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Wohnmobil-Tour französische Mittelmeerküste : Der Sonne entgegen in der Nebensaison

Um den Sommer zu verlängern, zieht es uns an Frankreichs Mittelmeerküste. Ohne große Planung machen wir uns auf den Weg und stellen fest: Südfrankreich ist ein Paradies für Wohnmobilisten. Auch wenn die Campingplätze geschlossen haben, Stellplätze gibt es fast überall.

wohnmobil-tour französische mittelmeerküste : der sonne entgegen in der nebensaison

Suedfrankreich Camping Municipal in Banyuls-sur-Mer

Das passt doch. So wie die Zugvögel wollen wir bei 13 Grad aus dem stürmischen Norden Deutschlands in den Süden Frankreichs fliehen. Es ist Anfang Oktober. Wir nutzen eine Regenpause, um alles im Hobby Optima zu verstauen. Alles einsteigen, anschnallen und los geht’s.

Übernachtungsplätze in der Nachsaison

Schon bei der Vorrecherche stellten wir fest, dass es ab Oktober um geöffnete Campingplätze in Okzitanien schlecht bestellt ist. Die großen Areale an den Stränden schließen ihre Tore Ende September; nur ein paar Nachzügler erlauben das Übernachten bis in den Spätherbst hinein.

Allerdings ist die Zahl der ausgewiesenen Stellplätze für Wohnmobile in Südfrankreich enorm. So schenken wir uns die weitere Planung. Nur bei der ersten Übernachtung gehen wir auf Nummer sicher und speichern uns die Adresse des Camping les Floralys nahe Narbonne.

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Als wir nach einer Zwischenübernachtung und weiteren zehn Stunden Fahrt im Dunkeln endlich auf den Campingplatz rumpeln, quetschen wir uns in eine Bucht neben dem Sanitärgebäude. Richtig viel erkennen wir nicht, denn an der Beleuchtung wird offenbar gespart.

Die historische Stadt Narbonne

Am nächsten Morgen regnet es. Der Betreiber schlägt uns vor, zu Fuß vom Campingplatz nach Narbonne zu gehen. Das Tor am Ende des Geländes führt direkt zum Canal de la Robine, und von dort gelangt man über einen Wanderweg in die Stadt. Wir konsultieren die Karten-App. Die sagt, wir würden eine Dreiviertelstunde bis zum Zentrum brauchen. Das ist uns doch etwas zu lang – schließlich wollen wir ja noch per Pedes die Stadt durchkreuzen. Außerdem regnet es noch immer.

Also quetschen wir uns wieder aus dem Gelände und stellen den Hobby kurz darauf vor der Stadt auf den Großparkplatz eines Einkaufszentrums in der Nähe vom Museum Narbo Via, das die römische Geschichte der Stadt beleuchtet.

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Wir gehen weiter in die Innenstadt – das dauert etwas mehr als eine Viertelstunde und führt uns ebenfalls am Canal de la Robine entlang. Je näher wir der Innenstadt kommen, desto gepflegter wird der Uferbereich – sogar kleine Ausflugsboote könnte man hier ausleihen. Uns zieht es jedoch zum historischen Zentrum.

Zunächst stehen wir staunend vor dem kolossalen Rathaus und schauen ehrfürchtig auf glattpolierte Feldsteine. Vor rund 25 Jahren hat man bei Bauarbeiten die alte Handelsstraße Via Domitia entdeckt. Prokonsul Gnaeus Domitius Ahenobarbus ließ sie zwischen 122 und 118 v. Chr. bauen, um einen Landweg von Italien nach Spanien zu schaffen.

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Jetzt liegt die uralte Straße auf rund 20 Quadratmetern frei und lässt sich sogar begehen. Dahinter türmt sich der Erzbischöfliche Palast auf. Insbesondere sein 42 Meter hoher Wohn- und Wehrturm beeindruckt durch seine Klotzigkeit, die sich inmitten der südfranzösischen Wohnhäuser um den Rathausplatz herum etwas eigentümlich ausnimmt.

