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Leapmotor T03 im Test: Besser als der Dacia Spring?

Neuer Elektro-Kleinstwagen für 18.900 Euro bietet erstaunlich viel

leapmotor t03 im test: besser als der dacia spring?

Die Welt schreit nach günstigen Elektroautos. Das derzeit billigste Modell in Deutschland ist der Dacia Spring, den es ab 16.900 Euro gibt, gefolgt vom Citroen e-C3 für 23.300 Euro. Dazwischen schiebt sich nun der Leapmotor T03 für 18.900 Euro. Was kann man für diesen Preis erwarten und wie schlägt sich der Neuling auf der Straße? Wir haben den Wagen für Sie getestet.

Wenn Ihnen die Marke Leapmotor nichts sagt, haben Sie vermutlich unseren Test des Leapmotor C10 nicht gelesen. Vielleicht brauchen Sie ja auch keine Familienkutsche, sondern suchen eher nach einem kleinen Fahrzeug für die Stadt? Dann sind Sie beim T03 richtig, denn das Auto ist mit 3,62 Meter noch ein klein wenig kürzer als ein Fiat 500 Elektro. Und die Marke Leapmotor? Die kommt aus China, hat aber die Unterstützung des Weltkonzerns Stellantis, was für Vertrauen sorgen dürfte.

Schnelle Daten  Leapmotor T03
Motor 1 Permanentmagnet-Synchronmotor vorne
Systemleistung / Drehmoment 70 kW / 158 Nm
0-100 km/h / Höchstgeschwindigkeit 12,7 Sekunden / 130 km/h
WLTP-Verbrauch 16,3 kWh/100 km
Batterie 36 kWh netto (brutto 37 kWh, LFP-Chemie)
WLTP-Reichweite 295 km
DC-Ladeleistung / DC-Ladedauer bis 45 kW / 36 Minuten (30-80%)
DC-Ladegeschwindigkeit 0,5 kWh/min (30-80%)
Länge / Höhe 3,62 m / 1,65 m
Basispreis 18.900 Euro

Exterieur | Cockpit | Antrieb/Akku | Fahreindrücke | Ausstattung | Fazit

Exterieur, Fond und Kofferraum

Beginnen wir außen, sehen wir uns das Wägelchen an. Vielleicht haben Sie einen anderen Geschmack als ich, aber mir gefällt die Optik nicht. Man muss nicht den ausgesprochen schicken Fiat 500 Elektro bemühen, um wohlgefälligere Elektroautos im günstigen Segment zu finden. Die erwähnten Konkurrenten Dacia Spring und Citroen e-C3 sehen deutlich besser aus.

  Länge Breite Höhe Kofferraum Basispreis
Dacia Spring 3,70 m 1,58 m ca. 1,52 m 308-1.004 Liter 16.900 Euro
Leapmotor T03 3,62 m 1,58 m 1,65 m 210-508 Liter 18.900 Euro
Citroen e-C3 4,02 m 1,76 m 1,57 m 310 Liter 23.300 Euro

Mit 1,65 Höhe ist der Wagen erstaunlich hoch – der T03 ist sogar höher als breit (ohne Außenspiegel). Das bedingt etwas seltsame Proportionen. Auch die 15-Zoll-Räder sehen sehr klein aus und von hinten gesehen wirken sie auch recht schmal.

Leapmotor T03: Nur 3,62 m lang bei 2,40 m Radstand

Der T03 ist höher als breit

Anders als der Fiat 500 Elektro (aber wie seine Konkurrenten) ist der T03 ein Fünftürer. Sitzplätze hat er wie der Spring nur vier, während in den e-C3 fünf Personen passen.

Wegen der großen Karosseriehöhe habe ich als 1,75 Meter großer Testpassagier im Fond mehr als genug Kopffreiheit. Vor den Knien wird der Platz jedoch knapp: Ist der Fahrersitz für mich eingestellt, passen meine Knie gerade noch dahinter. Allerdings: In einem Fiat 500 Elektro ist noch weniger Platz, sagte mein mitfahrender Kollege. Außerdem ist der Fiat wie erwähnt nur ein Dreitürer, sodass schon das Einsteigen schwierig ist.

