Defizit
Schöngeising zieht den Stecker: Aus für das E-Car-Sharing
Da war die Freude noch groß: Im April 2021 startete das Orlando-Mobil. Auf dem Bild (v.l.) Gemeinderat Hartmut Knoblauch, Robert Rösler vom Bauhof, Bürgermeister Thomas Totzauer und Oliver Weiss von der Firma Teilzeug, die das E-Auto bereitgestellt hatte. archi
Schöngeising – Grund: Das Angebot wird zu wenig genutzt, das Defizit für die Gemeinde ist – vor allem in Anbetracht der prekären Haushaltslage – zu groß.
Im Frühjahr 2021 war das Projekt mit viel Begeisterung losgegangen. Die Gemeinde wollte das öffentliche Elektroauto als zusätzlichen Baustein zum ÖPNV und als umweltfreundliche und kostengünstige Alternative zum Zweitwagen verstanden wissen. Man ging davon aus, dass es für ältere Mitbürger und junge Leute ohne Auto interessant sein würde – und ebenso für Familien, die dadurch den heimischen Fuhrpark hätten verkleinern können.
Das erste Jahr
Nutzer zieht weg
Menschen aus der eigentlichen Zielgruppe setzten sich aber selten hinters Steuer. Von den insgesamt 225 Nutzungen im vergangenen Jahr ging mehr als ein Drittel (80 Fahrten) auf das Konto eines einzelnen Bürgers. Und ausgerechnet der fällt jetzt als Nutzer weg, da er aus dem Ort verzogen ist.
Preislich orientierte sich Schöngeising an der Nachbargemeinde Grafrath, die ebenfalls ein E-Carsharing anbietet. Mit 2,50 Euro pro Stunde und 0,25 Euro pro gefahrenem Kilometer sollte – gerade in der Anfangszeit – niemand durch hohe Kosten abgeschreckt werden. Ab 19 Uhr betrug der Stundensatz sogar nur einen Euro.
Es bleibt das Defizit
Für die Gemeinde blieb unterm Strich ein Defizit. Im vergangenen Jahr brachte das E-Carsharing 4425 Euro ein, verursachte aber Kosten von 13 727 Euro. Neben der Fahrzeugmiete stecken in dem Betrag auch die Kosten für Personal, Bauhofleistungen und Strom. Auch im laufenden Jahr war keine schwarze Null in Sicht. Die Einnahmen betrugen bis Mitte April knapp 900 Euro, die Ausgaben 3400 Euro.
„Das Angebot für einen kleinen Personenkreis dauerhaft zu subventionieren, macht keinen Sinn“, bilanzierte Bürgermeister Totzauer im Gemeinderat. „Um kostendeckend zu arbeiten, müssten die Gebühren deutlich erhöht werden.“ Er schlug vor, das Projekt auslaufen zu lassen und gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt einen neuen Anlauf zu machen.
Vorzeige-Projekt
Aus dem Gremium kam kein Widerspruch. Gabriele Kuhnke (CSU) bedauerte allerdings, das „Vorzeige-Projekt“ einstellen zu müssen. Aber die finanzielle Lage der Gemeinde gebe einen Weiterbetrieb aktuell nicht her. Hinzu kommt, dass der Vertrag mit dem Anbieter zum Ende des Monats ohnehin endet. Anfragen nach Konditionen für eine Fortsetzung habe die Firma unbeantwortet gelassen, sagte Bürgermeister Totzauer.
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