Nicht weniger dominant und nicht weniger beeindruckend gibt sich die Kathedrale Saint-Just-et-Saint-Pasteur gleich daneben. Innen erwartet die Besucher das höchste gotische Chorraumgewölbe und die wunderschöne Faszination zahlreicher Buntglasfenster.

Bei einem Spaziergang um das dominante Ensemble herum stoßen wir auf weitere historische Sehenswürdigkeiten wie das römische Horreum – einzigartige, unterirdische Lagerstätten der Römer – und die barocke Kapelle der Bruderschaft der Pénitents Bleus, die heute Kunstausstellungen beherbergt. Ersteres hat geschlossen, zu einem Besuch des Letztgenannten können wir die Kinder leider nicht überreden. So gehen wir zurück zum Kanal, schlendern zum Wohnmobil und fahren wieder zu unserem Zwei-Sterne-Platz.

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Da wir keine Stühle als Platzhalter aufgestellt haben, müssen wir uns eine neue Fläche suchen. Diese stellt sich als viel netter heraus als die vorherige. Sie ist schön eingewachsen und besitzt sogar eine Ladesäule direkt am Platz. So kochen wir in aller Ruhe Nudeln mit Gemüsesoße, die wir draußen unter der Markise zu uns nehmen. Auch wenn es abends kühler wird, wenigstens regnet es nicht mehr.

Ausflug nach Perpignan

Nach zwei Nächten auf Les Floralys geht es am nächsten Morgen Richtung Perpignan. Unsere Recherche ergibt, dass noch zwei Campingplätze – beide mit fünf Sternen – in dieser ersten Oktoberwoche geöffnet haben. So brauchen wir nicht auf einem der Stellplätze unser Glück versuchen.

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Wir entscheiden uns für den Luxusplatz Le Brasilia in Canet-en-Roussillon mit Pool, Restaurant und eigenem Strandzugang. Was für ein Kontrast zu unserem vorherigen Standort. Saubere Wege, ebenmäßige Stellflächen, Beleuchtung an jeder Ecke. Wir gönnen uns den Besuch des Restaurants und lassen uns anschließend von der abendlichen Bühnen-Show unterhalten.

Am nächsten Morgen fahren wir nach Perpignan. Hier gestaltet sich das Parken deutlich schwieriger als in Narbonne. Der fast sieben Meter lange Hobby passt nirgendwo hin. Viele Areale sind höhenbegrenzt. Der Tipp, am Kongresszentrum zu parken, erweist sich als schwierig, da die Buchten zu kurz sind. Also kurven wir eine halbe Stunde durch die Stadt und suchen einen Platz am Straßenrand. Vergeblich. Irgendwann kommen wir wieder am Kongresszentrum und dem öffentlichen Park mit seinem hübschen Springbrunnen an. Wie durch ein Wunder entdecken wir einen Platz, der unser Wohnmobil fassen könnte – wenn auch nur um Haaresbreite. Ob wir hier stehen dürfen, wissen wir nicht. Wir wagen es trotzdem.

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Unter Platanen hindurch gehen wir anschließend zum Le Castillet, einem aus rotem Sandstein gebauten Torturm aus dem 14. Jahrhundert mit dem katalanischen Heimat- und Kulturmuseum. Die Ausstellung ist leider auf Französisch, sodass wir nicht verstehen, warum hier sowohl die Abendmahl-Szene als auch eine Hexenküche dargestellt sind.

Wir wollen auf die Balustrade, von der man einen Rundumblick über die Stadt haben soll. Es stimmt. Der Blick ist einmalig und reicht über die historische, rot bedachte Altstadt und die Kathedrale bis zum Palast der Könige von Mallorca auf der einen und bis zu den Ausläufern der Pyrenäen auf der anderen Seite.

