Bei Ford in Köln ist mit fast einjähriger Verspätung endlich die Produktion des Elektro-SUV angelaufen. Was die Fertigung so besonders macht.
- Tagesproduktion von 250 Elektro-Explorern
- VW liefert Akkus und Elektromotoren
- Preise beginnen bei 42.500 Euro
Die Halle Y im Ford-Werk in Köln-Niehl: Noch läuft das Band relativ langsam. Die fertig lackierten Karosserien werden hier mit allem komplettiert, was ein Elektroauto braucht. Das vormontierte Fahrgestell mit Elektromotoren vorn und hinten, Bremsen, Aufhängung, Stoßdämpfern, Achsen und Batteriepack in der Mitte kommt von unten heran. Bei der „Hochzeit“ wird es mit der lackierten Karosserie verschraubt.
„Beim Fiesta waren das sechs Schrauben, beim Explorer sind es 58. Soviel zu der Frage, ob Elektroautos leichter zu fertigen sind“, sagt Joch Bruckmann. Er organisiert den Anlauf des neuen Ford Explorer im Werk Köln. Heute (4. Juni) wurde mit einem Jahr Verspätung das erste Serienexemplar gebaut, der auch gleich an einen Endkunden geht. SOP, Start of Production, heißt das im Industriejargon.
Die „Hochzeit“ ist nicht die einzige Station in Halle Y, wo die Montage komplizierter geworden ist, seit hier vor zwei Jahren der letzte Ford Fiesta vom Band lief. Auch die Qualitätssicherung musste aufrüsten: Bevor Antrieb und Karosserie miteinander vereint werden, kontrollieren Kameras und Laserscanner ob Schraubverbindungen sitzen, die Clips von Schläuchen, Kabeln und Stecker richtig eingerastet sind. „Bei der Kontrolle hilft uns künstliche Intelligenz. Sie lernt ständig dazu“, sagt Bruckmann. So wird aus einem erfahrenen digitalen Mitarbeiter ein unfehlbarer.
Tagesproduktion von 250 Elektro-Explorern
Gefertigt mit Künstlicher Intelligenz Bevor Antrieb und Karosserie miteinander vereint werden, kontrollieren Kameras und Laserscanner ob Schraubverbindungen sitzen, die Clips von Schläuchen, Kabeln und Stecker richtig eingerastet sind. Fotos: Ford
Bis zu 250.000 Explorer, einschließlich der geplanten Coupé-Variante namens Capri, sind theoretisch pro Jahr möglich. Ob es einmal so viele werden, hängt entscheidend vom Markt ab. „Manche sagen, wir sind zu spät dran mit dem Explorer, andere sagen, wir sind zu früh. Ich sage, wir kommen genau richtig“, sagt Rene Wolf, Geschäftsführer Produktion bei Ford. „Würden wir hier noch den Fiesta bauen, hätten unsere Mitarbeiter hier keine gute Zukunftsperspektive.“
VW liefert Akkus und Elektromotoren
Grüße aus Mlada Boleslav Die Akkupakete und die Motoren für den Ford Explorer liefert derzeit noch Volkswagen zu.
Derzeit bezieht Ford die Batterien, wie auch die Motoren, von Volkswagen. Genauer gesagt aus Skodas Batterie-Montage in Mlada Boleslav. Denn der Elektro-Explorer basiert technisch auf der MEB-Plattform des VW-Konzerns – wie der VW ID.4, der Audi Q4 e-tron oder der Skoda Enyaq. Allerdings bekommt der ID.4 die neue Batterietechnik, die der Ford heute schon nutzt, erst in einigen Monaten, wenn das Modell überarbeitet wird. So kann der 77 kWh große Akku des Explorer mit bis zu 185 kW in 26 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen werden. Beim ID.4 dauert es aktuell noch zwei Minuten länger.
Preise beginnen bei 42.500 Euro
Eigene Linie Für die Produktion des Explorer nutzt Ford die MEB-Plattform von Volkswagen, auf der auch der Skoda Enyaq aufbaut. Optisch setzt der SUV eigene Akzente. Auch im Innenraum haben sich die Ford-Designer originelle Details einfallen lassen
49.500 Euro soll die 210 kW starke und heckgetriebene „Extended Range“-Version mit 602 Kilometern Reichweite kosten, der 250 kW starke Allradler (Reichweite 566 Kilometer) 53.200 Euro. Die Basisversion „Standard Range“ mit 54 kWh großem Akku für etwa 400 Kilometer Reichweite startet voraussichtlich zum Jahresende bei 42.500 Euro. Die Preise seien aber nur auf den ersten Blick hoch, so die Vertriebs- und Marketing-Expertin: „Jedes Modell ist praktisch voll ausgestattet, zum Beispiel mit 19-Zoll-Alufelgen, elektrischen Sitzen mit Massagefunktion und beheiztem Lenkrad.“ Die Aufpreisliste – Metallic-Lackierungen (1000 Euro), 21-Zoll-Räder (1200 Euro), Wärmepumpe (1050 Euro), Fahrerassistenz-Paket mit Head-up-Display (1800 Euro) – ist kurz. Dadurch relativiert sich der Preisabstand zu vergleichbaren Verbrennermodellen.
In der Halle Y sind sie jedenfalls zuversichtlich, dass sich der Explorer gut verkaufen wird.
(Mit Ergänzungen von Franz Rother)