Das Werk braucht unbedingt neue Modelle, um die Produktion künftig auslasten zu können. Foto: imago images/Jan Huebnerdata-portal-copyright=
Wegen anhaltender Softwareprobleme hat der Autobauer das Trinity-Projekt auf die lange Bank geschoben. Ein neues Elektro-SUV muss die Lücke füllen.
Das Volkswagen-Stammwerk in Wolfsburg soll ein zusätzliches Elektro-SUV bekommen. Das sagte VW-Markenchef Thomas Schäfer am Mittwoch in einer Betriebsversammlung des Autoherstellers. „Wir arbeiten gemeinsam mit dem Betriebsrat intensiv daran, ein weiteres E-Modell nach Wolfsburg zu bringen – und zwar ein volumenstarkes im boomenden SUV-Segment“, sagte Schäfer. Der Manager bestätigte damit einen Handelsblatt-Bericht vom Montag.
Weil jedoch die dafür benötigte neue Software nicht rechtzeitig fertig wird, muss das Projekt voraussichtlich um zwei Jahre nach hinten geschoben werden. Die daraus entstandene Produktionslücke will Volkswagen mit dem neuen Elektro-SUV schließen.
Volkswagen nimmt sich Skoda zum Vorbild
Mit dem ID.4 hat Volkswagen bereits ein eigenes Mittelklasse-SUV im Programm. Das neue zusätzliche Modell wird wahrscheinlich etwas kleiner und unterhalb des ID.4 angesiedelt.
Die VW-Kernmarke orientiert sich dabei an der tschechischen Schwester Skoda, die in ihrem Modellportfolio ebenfalls mehrere SUVs in unterschiedlicher Größe plant. VW-Markenchef Schäfer war erst im Frühjahr von Skoda nach Wolfsburg gewechselt.
In Wolfsburg werden bislang nur Verbrennermodelle wie der Golf und der Tiguan produziert. Ein schrittweiser Wechsel hin zu Elektromodellen soll künftig wieder eine bessere Auslastung garantieren.
Vor dem jetzt angekündigten Elektro-SUV beginnt VW in Wolfsburg mit der Fertigung des E-Modells ID.3, das bislang nur in Zwickau von den Bändern läuft. Zunächst startet im kommenden Jahr eine Montage aus vorgefertigten Teilen, bis 2025 soll eine vollständige ID.3-Produktion aufgebaut werden. Volkswagen investiert dafür eine knappe halbe Milliarde Euro.
Volkswagen könnte auf das neue Werk verzichten
Noch ungeklärt ist im Konzern, ob für das verschobene Trinity-Projekt für mehr als zwei Milliarden Euro eine komplett neue Autofabrik im Stadtteil Warmenau im Wolfsburger Norden errichtet wird. Das neue Werk war eines der Vorzeigeprojekte des im Sommer abgelösten Konzernchefs Herbert Diess. Sein Nachfolger Oliver Blume hält nicht mehr zwingend daran fest. Die Trinity-Modelle könnten auch im Stammwerk gebaut werden.
Immer noch positiv ist der aktuelle Auftragsbestand von Volkswagen. Der Hersteller hat laut Schäfer derzeit 650.000 Bestellungen in den Büchern. „So viele wie nie“, sagte der Manager. Wegen fehlender Halbleiter kann VW diese Aufträge nur nach und nach abarbeiten. Aufgrund der drohenden Eintrübung der Konjunktur stellt sich VW wie die meisten anderen Autohersteller darauf ein, dass es 2023 deutlich weniger Aufträge geben könnte.
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