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Palast der Könige von Mallorca? Wieso waren die hier in Südfrankreich? Um die Frage zu klären, machen wir uns in die Richtung auf, verirren uns fast in den verwinkelten Gassen und Häuserschluchten der Altstadt, gelangen schließlich jedoch an die massive Mauer des Palais. Leider stellt sich die Anlage als etwas öde heraus. Das alte, wenn auch hervorragend restaurierte Gemäuer, die breiten Gänge und großzügigen Hallen beeindrucken uns nur mittelmäßig.

In der kleinen Kapelle setzen wir uns einen Augenblick auf eine der Bänke und genießen den Eindruck der Gemütlichkeit dank hellem Sandstein und freigelegten Wandgemälden. Danach entdecken wir noch einen Raum, in dem die Kinder ein digitales Memory-Spiel mit Bildern der Stadt, des Palais und der Umgebung spielen können, ganz nett.

Mit einem spontan geliehenen Elektroroller geht es zurück in die Altstadt. Zwischen den schönen kleinen Läden entdecken wir die hervorragende Patisserie von Vincent Boulin, die die landestypischen Rousquilles serviert – lecker-süßes Mürbeteig-Baiser-Gebäck, zu dem man definitiv einen Petit Café braucht.

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Mit verklebtem Gaumen und neuer Energie shoppen wir noch etwas in den bezaubernden Lädchen der historischen Altstadt und suchen schließlich unser Wohnmobil. Es steht noch an seinem Platz, und einen Strafzettel hat es zum Glück auch nicht bekommen.

Entlang der Küste: Collioure und Banyuls-sur-Mer

Aufgrund der Parkproblematik meiden wir ab jetzt die großen Städte. Eigentlich hatten wir geplant, nach Toulouse zu fahren, stattdessen zieht es uns weiter gen Spanien. Wir finden einen Stellplatz oberhalb von Collioure. Die Aire de Camping-Car besteht aus mehreren Terrassen, auf denen weit verstreut vereinzelte Wohnmobile parken. Da sich die Sonne bereits hinter den Horizont zurückgezogen hat, halten wir an einer beliebigen Stelle und kümmern uns ums Abendessen.

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Am nächsten Morgen stellen wir fest, dass der Stellplatz ideal liegt. Zu Fuß und bergab sind wir nach 30 Minuten am Strand des malerischen Badeortes. Sogleich werden die Handtücher auf dem kieseligen Sand ausgebreitet, und die Kinder stürmen ins Meer – nur um nach ein paar Schritten langsamer zu werden. Es ist doch etwas frisch. Zum Glück wärmt die Sonne noch und trocknet die nassen Körper schnell.

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Und dieser Ausblick: Vor uns die Bucht und der Ort, der sich darum herumschmiegt, die historische Burganlage des Château Royal de Collioure, der runde, dominante Kirchturm der Église Notre Dame des Anges und die vielen bunten Häuser machen diesen Strandtag zu einem malerischen Erlebnis.

Mittags gehen wir zu der ersten und weltweit einzigen Anchovis-Bar der Welt, Maison Desclaux, und flanieren durch die rosa beschirmten Gassen, in denen zahlreiche Künstler ihre Ateliers geöffnet haben. Nach einem ausgiebigen Strandtag machen wir uns wieder auf den Heimweg – steil bergauf. Da der Weg durch die katalanischen Wohnviertel aber ganz nett ist, macht uns das nichts aus.

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Gegen Abend stellen wir Stühle und Campingtisch auf den Asphalt neben unserem Hobby, bewundern den unglaublich farbintensiven Sonnenuntergang hinter der Bergkette der Pyrenäen und genießen unser südfranzösisches Abendessen vom Campinggrill. Da uns der Platz hier so gut gefällt, bleiben wir noch eine weitere Nacht und wiederholen das Prozedere des Vortags: bergab gehen, am Strand liegen, diesmal Pizza zu Mittag essen, bergauf laufen.

