanlage, deren Musikalität selbst bei längeren Sessions nie ins Unangenehme kippte, sondern stets luftig, ausgeglichen und basskompetent blieb.

Luftig, ausgeglichen, kompetent? Da kommt der Laderaum ins Spiel. Dank der kubischen Form des X5 ist er nicht nur groß, sondern überdies mit dem optionalen Gepäckraumpaket aufwendig organisiert. Zum einen bremsen selbstständig aufwölbende Rippen auf dem Boden halt- loses Herumrutschen, zum anderen fährt das Rollo nicht nur von selbst in die jeweils passende Position, sondern zieht sich bei Nichtbedarf elektromotorisch unter eine Klappe in den Boden zurück. Transformermäßig, irgendwie.

Wenn das Rollo der größte Minuspunkt ist

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Das ist zwar beeindruckend, jedoch bisweilen kapriziös – sowohl bei unserem Exemplar als auch bei Leser-X5, wie einzelne Zuschriften zeigen. In der Regel sind es die kleinen Sperrclips, die Stress machen und das Rollo blockieren. Wir behelfen uns mit Zuneigung und Kriechöl, was das Problem nach einer neuen Initialisierung per Knopfdruck behebt. Und wir lernen: Wo viel ist, kann auch viel stressen. Wenn das Laderaum-Management hingegen funktioniert, überzeugt es. Die zweiteilige Klappe öffnet und schließt sich elektrisch (ja, manche bemängeln den längeren Weg über den unteren Klappenteil), das Heck senkt sich dank Luftfederung etwas ab, die hinteren Lehnen fallen auf Hebelzug. Kein Klettern, kein Fummeln.

Apropos klettern. Könnte der BMW dank Offroadpaket auch, war jedoch während des Testzeitraums nicht nötig. Immerhin lässt sich die herrschaftliche Karosserie per Luftfederung anheben, um Hindernisse entspannt zu überwinden. Entspannt ist auch der gesamte Fahreindruck an Bord des leisen, doppelverglasten BMW mit seinen körpergerechten, vielfach verstellbaren Sitzen und der kuscheligen Flächenheizung, die die Armlehnen mitwärmt. Herrlich, dieser spezielle Luxus, nicht nur für Frostempfindliche.

21-Zöller kosten Präzision

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Ähnlich herrlich flauscht das Fahrwerk. Es fühlt sich auch richtig schön nach Luftfederung an, was an der tendenziell sanften Auslegung liegt. Im Comfort- oder Adaptiv-Modus ist es fast wogend abgestimmt, hier schlucken Federn und Dämpfer nahezu alles, was die Straßenoberfläche zu bieten hat, auch in südlichen Ländern. Würden die 21 Zoll großen Sommerräder noch einen Tick sanfter abrollen, wäre der Komforteindruck nahezu perfekt. Denn selbst in der Position “Sport” schalten die Dämpfer nicht auf stur.

Apropos Dämpfer: Einen solchen erhält die Fahrfreude durch die nicht immer perfekte Zielgenauigkeit. Vor allem mit der Sommer-Mischbereifung verlangt der X5 oft zarte Korrekturen, läuft auf der Autobahn selten hundertprozentig geradeaus. Mit den 20 Zoll großen Winterreifen fällt dies deutlich weniger auf. Insgesamt überzeugt die optionale Allradlenkung mit passendem Handmoment und mit dem relativ kleinen Wendekreis, den sie durch den Einschlag der Hinterräder ermöglicht.

Besser geht es kaum: Der Reihensechszylinder

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Ebenfalls überzeugend: die Motor-Getriebe-Kombination. Obwohl nur der schwächere der beiden erhältlichen Diesel-Antriebe, zeigt der drei Liter große Reihensechser des 30d, dass ein Turbolader und 265 PS völlig ausreichen. Laufruhig, mit sonorem Klang und dezentem Laderpfeifen schieben 620 Newtonmeter den 2,3-Tonner schmelzig durch die Stadt und in großen Sätzen über Land – ohne Scheu, auch mal etwas Größeres an den Haken zu nehmen. Genial ergänzt durch die unauffällig und treffsicher agierende Achtgang-Automatik von ZF und abgerundet durch tendenziell niedrige Verbräuche zwischen sieben und zehn Litern, im Schnitt 9,7 Liter Diesel plus AdBlue.

Ein passendes Schlusswort für den großen BMW, der bei Kilometer 102 000 noch genauso hochwertig und solide auftritt wie bei Kilometer 2000. Würde man den speckig glänzenden Lenkradkranz tauschen, der knisterfrei verarbeitete X5 ginge fast als neu durch. Wir winken ihm jedenfalls wehmütig hinterher. Wobei: Für ihn und uns gibt es noch einen spannenden Recall. Lassen Sie sich überraschen, demnächst in diesem Magazin.

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