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Auf dem ehemaligen Autohaus-Gelände in Niestetal herrscht immer noch Stillstand

Auf dem ehemaligen Autohaus-Gelände in Niestetal herrscht immer noch Stillstand

Zwar wird das Gelände immer noch genutzt – als Parkplatz für nicht angemeldete Autos. Doch entspricht das nicht dem, was die Heiligenröder wollen und brauchen – einen zweiten Supermarkt.

Niestetal – Seit bald 15 Jahren tut sich so gut wie nichts auf dem sogenannten Neuenhagen-Grundstück in bester Lage in Heiligenrode.

Es war im Juli 2008, als das Autohaus Neuenhagen nach 59 Jahren in die Insolvenz schlitterte. Zwei Jahre später gab es Pläne für einen Großteil des Areals. Die Kasseler Bank als Gläubigerin wollte das Grundstück an einen Investor verkaufen, der dort ein Einkaufszentrum errichten wollte. Doch der Deal platzte.

Ende 2012 stellte die Bank beim Amtsgericht Antrag auf Zwangsversteigerung. Im August 2014 erhielt Haki Miftari, der Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses gleich gegenüber, den Zuschlag – für 485 000 Euro. Der Wert für das Gelände war zuvor auf 820 000 Euro taxiert worden.

Seither fristet das Areal ein eher tristes Dasein – was viele Anwohner in Heiligenrode für eine Fehlnutzung halten. Denn tatsächlich erlaubt der Bebauungsplan dort keinen Autohandel, zumindest nicht auf dem Großteil der Fläche, die sich an die Kasseler Straße anschließt.

Dort ist nur der Bau eines Supermarktes zulässig. Lediglich ein schmaler Streifen entlang der Niestetalstraße, dort, wo sich heute die Aral-Tankstelle befindet, sind Kfz-Handel und Kfz-Reparatur erlaubt. Miftari wusste das, als er das Grundstück ersteigerte. Zu diesem Zeitpunkt war der Bebauungsplan schon vier Jahre alt.

auf dem ehemaligen autohaus-gelände in niestetal herrscht immer noch stillstandFoto © HNA

Was will nun ein Autohändler mit einer Fläche, die er für den Autohandel nicht nutzen darf? Nichts. Tatsächlich hat es in den vergangenen Jahren immer wieder Versuche gegeben, das Areal an einen Investor mit einem Nahversorgungskonzept zu veräußern.

Doch kam bislang nie eine Einigung zustande. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren: Grundstücksverhandlungen laufen stets im Privaten ab und werden eigentlich nur dann öffentlich gemacht, wenn sich ein Erfolg abzeichnet. Auch Bürgermeister Marcel Brückmann weiß das. Natürlich ist er im Wesentlichen darüber informiert, was rund um das Neuenhagen-Grundstück passiert ist.

Doch hat er als Chef einer Verwaltung kaum eine Handhabe dafür, wer mit wem verhandelt, wie und welche Details verhandelt werden, wie fähig ein potenzieller Investor wirtschaftlich ist und ob die Verkaufskonditionen überhaupt tolerabel sind.

Die einzige Gestaltungsmöglichkeit, die Brückmann hat, ist der politisch beschlossene und damit gewollte Bebauungsplan, der konkrete Bauvorschriften macht. Derzeit versucht Haki Miftari erneut den relevanten Grundstücksteil (6140 Quadratmeter) zu verkaufen – für 1,75 Millionen Euro.

Doch ein Investor hat bis jetzt noch nicht angebissen. „Tatsächlich suche ich dringend einen. Aber wer investiert schon in diesen schwierigen Zeiten?“, sagt Miftari. Mit dem Preis ist er schon runtergegangen, noch im vergangenen Jahr wollte er zwei Millionen Euro für das Grundstück haben. Laut Richtwert (200 Euro pro Quadratmeter) wäre das Areal nur 1,23 Millionen Euro teuer.

Vielleicht wäre das Grundstück die aktuell geforderte Summe tatsächlich wert, wenn auf dem Areal nicht nur Einzelhandel, sondern auch Wohnungsbau zulässig wäre. Darauf insistiert zumindest Miftari: „Ein Supermarkt ist in Ordnung, aber warum nicht auch noch betreutes Wohnen und normale Wohnungen?“, fragt Miftari.

Erst dann sei die Rentabilität für einen Investor gegeben. Der Bebauungsplan aber verhindere solch eine Entwicklung. Die Gemeinde Niestetal hält dagegen an ihrem Ziel fest, an dieser Stelle eine Nahversorgung zu ermöglichen. „Wir als Gemeinde sind offen für Konzepte, die dieser Zielsetzung entsprechen und stellen uns rentablen Lösungen nicht in den Weg“, erklärt Brückmann.

„Aber ohne ein geeignetes Konzept, das den Zielen der Gemeinde entspricht, und ohne einen Investor, der über das Grundstück verfügt, kann ich mir eine Anpassung des Bebauungsplanes nicht vorstellen.“

In Sachen Nahversorgung weise Heiligenrode tatsächlich noch ein Defizit auf, was ein eigens in Auftrag gegebenes Gutachten bescheinige. Nicht zuletzt sei für einen großen Supermarkt an anderer Stelle kein Platz. Einen Neubau auf der grünen Wiese hält Brückmann städtebaulich wie ökologisch für nicht vertretbar.

„Fakt ist, dass wir es mit einem Missstand mitten in Heiligenrode zu tun haben – und das seit vielen Jahren“, sagt der Rathauschef. Das werde ganz allgemein in Heiligenrode so gesehen. „Wir haben in der Vergangenheit bereits gut mit Investoren an rentablen Projekten gearbeitet, die dann allerdings am Eigentumsübergang gescheitert sind, nicht am Baurecht.“ (Boris Naumann)

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