Auf der Aire packt eine Familie gerade ihre Sachen zusammen. Der Vater berichtet, dass in Banyuls-sur-Mer der gemeindeeigene Campingplatz das ganze Jahr über geöffnet hat. Das klingt gut.

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Zuvor machen wir noch einen Stopp am Industriehafen von Port-Vendres. Besonders hübsch ist es hier nicht, aber der platanenbeschattete Wohnmobil-Stellplatz eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt für eine Wanderung zum Cap Béar. Hier steht der 27 Meter hohe Leuchtturm Phare de Cap Béar auf einer Landzunge und wacht über die Schifffahrt in der Bucht von Lyon.

Das Naturschutzgebiet Cap Béar wird von zahlreichen Wanderwegen durchzogen, und wir wollen einen davon nutzen, um zum Leuchtturm zu gelangen. Nach der gut zweistündigen Wanderung durch felsiges Gelände mit Blick auf das azurblaue Mittelmeer machen wir noch einen Stopp am Strand, von dem aus ein Wanderweg startet, und kühlen unsere Füße in der Bucht Ansa de l’Espeluga.

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Der Camping Municipal liegt günstig positioniert am Ende des Badeorts, gegenüber einem Einkaufszentrum und nur rund 20 Minuten von der Promenade entfernt. Der Platz ist trotz der Jahreszeit – oder gerade deswegen? – gut belegt. Sogar einige Wanderer haben ihre Zelte aufgeschlagen. Obwohl nur mit zwei Sternen dekoriert, ist alles sauber und gepflegt, es gibt einen Spiel- und einen Boule-Platz.

Entdeckungen an der katalanischen Küste Südfrankreichs

Bei der morgendlichen Besprechung des Tagesprogramms wollen die Kinder chillen. Also beschließen mein Mann und ich, allein zur Kapelle Notre-Dame de la Salette zu wandern. Sie liegt knapp eine halbe Stunde entfernt oberhalb von Banyuls und bietet nicht nur einen Ort der Einkehr, sondern auch einen einmaligen Blick über die Côte Vermeille und die Pyrenäen. Nach dem Fußmarsch am Cap Béar kommt diese Wanderung einem Spaziergang gleich.

Nachmittags gehen wir zurück zur Küste und besuchen das Aquarium von Banyuls – es entstand aus einer Forschungsstation, die hier im Meeresschutzgebiet die maritime Flora und Fauna erkundet. Zu sehen sind nicht nur rund 300 Meeresbewohner – wie Seepferdchen, fliegende Fische und ein Krake –, sondern auch interessante Fakten (auf Französisch) zur einmaligen Küstenlandschaft. Am nächsten Morgen müssen wir die katalanische Küste verlassen und machen uns auf den langen Heimweg, zurück ins norddeutsche Schmuddelwetter.

Tipps für eine Wohnmobil-Tour nach Südfrankreich

Hier zeigen wir nochmals alle Highlights der Tour

Stellplatz-Tipps

1. Camping les Floralys

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2. Yelloh Camping-Village Le Brasilia

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3. Camping Municipal La Pinède

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4. Aire de Camping-Car Collioure

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Touristische Highlights der Region

  • Narbonne: Historisches Museum Narbo Via zur römischen Geschichte, kleines Teilstück der Via Domitia und damit der ersten Römerstraße in Gallien, Erzbischöflicher Palast, gotische Kathedrale Saint-Just-et-Saint-Pasteur, Museum Horreum romain mit unterirdischen Lagerräumen aus der Antike
  • Perpignan: Historisches Stadttor und Wahrzeichen der Stadt Le Castillet, Königspalast Palais des Rois de Majorque mit Gartenanlage
  • Collioure: Burganlage Château Royal de Collioure, Pfarrkirche Église Notre Dame Des Anges
  • Port-Vendres: Leuchtturm Phare de Cap Béar mit umliegendem Naturschutz- und Wandergebiet
  • Banyuls-sur-Mer: Kapelle Notre-Dame de la Salette, Biodiversarium mit Aquarium und mediterranen Gartenanlagen

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