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Amerikas E-Automarkt sendet Erholungssignale

Amerikas E-Automarkt sendet Erholungssignale

xaw New York

Amerikas Elektroautomarkt sendet nach einer schwierigen Phase Erholungssignale. So hat sich Tesla im dritten Quartal aus der jüngsten Abwärtsspirale hinsichtlich der Profitabilität befreit. Die operative Marge zog gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 323 Basispunkte auf 10,8% an und übertraf die an der Wall Street herumgereichten Schätzungen von 8% damit deutlich, nachdem sie im zweiten Jahresviertel noch um 333 Basispunkte auf 6,3% abgerauscht war. Die Aktie sprang im nachbörslichen New Yorker Handel am Mittwoch darauf zeitweise um 12%.

Investoren drängten zuletzt auf Verbesserungen der im Sektor einst neidvoll betrachteten Gewinnspannen, nachdem die Strategie von CEO Elon Musk, die Nachfrage durch umfangreiche Rabatte zu stützen, zu schweren Belastungen geführt hatte. Neben Effizienzgewinnen in der Fertigung und Kostensenkungen half dabei nun auch der Handel mit Emissionsgutschriften. Aus dem Verkauf von Carbon Credits erzielte das Unternehmen Überschüsse von 739 Mill. Dollar, dies bedeutet den zweithöchsten vierteljährlichen Wert jemals. Analysten erwarten, dass die Gutschriften angesichts zunehmend strikterer globaler Emissionsstandards für Tesla eine robuste Einnahmequelle bleiben.

Milliardenschwere Investitionsausgaben

Der Nettogewinn legte nach dem US-Rechnungslegungsstandard GAAP unerwartet stark um 17% auf 2,18 Mrd. Dollar zu, die Erlöse stiegen um 8% auf 25,18 Mrd. Dollar. Treiber des Wachstums waren dabei das Geschäft mit Dienstleistungen sowie mit Lösungen zur Energieerzeugung und -Speicherung. Der E-Autobauer expandiert zunehmend abseits des eigentlichen Kerngeschäfts: Im laufenden Jahr sollen sich die Investitionsausgaben vor allem auf Feldern wie künstlicher Intelligenz und Robotik nach Unternehmensangaben auf mehr als 10 Mrd. Dollar belaufen.

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Tesla-Chef Elon Musk treibt seine Vision vom autonomen Fahren voran. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Sean Simmers.

Darüber will Musk allerdings vor allem die Position bei Software stärken, die er als entscheidend für seine Vision von der autonomen Mobilität erachtet. In einer Analystenschalte betonte der CEO, gemäß interner Zielsetzungen sollten selbst fahrende Vehikel von Tesla ab dem zweiten Quartal sicherer sein, als wenn ein Mensch am Steuer säße. Am 10. Oktober hatte Tesla zwei vollständig autonome Fahrzeuge vorgestellt: Den Bus Robovan und das Taxi Cybercab, das angeblich 2026 in die Serienfertigung gehen und weniger als 30.000 Dollar kosten soll. Investoren reagierten angesichts eines Mangels an Details zum Cybercab enttäuscht auf die Präsentation und fordern zudem klarere Aussagen hinsichtlich einer Auffrischung der bestehenden Produktpalette.

Update für Produktpalette angepeilt

Diese erfuhr mit dem seit November 2023 ausgelieferten SUV Cybertruck erstmals seit Jahren ein Update, allerdings verlief der Marktstart des durch sein ungewöhnlich scharfkantiges Design auffälligen Gefährts äußerst schleppend. Nun sollen günstigere Fahrzeuge für den Massenmarkt folgen. Tesla peilt gemäß Quartalsmitteilung einen Start im ersten Halbjahr 2025 an, zuvor war bereits von Anfang des kommenden Jahres die Rede. Analysten zweifeln nach zahlreichen Enttäuschungen indes zunehmend an der Belastbarkeit von Musks Zeitplänen für neue Produkte. Zudem sollen die Sparvarianten weit weniger revolutionär ausfallen als zunächst erhofft und zumindest teilweise auf bereits existenten Fertigungsplattformen entstehen.

