Neue Automarken aus China drängen nach Europa – bisher mit bescheidenem Erfolg. Woran das liegen könnte, verrät nun eine Studie.
- Mercedes besonders vertrauenswürdig
- MG, BYD und Nio landen auf den letzten Plätzen
- Chance für Datenschutz made in Germany
- Gezielte Investitionen notwendig
- Hackerangriffe dürfen kein Tabuthema mehr sein
Zahlreiche Neuwagen des Modells Dolphin des Autoherstellers BYD stehen im BLG Auto Terminal Bremerhaven und warten auf ihre Auslieferung. Foto: Lars Penning/dpa
Mercedes besonders vertrauenswürdig
“Die deutschen Hersteller haben hier einen Vertrauensvorschuss”, sagt CAM-Experte Stefan Bratzel, der die Studie zusammen mit dem Netzwerkausrüster Cisco Systems erstellte. Bei der Frage, ob sie dem Hersteller zutrauen, dass ihre Daten dort sicher sind, belegen Mercedes, BMW und VW die ersten Plätze: 39 Prozent haben hier bei Mercedes “hohes” oder “sehr hohes” Vertrauen, 37 Prozent bei BMW und 32 Prozent bei Volkswagen. Ford und Opel landen mit jeweils 26 Prozent auf den Plätzen fünf und sechs, direkt hinter Toyota (29 Prozent). Die VW-Töchter Audi und Porsche wurden nicht einzeln abgefragt.
MG, BYD und Nio landen auf den letzten Plätzen
Auf den letzten Plätzen der 19 untersuchten Marken landen dagegen die neuen chinesischen Herausforderer MG, BYD und Nio: Nur 16 bis 17 Prozent der Befragten vertrauen ihnen beim Datenschutz. Die Diskussion um den Ausschluss von Huawei beim Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes färbe hier offenbar auf die Autobauer ab. “Das könnte für sie zum Problem werden”, so Bratzel.
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Chance für Datenschutz made in Germany
Für die deutsche Autoindustrie eröffne sich dagegen die Chance auf ein neues Verkaufsargument. “Das ist ein realer Wettbewerbsvorteil, den es jetzt zu nutzen gilt”, sagt Christian Korff, Mitglied der Geschäftsführung bei Cisco in Deutschland. Datenschutz made in Germany könne sogar zum neuen Exportschlager werden und “die Nachfolge zum Verbrennungsmotor als weltweites Markenzeichen antreten”, so Korff. “Das kann unsere Marke der Zukunft werden.”
Gezielte Investitionen notwendig
Voraussetzung sei aber, dass die Konzerne nun das Thema mit Nachdruck angehen. Denn, so Korff: “Im Augenblick ist das ein Vertrauensvorschuss. Das muss eben noch bewiesen werden.” Dafür müssten die Hersteller in entsprechende Sicherheitsarchitekturen für vernetzte Fahrzeuge investieren. “Ein einziger Vorfall kann ausreichen, um dieses Vertrauen zu verspielen. Das ist eine ganz sensible Thematik.”
Hackerangriffe dürfen kein Tabuthema mehr sein
Die Hersteller sollten daher offen mit drohenden Gefahren durch Hackerangriffe und Datenklau im Auto umgehen, rät Bratzel. “Das Thema muss raus aus der Schmuddelecke.” Denn: “Es wird Angriffe geben. Und dann entscheidet sich, welche Plattform hier etwas widerstandsfähiger ist.” Wegen des bestehenden Vertrauensvorschusses sei bei den deutschen Herstellern die “Fallhöhe” dann am höchsten, warnt Bratzel. “Man muss möglichst transparent damit umgehen, wo Risiken drohen und wie man mit den Daten umgeht. Und wenn dann doch einmal was passiert, ist die Fallhöhe nicht so groß.” (Mit Material der dpa.)