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Seat 133 (1974-1981): Kennen Sie den noch?

Der eckige Fiat 850 für Spanien mit Anleihen am 126 wurde nur durch Ursula Andress sexy

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Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig Flops gewesen sein, aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers.

In unregelmäßiger Folge holen wir hier unter dem Titel “Kennen Sie den noch?” solche Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens.

Bildergalerie: Seat 133 (1974-1981)

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SEAT S.A.

Dieses Auto hat etwas von einem Obstsalat: Viele verschiedene Zutaten ergeben eine bunte Mischung. Eingefleischte Fiat-Fans sehen einen großen 126 im Format von 850 und 127, aber halt mit Heckmotor. Des Rätsels Lösung befindet sich beim einstigen Fiat-Ableger in Spanien …

Der Seat 133, in Deutschland Fiat 133, ist ein viersitziger, zweitüriger Kleinwagen mit Heckmotor und -antrieb des spanischen Herstellers. Der Wagen wird erstmals auf dem Automobilsalon in Barcelona im Mai 1974 vorgestellt. 

Ein Nachfolger für zwei

Die Prämisse bei der Entwicklung des 133 ist, dass er sowohl in der Entwicklung als auch in der Fertigung kostengünstig sein muss. Daher übernimmt das Endprodukt die meisten Komponenten wie Bodengruppe und Motor vom Seat 850 (respektive dem sehr eng verwandten Fiat 850).

Seat 133 (1974-1981)

Der 133 ersetzt in Spanien den 850 und den Seat 600, die beide in beträchtlichen Stückzahlen produziert worden waren. Vom ehrwürdigeren 600 wurden bis 1974 etwa 800.000 Exemplare gebaut – fast ausschließlich für den heimischen Markt.

Zunächst verkauft Seat den 133 nur in Spanien – ohne großen Erfolg, da er anfangs häufig unter Überhitzungsproblemen leidet. Gleichzeitig soll er aber auch neue Märkte erschließen und die Absatzverluste in Spanien ausgleichen, die mit dem Wegfall der Einfuhrbeschränkungen für Autos in den 1970er-Jahren einhergehen.

Die Exportquoten sind höher als bei den Vorgängern des 133 (wie auch bei der übrigen Seat-Produktpalette) und erreichen 1976 36,7 Prozent. Bis 1980 werden in Spanien bis zu 200.000 Seat 133 produziert.

Seat-Modellprogramm der 1970er-Jahre

Der 133 wird in bestimmten Exportmärkten, in denen die Marke Seat unbekannt ist, Fiat 133 bezeichnet. Rund 127.000 Einheiten exportiert man, ab Juni 1975 wird er auch in Großbritannien verkauft.

In Deutschland und anderen Ländern kommt das in Spanien gefertigte Modell 1975 als Fiat 133 auf den Markt und wird ausschließlich in der 25-kW-Version angeboten. Auf den Pressebildern zeigt sich Ursula Andress, ehemaliges Bond-Girl.

Da Seat zu dieser Zeit mit dem Fiat-Konzern verbunden ist und noch kein eigenes Vertriebsnetz besitzt, kann man in Deutschland auch andere Seat-Modelle bei einem Fiat-Händler bestellen. Gleichzeitig will Fiat wohl auch phonetische Verwechslungen mit Seat ausschließen.

Heckmotor und wenig Stauraum

Die Karosserie des 133 entspricht dem Stil des Fiat 126, ist aber rund 40 Zentimeter größer und enthält im Gegensatz zu dem aus dem Fiat Nuova 500 entwickelten 126 einen wassergekühlten Motor. Die Platzverhältnisse sind zwar besser als beim Fiat 126, doch auch beim 133 ist das Kofferraumvolumen mit 180 Litern recht beschränkt, zumal sich im Unterschied zum Seat 850 die Rücksitzlehne nicht mehr umklappen lässt.

Seat 133 mit Ursula Andress

Wie der 850 ist der 133 ein Auto mit Heckmotor und Hinterradantrieb – eine Bauweise, die 1974 sukzessive von Modellen mit Frontmotor und Vorderradantrieb wie dem Renault 5 oder dem Audi 50 verdrängt wird. Entsprechend der Anordnung des Heckmotors gibt es hinter den Rücksitzen nur einen kleinen Stauraum für Pakete, während im vorderen Kofferraum mehr Platz für Gepäck ist.

Die wichtigsten technischen Daten des 133: 2.027 mm Radstand, 3.451 mm Länge, 1.421 mm Breite, 1.355 mm Leergewicht, nur 690 Kilogramm Leergewicht mit 320 Kilo Zuladung. Tankinhalt? 30 Liter.

Vorn hat der Seat 133 Querlenker und Querblattfeder mit Querstabilisator, hinten Schräglenker, Schraubenfedern und ebenfalls einen Querstabilisator. Die Schneckenlenkung ist mit 2,8 Lenkradumdrehungen von Anschlag zu Anschlag sehr direkt übersetzt.

Motorraum des Seat 133

Der im Heck längs eingebaute Vierzylinder-Reihenmotor mit 843 ccm Hubraum wird mit einem Viergangschaltgetriebe kombiniert und in drei Leistungsvarianten angeboten, als “Normal” mit einer Leistung von 34 PS bzw. als “Super” mit 37 PS und erhöhter Verdichtung. Beide Modelle haben vorn wie hinten Trommelbremsen.

Für den spanischen Markt wird noch eine weitere Version mit Doppelvergaser und Scheibenbremsen vorne angeboten. Dieses “Especial” genannte Modell hat 43 PS, damit erreicht es eine Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h. Ebenfalls für den spanischen Markt gibt es zwei Ausstattungsvarianten, den Normal und Especial mit normaler Karosserie sowie den Lujo bzw. Especial Lujo mit vergrößerten Stoßfängern vorn und hinten bzw. Plastikblenden an der Front und am Heckblech.

Seat 133 Especial, Lujo und Lujo Especial

Bemerkenswert ist damals das Verdichtungsverhältnis des Motors von nur 8:1, das den Betrieb mit Benzin mit 85 Oktan erlaubt. Dies ist in Spanien noch angemessen, aber anderswo in Westeuropa garantieren inzwischen selbst normale Kraftstoffsorten in der Regel eine höhere Mindestoktanzahl.

Mitte 1980 stellt Seat den 133 zugunsten des Seat Panda ein. Von 1977 bis 1980 läuft der 133 auch bei der argentinischen Fiat-Tochter Industria Argentina Vehículos de Avanzada (IAVA) vom Band, ebenfalls unter dem Namen Fiat, und von 1981 bis 1982 von Sevel Argentina. Im Fiat/Sevel-Werk in Córdoba, Argentinien, werden zwischen 1977 und 1982 etwa 15.821 Fiat 133 hergestellt.

Sogar nach Ägypten schafft es der kleine Spanier: Im April 1977 wird bekannt gegeben, dass Ägypten im Begriff ist, das 32. automobilproduzierende Land der Welt zu werden. Dies geschieht nach der Unterzeichnung eines Abkommens über die Lieferung von CKD-Bausätzen aus dem Seat-Werk in Barcelona zur Montage auf dem Gelände der Nasr Automotive Manufacturing Company in Helwan, um den ägyptischen Markt zu beliefern und in den Irak zu exportieren.

Fun Fact zum Schluss: Der 133er ist lange Zeit beliebt im finnischen Low-Budget-Motorsport “Jokamiesluokka”, einer lokalen Volksrennserie, in der zeitweise über 30 Prozent der Fahrer Fiat 133er fahren.

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