- Betriebsrat spricht von Kampfansage
- Ford will Konzentration auf das Kerngeschäft
- Auch Valencia erneut betroffen
Bei Ford in Köln-Niehl startete am 4. Juni endlich die Produktion des ersten E-Modells Explorer.
Ford in Köln steht erneut vor einem massiven Stellenabbau. Es ist das dritte harte Restrukturierungsprogramm in nur fünf Jahren, das die US-Konzernmutter seiner europäischen Tochter verordnet.
Betriebsrat spricht von Kampfansage
Betriebsratschef Benjamin Gruschka, der nicht nur in Deutschland, sondern auch auf europäischer Ebene der oberste Arbeitnehmervertreter ist, informierte die Belegschaft über die anstehenden Einschnitte und kritisierte die Pläne des Managements aufs Schärfste. „Das ist eine Kampfansage an die deutsche Belegschaft“, sagte Gruschka unter Applaus.
Die Pläne sehen im Einzelnen vor, dass zum einen die Führungsstrukturen deutlich verschlankt und Bürokratie weiter abgebaut werden soll, damit Entscheidungen schneller getroffen werden.
Zum Zweiten sollen Jobs in Verwaltung, Marketing, Vertrieb und Services deutlich reduziert werden. Arbeiten, die nicht zu den Kernkompetenzen, also Autos entwickeln und bauen gehören, sollen eingestellt werden.
Ford will Konzentration auf das Kerngeschäft
Aber auch die Produktion ist erneut unter Punkt vier der Liste betroffen. Dort war im ersten Restrukturierungsprogramm 2019 bereits massiv gekürzt worden. Beim Autobau sollen „industrielle Abläufe“ künftig noch effizienter gemacht werden und sich „die Strukturen an den strategischen Prioritäten von Ford ausrichten“. Dazu gehöre laut Ford „die Überprüfung der Stückzahlen, der Effizienz und des Personaleinsatzes in allen Produktionsbereichen, sowie bei fertigungsnahen Dienstleistungen und Komponenten“.
Punkt fünf: Ford Europa will sich nach eigener Aussage nur noch auf das Kerngeschäft konzentrieren. Es sollen Bereiche „ausgelagert“ werden, die nach Auffassung von Ford Europa nicht dazugehören.
Wie viele Jobs tatsächlich wegfallen sollen, dazu gibt es derzeit noch keine Angaben seitens der Ford-Führung. Die genauen Zahlen sollen Ende Juni folgen. Klar ist aber jetzt schon, dass einige tausend dem Rotstift zum Opfer fallen werden.
Entsprechend war die Stimmung auf der Betriebsversammlung, berichten Teilnehmer. Mitglieder der Geschäftsführung waren nicht anwesend, es habe sich niemand bereiterklärt, heißt es aus dem Unternehmen. Auch ein öffentliches Statement werde es nicht geben.
Die Sparpläne betreffen dabei nicht nur Deutschland, mit den Werken und dem Sitz von Ford Deutschland und Europa in Köln, sondern Standorte in ganz Europa.
Auch Valencia erneut betroffen
Am Standort im spanischen Valencia werden 1600 Jobs gestrichen. 600 davon entfallen ganz. Für 1000 Stellen könnte es gegebenenfalls eine Übergangslösung bzw. Rückkehr-Option geben, bis 2027 die geplante Produktion eines neuen Fahrzeugmodells anlaufen soll. In dem Werk im Osten Spaniens arbeiten aktuell noch 4700 bis 4800 Menschen.
Ford hatte erst im vergangenen Jahr in Valencia 1100 Stellen gestrichen. Insgesamt baute Ford in Europa 2023 rund 5000 Arbeitsplätze ab, die meisten davon in Deutschland (2300), Großbritannien (1300) und Spanien.
„Gestern noch den neuen Explorer feiern, heute schon wieder feuern“, sagte Betriebsratschef Gruschka zu den Plänen. Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Belegschaft erneut derart verunsichert werde. Ford fordere in Europa erneut eine harte Restrukturierung, so Gruschka. „Anstatt sich auf den wichtigsten Job, nämlich das erste und bald auch zweite E-Auto aus Köln zu konzentrieren, und alle Kräfte endlich darauf zu fokussieren, wird die Belegschaft erneut demotiviert. Das ist ein Nebenkriegsschauplatz und nicht nachvollziehbar!“