Auch das Stauabteil des T03 bietet im Vergleich wenig Volumen, wie unsere Tabelle oben zeigt. Auch die Benutzbarkeit ist eher mau, denn der Kofferraum hat vor allem unten einen engen Ausschnitt und die Schwelle am Eingang ist hoch. Auch fehlt ein Rollo, um den Inhalt des Kofferraums vor neugierigen Blicken zu verbergen. Die Rücksitzlehne lässt sich nur im Ganzen umklappen. Dabei wirkt sie allerdings deutlich hochwertiger als beim kürzlich getesteten Dacia Spring.

Cockpit

Sie sitzen im Auto meist vorne und viel transportieren müssen Sie auch nicht? Dann wird das Bild nun rosiger, sehr viel rosiger. Denn das Cockpit ist für diese Klasse wirklich nobel. Es gibt zwei recht große Displays und die Materialien sind zwar hart, wirken aber definitiv nicht billig. Zudem wird das System per Knopf gestartet und nicht mit einem ollen Fahrzeugschlüssel wie beim Dacia, und die Feststellbremse ist elektrisch und keine traditionelle Handbremse wie beim Spring.

Das Cockpit des T03 mit zwei recht großen Displays

Allerdings gibt es auch hier etwas zu kritteln. So sieht der Touchscreen aus, als wäre er nach unten gerutscht: Er ist viel zu tief angebracht. Außerdem ist das Lenkrad nur höhenverstellbar, eine Reichweitenverstellung fehlt. Gut jedoch: Die Außenspiegel werden noch mit dem gewohnten Knöpfchen in der Tür eingestellt und es gibt (anders als etwa beim VW ID.3) vier Tasten für die vier Fensterheber.

Eingespart hat Leapmotor jedoch den Schalter für die Scheinwerfer; diese lassen sich nur per Touchscreen aktivieren. Es gibt gleich zwei USB-Anschlüsse in der Mittelkonsole, was in dieser Klasse sicher nicht Standard ist. Allerdings sind es USB-A-Slots, das USB-C-Kabel meines Handys passte nicht.

Definitiv nicht Standard in dieser Klasse: Das serienmäßige Navi

Gestartet wird per Knopf – beim Dacia Spring muss noch ein Schlüssel gedreht werden

Die Sitze sind nicht besonders gut, für ein Stadtauto aber wohl ausreichend. Wer scharf um die Ecken braust, wird sich wohl eine Rüge vom Beifahrer oder der Beifahrerin einfangen, denn Seitenhalt gewähren die Möbel wenig. Dazu kommt, dass es seitliche Haltegriffe nur hinten gibt.

Antrieb und Akku

Der Leapmotor T03 hat Frontantrieb. Der 70-kW-Motor mit Permanentmagneten sorgt für ein Höchsttempo von 130 km/h, die Sprintzeit wird mit 12,7 Sekunden angegeben und der Verbrauch mit 16,3 kWh/100 km. Mit diesen Werten liegt der kleine China-Wagen auf Höhe der Konkurrenz, wie ein kleiner Vergleich zeigt (wobei wir hier die stärkere Version des Spring gewählt haben, die mit 18.900 Euro exakt so viel kostet wie unser Leapmotor T03):

  0-100 km/h Höchstgeschw. Batterie Verbrauch Reichweite
Dacia Spring 48 kW 13,7 Sek. 125 km/h 25 kWh 13,0 kWh 228 km
Leapmotor T03 70 kW 12,7 Sek. 130 km/h 36 kWh 16,3 kWh 265 km
Citroen e-C3 84 kW 11,0 Sek. 132 km/h 44 kWh 17,1 kWh 326 km

Als Energiespeicher setzt Leapmotor einen LFP-Akku mit brutto 37 kWh und netto 36 kWh ein, wie mir Ingenieur und Produktplaner Tianyue Zhong bei dem Event sagte. Nach seiner Auskunft handelt es sich um Zellen von dem wenig bekannten chinesischen Hersteller Zenergy.

Der Akku hat eine Luftkühlung und kann vorkonditioniert werden. Auf meine Frage hin, wie eine Vorkonditionierung möglich ist, wenn es kein flüssiges Medium zum Temperieren gibt, musste Zhong selbst nachfragen. Die Antwort: Das Auto besitzt eine dünne Platte, die elektrisch beheizt wird; damit kann man den Akku im Winter auf Temperatur bringen. Eine Wärmepumpe hat der Wagen nicht.