Mit der bestehenden Palette will Tesla im laufenden Jahr nach eigenen Angaben einen höheren Absatz erzielen als 2023. Um dies zu erreichen, müsste der E-Autobauer im vierten Quartal allerdings 515.000 Fahrzeuge ausliefern und damit so viele wie noch nie. Die Wall Street geht im Konsens aktuell von 490.000 Stück aus. Für das kommende Jahr stellte Musk in einer Analystenschalte Absatzsteigerungen um 20 bis 30% in Aussicht, dementsprechend würde Tesla 2,1 bis 2,3 Millionen Fahrzeuge ausliefern – die Wall Street rechnet mit 2 Millionen.

General Motors stimmt in Optimismus ein

Auch die Konkurrenz zeigte sich mit Blick auf den Elektro-Markt zuletzt zuversichtlicher. General Motors befindet sich laut Vorstandschefin Mary Barra auf gutem Weg, 2024 das Fertigungsziel von 200.000 Einheiten im Elektrogeschäft zu erreichen, das auf operativer Basis „so schnell wie möglich“ profitabel sein solle. Allerdings hinken die Verkäufe der Fertigung in den USA noch hinterher und auch Barra verweist auf ein schwieriges kompetitives und regulatorisches Umfeld.

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GM-Chefin Mary Barra räumt ein, dass das Marktumfeld für Elektroautos schwierig bleibt. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Stephanie Scarbrough.

GM ist in den vergangenen Quartalen von der ursprünglich geplanten Strategie abgerückt, eine Phase mit verstärktem Fokus auf Hybride vollständig zu überspringen und direkt umfänglich auf die Entwicklung von reinen E-Autos zu setzen. Davon hatten auch Autohändler abgeraten, die Modelle mit zwei Antriebsformen laut dem Branchenportal Edmunds im laufenden Jahr fast dreimal so schnell loswerden wie Stromer.

Verlangsamtes Wachstum

Ein Kernproblem für die Branche besteht darin, dass die Elektroautopreise trotz staatlicher Förderung und mitunter massiver Nachlässe durch die Hersteller noch immer zu hoch ausfallen, um im größeren Stil-Verbrenner-Kunden anzulocken. Nach Daten des Branchendienstes Kelley Blue Book sind die Elektroauto-Verkäufe in den Vereinigten Staaten im dritten Quartal zwar um 11% gestiegen, allerdings hat sich das Wachstum noch einmal verlangsamt, wie die Analysten von Cox Automotive festhalten.

Dies lastete im Zusammenspiel mit fallenden Neuwagenpreisen in den vergangenen Monaten auf der Stimmung der Investoren, die GM mit großvolumigen Aktienrückkäufen bei der Stange hielt. Mit der Ankündigung eines 10 Mrd. Dollar schweren Buyback-Pakets beruhigte der Konzern im November 2023 die Gemüter, nachdem Milliardenbelastungen durch den damaligen Streik der Gewerkschaft United Auto Workers die Anleger umtrieben. Im Juni stockte der Konzern seine Rückkaufprogramme im Juni noch um frische 6 Mrd. Dollar auf.

Umfangreiche Mittel für die Batterie-Lieferkette

Pläne für eine batteriebetriebene Buick-Variante hat GM aufgrund des mangelnden Kundeninteresses im Sommer ebenso verschoben wie Investitionen in eine neue Fabrik für Elektro-Trucks. Zuletzt hat GM indes angekündigt, 625 Mill. Dollar in ein Joint Venture zur Förderung von Lithium für Batterien zu stecken. Mit dem Minenunternehmen Lithium Americas steht dabei auch ein Kooperationspartner bereit, dem wohl noch großvolumige Kredite der US-Regierung winken.

In der laufenden Woche erfreute GM die Investoren ebenso wie Tesla mit Erlös- und Gewinnanstiegen und schwamm sich damit von den Belastungen der Elektro-Misere frei. Nun richten sich die Blicke der Investoren gespannt auf Ford, die am kommenden Montag die Bücher öffnet und seit 2023 separate Zahlen für ihre Elektro-Sparte ausweist.

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