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Wie gut ist das günstige Flaggschiff? - Benimar Sport S 363 im Test

wie gut ist das günstige flaggschiff? - benimar sport s 363 im test

Mit fünf Alkovenmodellen spricht die spanische Marke Benimar besonders Familien an. Wie schlägt sich das Flaggschiff S363 der Sport-Baureihe im Test?

Seit fast 50 Jahren baut Benimar Campingfahrzeuge. In Deutschland ist die Marke jedoch kaum bekannt – trotz eines durchaus variantenreichen Modellangebots. Familien will Benimar mit der Alkovenbaureihe Sport ab gut 60.000 Euro ködern. Fünf Modelle gibt es; das Flaggschiff der Baureihe ist mit 7,43 Meter Außenlänge der S 363 auf Ford-Transit-Basis.

Benimar Sport S 362: Grunddaten

  • Gurte/Schlafplätze: 5/4
  • Zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg
  • Länge/Breite/Höhe: 7,43/2,30/3,08 m
  • Grundpreis: 62.100 Euro (Fiat Ducato 35 L, Motor 96 kW/130 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II
  • Testwagenpreis: 66.870 Euro

Wer den Sport S 363 betritt, fragt sich spontan, warum diese Aufbauform seit Jahren immer weniger KäuferInnen findet. Am Raumgefühl jedenfalls kann’s nicht liegen.

Die große Innenhöhe vermittelt Weite, und auch das Sitzplatzangebot ist üppig – besonders dank der langen Seitenbank. Daran ändert auch nichts, dass das Drehen der Vordersitze – typisch für Reisemobile auf Transit-Basis – umständlich ist und der Tisch besonders für Kinder sehr hoch liegt. Davon abgesehen ist die Platte groß und dank Verlängerung auch von der Seite gut erreichbar. Ein Abendessen für vier lässt sich hier ohne Platzprobleme servieren. Für längere Sitzungen sind die optionalen Kunstlederbezüge wegen der mangelnden Feuchtigkeitsaufnahme aber nicht optimal. Sehr praktisch sind dagegen die USB- und 230-V-Steckdosen in der Nähe. Die Beleuchtung ist etwas ungleichmäßig, unter den Hängeschränken ist sie sehr hell; um auf der dunkleren Tischmitte etwas ausrichten zu können, liegt die Deckenlampe zu weit im hinteren Gang.

Die Längsbank lässt sich im Übrigen leicht in einen fünften Gurtplatz gegen die Fahrtrichtung umbauen – eine Empfehlung höchstens für Notfälle. Bequemer und auch deutlich sicherer sind die 3-Punkt-Gurtplätze auf der Querbank.

Großzügige Betten

In der Horizontalen spielt der Benimar Sport seine Stärken aus. Besonders das Alkovenbett besticht mit großzügigen Maßen – nachdem der Aufstieg über ganze sieben Sprossen geschafft ist; Kinder werden ihre Kletterkünste gern unter Beweis stellen und sich wohl auch mit der Kopffreiheit arrangieren. Die Matratze ist nur teilweise unterlüftet und unterfedert, was den Schlafkomfort spürbar einschränkt. Dafür ist an zwei Lampen, USB-Steckdosen für die Handys und viele Ablagen gedacht.

Ungewöhnlich ist beim 363 die Kombination mit den Einzelbetten im Heck. Das macht zwar einen Zuschlag bei der Außenlänge erforderlich, doch an den äußerst bequemen Einstieg über die Klapptreppe und die hervorragende Kopffreiheit gewöhnt man sich schnell und gern. Die Maße sollten DurchschnittseuropäerInnen genügen, auch wenn der Benimar hier keine Rekorde bricht. Dank Lattenrosten – im mittigen Verbindungsteil allerdings ohne – liegt man auf den breiten Matratzen bequem – auch mal zu dritt, wenn man die Liegeflächen verbindet. Leselampen sind ebenso vorhanden wie kleine Ablagen. Empfindliche SchläferInnen könnten sich allerdings daran stören, dass durch die Dachfenster im Bad früh das Tageslicht dringt, weil diese sich nicht verdunkeln lassen.

