Einen Tesla zu fahren ist derzeit noch ein exklusiver Luxus. Das soll sich ändern.
Wer sich als Normalverdiener nicht verschulden oder eine rund 1000 Euro hohe monatliche Rate abdrücken möchte, der wird bei Tesla derzeit nicht fündig. Das war offenbar auch ein ausschlaggebender Punkt beim aktuellen Quartalsbericht des Unternehmens, der am Mittwoch präsentiert wurde. Dort ist zu lesen, dass der US-Autobauer derzeit “Vorbereitungen” trifft, um neue Fahrzeuge mit “erschwinglicheren Modellen” anbieten zu können.
Neue Modelle
Erreicht werden soll dieses Ziel des erschwinglichen Fahrzeugs unter anderem damit, dass Tesla es bereits jetzt geschafft hat, die “Cost of good sold” (COGS) auf den “niedrigsten Stand aller Zeiten” zu bringen. Damit sind die Herstellungskosten gemeint, also alle direkten Kosten, die bei der Produktion eines Fahrzeugs anfallen. Dazu gehören etwa Materialkosten, Personalkosten und Produktionskosten. Schafft ein Hersteller, diese zu senken, bedeutet das unter anderem eine effizientere Produktion und potenziell höhere Gewinnmargen.
Als ehemals größter E-Auto-Hersteller der Welt will Tesla offenbar nun auf die veränderte Marktsituation reagieren. “Die Pläne für neue Fahrzeuge, einschließlich günstigerer Modelle, liegen weiterhin im Zeitplan”, heißt es in dem neuen Bericht. “Die Produktionsaufnahme ist für die erste Hälfte 2025 geplant”.
Wichtig für die Investoren war mit Sicherheit auch die Erwähnung der derzeit genutzten Produktionslinien, die laut Tesla auch für die neuen Fahrzeuge verwendet werden können. Damit läuft der Autobauer nicht Gefahr, Zeit und Geld durch das Schaffen neuer Fertigungsstraßen zu verlieren. Obwohl die neuen Fahrzeuge auch eine zum Teil neue Architektur aufweisen werden, basieren sie dennoch auch zu Teilen auf der alten, weshalb diese unveränderten Produktionslinien möglich sind, erklärt der Bericht.
Wirklich schon 2025?
Die wohl absichtlich etwas schwammig gewählte Formulierung lässt aber erahnen, dass sich das Unternehmen noch nicht wirklich auf ein tatsächliches Auslieferungsdatum festlegen möchte. Offenbar hat man aus der Vergangenheit gelernt – wurde doch etwa beim Cybertruck dieses kommunizierte Auslieferungsdatum mehrfach verschoben.
Was im Quartalsbericht ebenfalls überraschen konnte, waren die stabilen Zahlen des Autobauers. Trotz diverser Rückschläge, speziell mit den mehrfachen Rückholaktionen des Cybertrucks und den Ermittlungen gegen das Full-Self-Driving Feature des Unternehmens, war das dritte Quartal 2024 ein erfolgreiches. Immerhin um acht Prozent und damit auf 2,51 Milliarden Dollar konnte das Unternehmen seinen Nettogewinn erhöhen. Auch der Umsatz wuchs im Jahresvergleich um zwei Prozent. Damit beendete Tesla auch die vier Quartale anhaltende Serie von nicht erreichten Gewinnerwartungen. Eine Trendwende?
Umkämpfter Markt
Der US-Autobauer passt sich mit der neu vorgestellten Strategie dem sich verändernden Markt später, aber doch an. Während chinesische Hersteller wie BYD mit deutlich günstigeren Modellen den Markt jetzt schon erobern und 2023 Tesla erstmals als größten E-Auto-Produzenten der Welt ablösten, versuchen auch die etablierten Autohersteller in diesem Segment aufzuholen – wenn auch nur langsam. Vor allem in China, dem wichtigsten E-Auto-Markt der Welt, verlieren Tesla und andere westliche Hersteller zunehmend Marktanteile an lokale Marken wie BYD, Nio oder XPeng, die mit moderneren Technik in Kombination mit niedrigeren Preisen immer mehr Kundinnen zumindest im Heimatland überzeugen.
Dennoch bleibt Tesla mit seiner ausgereiften Technologie und dem weltweit größten Supercharger-Netzwerk weiterhin ein Schwergewicht im E-Auto-Segment. Die angekündigten günstigeren Modelle könnten dem Unternehmen dabei helfen, seine Marktposition zu festigen und neue Käuferschichten zu erschließen. Experten sehen schon länger in der Preisgestaltung den Schlüssel zum Massenmarkt: Während E-Autos im Premium-Segment bereits fest etabliert sind, fehlt es noch immer an erschwinglichen Modellen für den Durchschnittsverdiener. Zumindest bei Tesla hat man das nun erkannt. (aam, 24.10.2024)