Aufgeladen wird entweder mit einphasigem Wechselstrom (vom Auto aus her sind 6,6 kW möglich, in Deutschland wird jedoch unseres Wissens auf einer Phase nur mit 3,7 oder maximal 4,6 kW geladen) oder mit bis zu 45 kW Gleichstrom. In Letzterem Fall soll die Ladeleistung aber bis über 90 Prozent SoC hoch bleiben, die Ladekurve ist also relativ flach. Mit Gleichstrom dauert ein Ladehub von 30 auf 80 Prozent 36 Minuten. Umgerechnet sind das 0,5 kWh pro Minute (36 kWh*0,5/36 min) – eine extrem niedrige Laderate. Aber der T03 ist nun mal für die Stadt gemacht, nicht für lange Autobahnfahrten.

Bildergalerie: Leapmotor T03 (eigene Bilder)

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Fahreindrücke

Der T03 fährt sich ganz okay. Im dichten Verkehr zwischen Mailand und dem Lago Maggiore vermisste ich in Sachen Vortrieb nichts; für den Stadtverkehr reichen die 70 kW allemal. In der Kurve wankt der T03; das hätte ich angesichts der relativ kleinen Batterie und des hohen Aufbaus auch nicht anders erwartet. Erstaunt war ich, dass das Auto sogar einen Abstandstempomat (ACC) hat, der gar nicht schlecht funktioniert.

Irritiert hat mich jedoch das relativ laute und seltsam klingende Fahrgeräusch aus den Lautsprechern: Der Sound erinnert einen an den Wind, der um die Ecken einer Berghütte weht. Er ertönt bis 30 km/h und verstummt übergangslos, sobald das Tempo darunter fällt. Nervig sind auch die akustischen Warnungen, die der Wagen absondert, wenn man seiner Ansicht nach zu unaufmerksam ist (es gibt eine Innenraumkamera) oder wenn man das Tempolimit überschreitet. Beides lässt sich abschalten, aber das muss man nach jedem Stopp wieder neu tun.

Leapmotor T03 (2024): Drei Fahrmodi und drei Lenk-Modi

Meiner Ansicht nach hat das Auto auch zu viele Modi: Es gibt drei Fahrmodi und zusätzlich noch drei Modi für die Einstellung der Lenkung. Was die Lenkung angeht, so ist sie genauso seltsam wie beim Dacia Spring: irgendwie labbrig, ich kann es nicht genau beschreiben.

Ausstattung und Produktion

Das Beste zum Schluss: Die Ausstattung ist das Highlight des Leapmotor T03. Denn es ist alles Serie, von den beiden großen Displays mit Navigationssystem über eine Klimaanlage,  das Glasdach, die Parkpiepser hinten, die Rückfahrkamera, Assistenten wie Abstandstempomat, Spurhalteassistent und Totwinkelwarner bis hin zur Bicolor-Lackierung. Auswahl gibt es nur bei der Farbe: Es gibt Hellblau, Silber und Weiß, aber kein Schwarz.

Die ersten Leapmotor T03 sind bereits in Deutschland angekommen, man soll das Auto sogar schon beim Händler bestellen können. Wenn Sie einen finden, denn derzeit hat die Marke nur 40 davon – wenn ich recht verstanden habe, in ganz Europa. Der Konfigurator solle in den nächsten Tagen online gehen, hieß es am 25. September, doch bisher gibt es ihn noch nicht. Auch eine Händlerliste haben wir vergeblich gesucht.

Zum Thema EU-Zölle hieß es, man werde flexibel reagieren. Dabei hat man mehrere Optionen. Entweder wird das Auto wie die ersten Exemplare per Schiff aus China kommen, dann muss man die Zölle zahlen. Oder man baut den C10 im polnischen Stellantis-Werk Tychy. Wahrscheinlich ist die passende Konjunktion und, nicht oder. Denn die Produktion in Tychy ist bereits angelaufen; dort werden zunächst Bausätze im Semi-Knocked-Down-Verfahren zusammengebaut, aber auch eine Komplettfertigung ist möglich.

Fazit

Der Leapmotor T03 ist das zweitgünstigste Elektroauto auf dem deutschen Markt, gleich hinter dem Dacia Spring. Natürlich ist das Auto für 18.900 Euro nicht perfekt. Ist der Neuling besser als der Spring? Nun ja, der T03 ist das deutlich modernere Fahrzeug, auch er nicht so aussieht. Das Highlight des Wägelchens jedoch ist die sehr gute Ausstattung. Zu den Pluspunkten gehört außerdem, dass man den Wagen bei einem Stellantis-Händler kaufen kann – das dürfte für mehr Vertrauen sorgen als bei reinem Internet-Vertrieb.

Bildergalerie: Leapmotor T03 (2024)

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