Der bundesweit wachsende Fahrradhändler wollte von Pethau aus vor allem den E-Bike-Markt bis Polen und Tschechien abdecken. Zittau lässt die Filiale dort nicht zu, Alternativen fehlen. Nun liegt der Fokus auf Bautzen.
Litte John Bikes wird keine Filiale in Zittau eröffnen. Das hat Marketingleiter Jan Schneidewind nun verkündet. “Wir sehen in der Stadt keine Chance, unser Konzept auszurollen”, sagt er und zitiert dabei eine Weisheit der Dakota-Indianer: “Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab.”
Der bundesweit agierende Fahrradhändler wollte sich im Ortsteil Pethau ansiedeln: In der ehemaligen Ausstellungshalle vom Autohaus Strauß. Das nutzt die Sozialstation Mittelherwigsdorf derzeit noch als Lager, nachdem ihre Tagespflege samt Verwaltung von dort in das neugebaute Pflegezentrum nach Hörnitz zog. Das Grundstück bietet laut Jan Schneidewind hervorragende Möglichkeiten für den Handel mit Fahrrädern, inklusive Beratung und Werkstattservice. So besitzt das Geschäft mit rund 800 Quadratmetern die passende Größe, ist ebenerdig und hat ausreichend Platz zum Parken und für Probefahrten. Zudem führt eine der Hauptverbindungen ins Zittauer Gebirge an dem Objekt vorbei.
Little John Bikes scheitert am Einzelhandelskonzeot
Doch das Vorhaben ist nach seiner Auskunft am Einzelhandelskonzept der Stadt gescheitert. Danach gelten Fahrräder und Zubehör als zentrumsrelevante Artikel, deren Verkauf auf die Innenstadt konzentriert werden soll – um selbige damit zu beleben. Jan Schneidewind versteht die Intension dahinter. Aber er bezweifelt, dass die Stadt diese mit solchen strikten Vorgaben erreicht. Zumal das Objekt in Pethau schon als Handelsstandort diente, statt für Fahrräder eben für Autos. Und der TÜV Süd betreibt nebenan nach wie vor ein Service-Center.
Die Stadt hat mittlerweile beschlossen, das erstmals 2008 und zuletzt 2017 beschlossene Handelskonzept überarbeiten zu lassen. Auch wenn das Zentrum nach ihrer Analyse noch von einer guten Sortimentsvielfalt und inhabergeführten Fachgeschäften geprägt ist: Der Online-Handel nimmt zu, die Einwohnerzahl sinkt und damit die Kaufkraft, der Generationswechsel für die Laden-Betreiber gestaltet sich schwierig. Unerwartete Einflüsse wie die Corona-Krise haben dem stationären Handel zusätzlich zugesetzt. Die Schließung des Edeka-Marktes an der Dresdner Straße im September 2022 und die zunächst erfolgreiche Klage der Handelskette nach dem abgelehnten Neubau sowie das Pfennigpfeiffer-Aus an der Löbauer Straße im Februar 2023 führten zuletzt zu Diskussionen über das Konzept. Dem stehen selbst manche Innenstadt-Händler kritisch gegenüber. Und ein Ziel ist nicht erreicht: neue und vor allem größere Betriebe in das Zentrum zu locken.
Das neueste Geschäft eröffnet das Unternehmen am 12. Mai in Bautzen. Dafür zieht die Filiale aus der Innenstadt an die B96 – und wird dreimal so groß wie die jetzige sein. Der Neubau ist der erste in der Firmengeschichte und künftig der größte Standort in der Oberlausitz. “Wir legen jetzt alle Kraft darauf”, sagt Jan Schneidewind.