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Daimler-Truck-Vorstand - Tesla "hat sich entzaubert"

ARCHIV: Martin Daum, Vorstandsvorsitzender von Daimler Truck, spricht zu den Delegierten des 49. Parteitags der Grünen in Rheinstetten bei Karlsruhe, Deutschland, am 25. November 2023. REUTERS/Wolfgang Rattay

München (Reuters) – Der scheidende Vorstandschef von Daimler Truck hält die Konsolidierung der Lkw-Industrie in Europa für praktisch abgeschlossen.

Bei Fusionen der vier Branchenriesen Daimler Truck, Volvo, Paccar (DAF) und Traton (MAN, Scania) “wird keine Kartellbehörde mitspielen”, sagte Martin Daum am Dienstagabend im Münchner Club Wirtschaftspresse. “Wir wären die einzigen, die noch mit Iveco fusionieren könnten – aber das macht keinen Sinn.” Die Italiener seien im Billigsegment tätig und betrieben viele Randgeschäfte. Bei der angedachten Fusion der japanischen Daimler-Truck-Tochter Fuso mit dem Rivalen Hino gehe es darum, sich in Südostasien zu behaupten. Das südliche Afrika werde von China-Lkw dominiert. “Die Chinesen werden irgendwann nach Europa expandieren wollen. Man darf sie nicht belächeln.”

Vor dem US-Elektroautobauer Tesla, der mit seinem “Tesla Semi” auch auf den Lkw-Markt expandieren will, hat Daum keine Angst. Mit seinem Messeauftritt auf der IAA Nutzfahrzeuge habe sich Tesla “selbst entzaubert”, sagte er. Das Ziel von Elon Musk, bald 50.000 Tesla Semi pro Jahr zu verkaufen, sei schon deshalb illusorisch, weil es auf dem Markt nicht genügend Lkw-Reifen dafür gäbe.

Der 64-jährige Daum war als Vorstandschef zum 1. Oktober von der früheren Scania-Managerin Karin Radström abgelöst worden, gehört aber dem Vorstand noch bis zum Jahresende an, ehe er in den Ruhestand geht. Im Sommer hatte er das Ertragsziel für 2024 zurücknehmen müssen – auch weil Daimler Truck sein China-Geschäft wegen des darniederliegenden Marktes abgeschrieben hat. Der Umsatz soll mit 53 bis 55 (2023: 55,9) Milliarden Euro zwei Milliarden geringer ausfallen als geplant. Die Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) soll auf 8,0 bis 9,5 Prozent sinken.

Daum bekräftigte das Ziel, den Absatz von Bussen und Lkw mit Elektroantrieb in diesem Jahr auf 6000 (2023: 3400) zu steigern – das ist allerdings erst gut ein Prozent des gesamten Absatzes. Entscheidend für die Durchsetzung von Elektrofahrzeugen sei das Ladesäulennetz: “Überall, wo heute ein Lkw steht, muss eine Ladesäule hin.” Europa hinke mit dem Ausbau weit hinterher.

Von einer raschen Erholung des chinesischen Marktes geht Daum nicht aus – “nicht dieses und nicht nächstes Jahr”. China sei in einer tiefen Krise. Zudem setze das Land zurzeit wegen des billigen Erdgases aus Russland auf gasbetriebene Lkw, die 70 bis 80 Prozent des Marktes ausmachten. Auch in Deutschland, dem größten Lkw-Markt in Europa, sei “noch kein Licht am Ende des Tunnels”.

Die Diskussion über höhere Renditen bei Daimler Truck hält Daum für verfehlt: “Die reine Fokussierung auf Umsatzrenditen ist falsch. Für mich ist der absolute Profit wichtiger.” Aufsichtsratschef Joe Kaeser hatte gefordert, bei der Rendite zu Rivalen wie Paccar und Volvo aufzuschließen, die auf Margen von 14 bis 15 Prozent kommen. Das sei eher “ein Gedankenexperiment”, sagte Daum. Bei Daimler Truck lag die bereinigte operative Umsatzrendite im vergangenen Jahr bei 9,9 Prozent, offizielles Ziel bis 2030 sind mehr als zwölf Prozent.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter [email protected] (für Politik und Konjunktur) oder [email protected] (für Unternehmen und Märkte).)

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