Bei allem Lob für das gute Schlafplatzangebot bleibt ein Manko. Guten Gewissens können Eltern kleine Kinder weder im Alkoven noch im Heck nächtigen lassen. Das aufstellbare Brett im Alkoven ist als Herausfallschutz viel zu niedrig. In den Heckbetten fehlt eine Sicherung komplett.

Das Badezimmer erfreut mit guter Bewegungsfreiheit und einer festen Schiebetür zum vorderen Bereich. Die kleine Stufe von der Küche aus ist problemlos zu überwinden und schränkt die Stehhöhe insgesamt kaum ein. Sie reduziert jedoch die übliche Radkastenstufe in der Dusche auf ein Minimum: So wird das morgendliche Duschbad in der großen, mit festen Trenntüren schließbaren Kabine zum echten Vergnügen – auch dank des soliden Wasserdrucks.

Dahinter bleibt der Toilettenraum bei der Nutzbarkeit etwas zurück – trotz guter Ausstattung und vielen Abstellmöglichkeiten. Die Sitzposition auf der Toilette ist unbequem hoch, das Waschbecken klein und flach. Wenn man die Rollotür schließt, fühlt man sich zudem leicht beengt.

Ansprechende Winkelküche

Die Küche ist ansprechend in Winkelform angeordnet. Sowohl die drei in Reihe liegenden, elektrisch zündenden Kochflammen als auch die Spüle lassen sich prima nutzen. Trotz des einhängbaren Brettchens ist echte Arbeitsfläche aber knapp. Stauraum in je zwei Unter- und Hängeschränken ist reichlich vorhanden. Praktischer und bequemer zu beladen als die hohen Fächer wären allerdings Schubladen. Auch dass die Hängeschrankklappen nur gerade soweit öffnen, dass ein 1,8 Meter großer Durchschnittseuropäer sich ordentlich die Stirn anstößt, fiel im Test negativ auf.

Der große Kühlschrank gegenüber gefällt dagegen rundum. Erhöht eingebaut ist er ideal zugänglich. Bestens nutzbar ist zudem die große Schublade für etliche Flaschen, Milchpackungen und einen Rosé, der auch deshalb stets gut gekühlt ist, weil aus der geschlossenen Wanne die Kälte nicht so einfach herausfällt.

Für Familien zählt Stauraum, erst recht wenn Kinder mitreisen, die erfahrungsgemäß einen höheren Textilverbrauch haben als Erwachsene. Zahlreiche Hängeschränke, ein unterteilter Wäsche- sowie ein großer Kleiderschrank bilden im Benimar einen guten Grundstock. Mit verhältnismäßig wenig Aufwand ginge es jedoch noch besser: Zwischenböden in den hohen Dachstaukästen, eine Kleiderschrankbeleuchtung und ein, zwei Garderobenhaken brächten schon viel. An der praktischen Garage gibt es wenig zu mäkeln. Durch zwei große Türen lässt sie sich gut beladen, die Beleuchtung ist geradezu mustergültig, das Verzurrsystem an der Heckwand äußerst praktisch. Stromanschlüsse mit 12 und 230 V sind ebenfalls vorhanden.

Die Zuladung kommt mit dem Stauraumangebot nur einigermaßen mit. 410 Kilo sind für ein 7,4-Meter-Mobil bei 3,5 Tonnen Gesamtgewicht zwar respektabel, aber absolut gesehen auch nicht viel. Für zwei Erwachsene und zwei Halbwüchsige reicht es so eben.

Moderne Aufbauform – gute Ausstattung

Aufbautechnisch ist der Benimar auf der Höhe der Zeit. Die GfK-Beplankung schützt die Kabine rundum vor Hagel, Stößen und Spritzwasser. Auf Holzverstärkungen wird nahezu verzichtet. Boden und Dach sind dick isoliert. Die hochwertigen, planen Rahmenfenster haben praktische, stufenlose Aufsteller. Die Bordtechnik bietet Hausmannskost. Bordbatterie und Tanks haben Standardgrößen. Mit Steckdosen ist der Benimar gut ausgestattet.

Serienmäßig gibt es nur eine Combi 4-Heizung – wenig für so viel Wohnraumvolumen, zumal Benimar auch mit Ausströmern nicht gerade spendabel ist. Nicht immer logisch ist die Platzierung der Lichtschalter. Der kleine Taster fürs Küchenlicht etwa befindet sich vorn an der B-Säule hinter dem Fahrersitz. Geradezu unerklärlich: Es gibt keinen Zugang zur Reinigungsöffnung des Frischwassertanks, weil er unter der Küche völlig eingekastelt ist.

