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Das neue Lieblings-E-Auto der Deutschen kommt aus dem VW-Konzern

Im geschrumpften Elektroauto-Markt haben sich die Gewichte verschoben: Deutsche Konzerne dominieren das heimische Geschäft, Tesla stürzt ab. Selbst das Model Y steht nicht mehr auf Platz eins der Neuzulassungs-Rangliste. Und der Vormarsch der Chinesen scheint gestoppt.

das neue lieblings-e-auto der deutschen kommt aus dem vw-konzern

picture alliance / dpa

Im schwachen Elektroautomarkt in Deutschland haben die heimischen Konzerne deutlich an Boden gut gemacht. Das zeigt eine Analyse der aktuellen Zulassungszahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) durch die Beratungsfirma EY, die WELT exklusiv vorliegt. Die Konzerne BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen beherrschen demnach mehr als die Hälfte des deutschen E-Auto-Marktes, Automarken mit chinesischen Eigentümern kommen dagegen im laufenden Jahr auf elf Prozent Marktanteil.

In der Rangliste der beliebtesten Elektro-Modelle hat im abgelaufenen Quartal ein Auto aus dem VW-Konzern den bisherigen Spitzenreiter Tesla Model Y abgelöst: Der Skoda Enyaq iV kam auf genau 23 mehr Neuzulassungen als das E-Auto aus dem Werk Grünheide (Brandenburg).

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Infografik WELT

Auf Rang drei folgt der neue ID.7 von Volkswagen, eine Art elektrischer Passat mit bis zu 700 Kilometern Reichweite. Die Rangliste führt seit Jahresbeginn noch immer das Model Y an.

Insgesamt liegt die Marke Volkswagen seit Jahresbeginn auf Platz eins der meistverkauften E-Autos in Deutschland, es folgen Tesla und BMW. Vor allem das Unternehmen von Elon Musk muss herbe Absatzeinbrüche hinnehmen: um 42 Prozent sind die Verkäufe hierzulande gesunken im Vergleich zu den ersten neun Monaten 2023. So stark eingebrochen ist außerdem nur Hyundai.

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Der Skoda Enyaq iV überzeugt mit seinem Preis-Leistungsverhältnis picture alliance/dpa/Skoda Auto Deutschland GmbH

Wachsen konnten gegen den Trend BMW, Skoda und Volvo. In den Top 10 der ersten neun Monate landen mit MG Roewe und Volvo nur zwei Marken mit chinesischen Eigentümern.

Dass sich die Verhältnisse in dem noch kleinen Markt schnell ändern können, zeigt die Entwicklung des abgelaufenen Quartals: Deutsche Konzerne haben ihre Marktanteile in den drei Monaten auf 57 Prozent ausgebaut, der Anteil der Chinesen ist dagegen um sechs Punkte auf acht Prozent gesunken.

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Beide Gruppen haben aber weniger E-Autos verkauft als im zweiten Quartal des laufenden Jahres. „Der Vormarsch der Chinesen scheint vorerst gestoppt“, kommentieren die Berater von EY.

Was bis zum Jahresende passiert und wie sich der Markt im kommenden Jahr entwickelt, lässt sich kaum vorhersagen. Ab 1. November könnten die zusätzlichen EU-Zölle auf E-Autos aus China in Kraft treten, falls sich Brüssel mit der Volksrepublik nicht noch auf einen Kompromiss einigt.

Gleichzeitig beginnen die Hersteller mit Rabattaktionen, um im nächsten Jahr auf höhere E-Auto-Quoten zu kommen. Die sind nötig, um Strafzahlungen an die EU wegen verpasster CO₂-Ziele zu vermeiden.

Die wohl prominenteste Rabattaktion läuft gerade bei Volkswagen: den ID.3 gibt es aktuell für unter 30.000 Euro, bisher kostete er gut 7000 Euro mehr. Gleichzeitig startet Konkurrent Stellantis mit seiner China-Tochtermarke Leapmotor und einem E-Kleinwagen für 18.900 Euro.

E-Auto-Markt fristet Nischendasein

Constantin Gall, Leiter Mobility bei EY, sieht noch immer eine „deutliche Kaufzurückhaltung“ in Deutschland und anderen wichtigen europäischen Ländern. Von einem Elektro-Boom könne keine Rede sein. Der E-Auto-Markt friste derzeit ein Nischendasein. „Die Stückzahlen im Elektrosegment sind immer noch weit entfernt von den prognostizierten Werten, die notwendig wären, um sowohl für Hersteller als auch Zulieferer rentable Margen zu gewährleisten und um zudem für die notwendige Auslastung der Ladeinfrastruktur zu sorgen“, stellt er fest.

Die Neuzulassungen von E-Autos sind in den vergangenen drei Monaten um 45 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum eingebrochen, auf nur noch 92.000 Fahrzeuge. Der Grund für den prozentualen Absturz liegt im vergangenen Jahr: Damals wurde die staatliche Subvention für E-Auto-Käufe von gewerblichen Kunden Ende August eingestellt. Das führte zu einer Art Schlussverkauf in dem Monat und einem Zulassungsboom bei E-Autos.

Im September 2023 gingen die Verkäufe dann deutlich zurück, so dass im nun abgelaufenen Monat sogar mehr E-Autos abgesetzt wurden als im Vorjahr. Insgesamt wurden in Deutschland seit Jahresbeginn laut KBA 276.390 reine Elektroautos neu zugelassen – 29 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der gesamte Pkw-Absatz liegt dagegen mit minus einem Prozent etwa auf dem Niveau von 2023.

Daniel Zwick ist Wirtschaftsredakteur und berichtet für WELT über alle Themen aus der Autoindustrie.

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