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Volkswagen: Transporter bekommen ab 2028 Elektroantriebe​

Ab 2028 will VW seine Transporter auf der neuen Plattform "Space" elektrifizieren. Den Anfang macht der große Crafter, der weiterhin in Hannover gebaut wird.​

volkswagen: transporter bekommen ab 2028 elektroantriebe​

Der ID.Buzz Cargo ist derzeit der einzige Transporter von VW, der auf einer Plattform ausschließlich für batterieelektrische Antriebe aufbaut. Das soll sich ab 2028 ändern.

(Bild: VW)

VW Pkw kämpft mit einer schwächelnden E-Auto-Nachfrage, doch im Geschäft mit Nutzfahrzeugen läuft es für den Konzern glänzend. 2023 könnte ein Rekordjahr werden, heißt es. Ab 2028 sollen die Transporter Schritt für Schritt auf batterieelektrische Antriebe umgestellt werden. Das erste Modell wird der Crafter kündigte VW-Nutzfahrzeuge-Chef Carsten Intra an. Man plane einen getakteten Modellwechsel – nicht alle auf einmal, sondern “sauber versetzt in einem vernünftigen Rhythmus.” Unter dem Projektnamen “Space” soll schlussendlich eine komplette E-Fahrzeugfamilie entstehen.

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Audi zieht Auftrag zurück

Bisher hatte die VW-Transportersparte bei der E-Mobilität vor allem auf den 2022 gestarteten ID.Buzz gesetzt, von dem es im kommenden Jahr auch eine Langversion und eine kräftiger motorisierte Variante unter dem Label “GTX” geben soll. Dass jetzt die gesamte Flotte elektrifiziert wird, ist Folge eines geplatzten Großauftrags von Audi: Eigentlich wollte diese Konzernmarke ab 2026 in Hannover ein neues Elektroauto bauen lassen. Doch im September 2023 zog Audi den Auftrag ab. Als Ersatz erhielt VW Nutzfahrzeuge vom Konzern den Zuschlag für seine eigene Elektroplattform. Das schaffe die Möglichkeit, die gesamte Flotte zu elektrifizieren.

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Auf der neuen Plattform könne erstmals eine ganze Fahrzeugfamilie entwickelt werden. Das sei mit der Plattform, auf die der ID.Buzz (Test) aufbaut, nicht möglich gewesen. Denn der baut auf dem modularen Elektrobaukasten (MEB) auf. Der bis 2022 in kleiner Stückzahl angebotene E-Crafter war sogar nur ein auf E-Antrieb umgebauter Verbrenner. Die neue Plattform sei daher am Ende deutlich besser als der weggefallene Audi-Auftrag, ist Intra überzeugt. “Wir stärken jetzt unsere eigene Nutzfahrzeugkompetenz mit der eigenen Plattform. Das hatten wir so noch nie.”

Umgestellte Strategie

Für VW Nutzfahrzeuge sei das ein radikaler Kursschwenk. “Wir haben unsere Strategie komplett umgestellt”, sagte Intra. “Von viel Fremdfertigung für andere Marken hin zu eigenen Produkten.” Dadurch halte man jetzt alle Fäden selbst in der Hand. “Was wir jetzt haben, ist tatsächlich eine Vision für die nächsten 15 bis 20 Jahre.” Das werde den Wegfall des Audi-Auftrags am Ende mehr als ausgleichen.

Offen blieb, wie die Plattform technisch im Detail ausgestaltet wird. Will VW Nutzfahrzeuge mit einer neuen Generation von Transportern ab 2028 auf dem Markt bestehen, gehen wir allerdings davon aus, dass ein paar Eckdaten gesetzt sind. Dazu gehören eine Spannungsebene von 800 Volt, mit der zumindest potenziell schneller geladen werden kann als mit den heute bei VW üblichen 400 Volt. An Wechselstrom dürften 22 kW selbstverständlich sein, um komplett auszuschöpfen, was an den vergleichsweise weit verbreiteten, öffentlichen AC-Ladesäulen möglich ist. Zumindest optional werden die Batterien einen Energiegehalt von deutlich mehr als 120 kWh haben.

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Rekordjahr erwartet

Anders als in der Pkw-Sparte, die momentan unter Produktionsausfällen und hohen Kosten leidet, laufen die Geschäfte bei VW Nutzfahrzeuge nach Aussagen Intras derzeit gut. “2023 wird ein sehr starkes Jahr werden, da bin ich mir sicher”, sagte er. “Wir denken sogar, dass es ein Rekordjahr werden könnte, was das Ergebnis angeht.” Denn nach den Lieferengpässen der vergangenen Jahre laufe die Produktion jetzt wieder, und man arbeite den hohen Auftragsbestand ab. Noch bis Mitte 2024 sei man mit bisherigen Bestellungen ausgelastet. So weitergehen werde es danach nicht. “Die nächsten zwei, drei Jahre werden sicherlich schwerer werden”, sagte der Markenchef mit Blick auf die Konjunktur. “Da werden wir uns etwas strecken müssen.”

volkswagen: transporter bekommen ab 2028 elektroantriebe​ 2023 hat die Sparte VW Nutzfahrzeuge gutes Geld verdient.

(Bild: VW Nfz)

Das zehn Milliarden Euro schwere Sparpaket, über das in Wolfsburg gerade mit dem Betriebsrat verhandelt wird, betreffe die Nutzfahrzeugsparte nicht, betonte Intra. In die Verhandlungen sei man nicht einbezogen, die angepeilte Summe beziehe sich nur auf die Pkw-Sparte. “Wir haben ja bereits unser eigenes Strategieprogramm, das wir Grip nennen.” Das laufe seit 2021 mit guten Resultaten: “Wir kommen sogar schneller voran als ursprünglich geplant.” Er sehe daher keinen Grund, hier noch einmal nachzulegen, sagte Intra. Auch beim Personal bleibe man dabei, bis 2029 von einst 15.000 auf gut 10.000 Mitarbeiter zu reduzieren. Das solle ohne Entlassungen klappen, indem frei werdende Stellen nicht besetzt werden. “Dieses Team werden wir dann auch gut beschäftigen können.”

Der Markt entscheidet

Wann VW Nutzfahrzeuge komplett aus dem Verbrenner aussteigt, ließ Intra offen. “Das werden letztendlich die Kunden entscheiden.” 2030 wolle man aber bereits auf mehr als 55 Prozent Elektro-Anteil kommen. “Wann es 100 Prozent werden, wird am Ende der Markt entscheiden.” Mit der neuen Elektro-Plattform, die nun für die “Space”-Familie entwickelt wird, könne man hier aber jederzeit flexibel reagieren. Offen ließ Intra auch, wann der 2021 angekündigte Elektro-Camper ID.California auf Basis des ID.Buzz anläuft. “Das Konzept ist im Prinzip fertig. Aber wir müssen abwarten, bis ein solches Fahrzeug wirklich breit gefordert wird. Noch sehen wir das nicht.” Mit einem Start des Elektro-Reisemobils rechne er daher erst in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts. “Sicherlich nicht vor 2025. Und auch nicht nach 2030.”

(mfz)

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