So fährt sich der Alkoven

Wie viele Alkovenmobile animiert auch der Sport eher zu beschaulicher Fahrweise, was vor allem an der stärkeren Neigung in Kurven liegt und an den unübersichtlichen Abmessungen; allein der Hecküberhang ist über 2,5 Meter lang. Schwächen im Straßenbelag bügelt das Fahrwerk komfortabel weg, ohne dabei zu weich zu sein.

Im Kontrast dazu steht der Charakter des Motors, der via Drehzahl bei Laune gehalten werden will. Unter 1500 Touren passiert phlegmatisch wenig, was im Zusammenspiel mit dem ellenlang übersetzten Getriebe die schlechten Elastizitätswerte erklärt. Wer’s drauf anlegt, macht auf der Autobahn mit 140 km/h aber auch richtig Strecke. Besser fürs Portemonnaie ist allerdings Zurückhaltung. Dann sind Verbräuche um zehn Liter realisierbar.

Gut, wenn sich so ein paar Euro sparen lassen. Der Kaufpreis ist dazu nämlich nur bedingt angetan, wobei man fairerweise sagen muss, dass wirklich günstige Alkovenmobile selten geworden sind. Die Auswahl an Extras ist wie oft bei südeuropäischen Marken eingeschränkt. Lohnend ist auf jeden Fall das Delivery-Paket für 1.420 Euro. Für SkifahrerInnen unerlässlich ist das Winterpaket zum selben Betrag.

Daten und Messwerte

Auf- und Ausbau: Sandwich-Bauweise, PVC-Verstärkungen, außen und innen GFK, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden XPS-Schaum, Wandstärke Wand/Dach/Boden 29/56/62 mm, Podestboden (im hinteren Wohnbereich), Höhe 110 mm, 5 Kunststoff-Isolierfenster mit PU-Rahmen, 4 Dachhauben, 1 Panorama-Dachfenster.

Bordtechnik: Gas-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 4, 7 Ausströmer (Einstieg, 4 x Sitzgruppe, Dusche, Garage), Wasseranlage: Frisch-/ Abwasserrohre, Druckpumpe.

Basisfahrzeug: Ford Transit, Flachrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1995 cm3, Leistung 118 kW/160 PS bei 3500/min, Drehmoment 390 Nm bei 1750–2500/min, Sechsganggetriebe.

Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 6,8/12,4/19,8 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4.//5. Gang) 8,6/16,7//14,9/27,2 s, Testverbrauch 11,2 L/100 km.

Preise und Ausstattung

160-PS-Motor: 2.260 Euro (nicht im Testwagen enthalten)

Wandlerautomatik-Getriebe (30 kg): 3.180 Euro (empfohlen)

Delivery-Paket: Fahrerhaus-Faltverdunkelung, Rückfahrkamera mit Innenspiegel-Monitor, Solarpanel 140 W, Außenleuchte Aufbautür (15 kg): 1.420 Euro (empfohlen, nicht im Testwagen enthalten)

Winter-Paket: Abwassertank isoliert/beheizt, Isoliermatten Fahrerhaus, Vorbereitung für 2. Bordbatterie, Truma Combi 6 E u. a. (20 kg): 1.420 Euro (empfohlen, nicht im Testwagen enthalten)

Das fiel uns auf

(+) Sieben USB- und vier 230-V-Steckdosen finden sich sinnvoll verteilt im Wohnraum.

(+) Sehr praktisch zum Verstauen von Campingmöbeln ist das Verzurrsystem an der Heckwand der Garage.

(+) Der kleine Apothekerauszug neben der Sitzgruppe bietet sich als Butler für Getränke an.

(-) Die Klappen der Hängeschränke an der Küche öffnen nicht weit genug.

(-) Das Brett am Alkoven ist als Herausfallschutz zu niedrig – das Bett so für Kleinkinder ungeeignet.

(-) Auf dem Toilettenthron sitzt man so ungemütlich hoch, dass die Beine in der Luft baumeln.

Wertung

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