- Preispolitik: Warum die Elektromobilität in China so gut funktioniert …
- China-Stromer sind durch die Bank günstiger
- Chinamarkt für Stromer fest in chinesischer Hand
- Beispiel ID.3
- Beispiel Zeekr 001
- XPeng G6 RWD
Preispolitik: Warum die Elektromobilität in China so gut funktioniert …
Es ist nicht das erste Mal, dass wir darauf hinweisen, dass Elektroautos in China weit günstiger sind, als hierzulande. Natürlich kann man die beiden Märkte nur schwerlich vergleichen. Das Durchschnittsjahreseinkommen in Deutschland liegt laut destatis bei rund 51.040 US-Dollar. In China sind das (2021 erhoben) 11.890 US-Dollar gewesen. Neuere Zahlen gibt die Statistik-Seite derzeit nicht heraus. Der Trend dürfte sich aber 3 Jahre später zugunsten der Chinesen verbessert haben.
China-Stromer sind durch die Bank günstiger
Der chinesische Markt ist der größte Automarkt weltweit. 2023 wurden dort 26,06 Mio. Pkw abgesetzt, davon waren rund 6,3 Mio. reine Elektroautos. In Deutschland waren es laut KBA 2,844 Mio. Pkw gewesen. Mithin werden im Reich der Mitte fast 10 Mal so viele Autos abgesetzt als hierzulande. Kein Wunder, dass die deutschen OEMs ohne den chinesischen Markt kaum überleben könnten. Zudem wäre der chinesische Markt äußerst lukrativ für deutsche Stromer gewesen. Unglücklichweise sind die kaum wettbewerbsfähig, und das gilt für Preis/Leistung besonders. Durch Kooperationen versucht man gegenzusteuern, aber 4 Jahre hat man in etwa verloren.
Chinamarkt für Stromer fest in chinesischer Hand
Inzwischen werden in China 65 % einheimische Fahrzeuge verkauft – Tendenz steigend. Die ausländischen Marken werden spürbar Monat für Monat zurückgedrängt. Gäbe es keine Joint-Ventures zwischen deutschen und chinesischen OEMs, wäre das Geschäft derzeit für die Deutschen ein einziger Horror. Für einige Marken ist es das bereits. Gerade hat BMW mitgeteilt, dass das Chinageschäft extrem eingebrochen sei. Die Premiummarken und „Made in Germany“ funktionieren dort immer schlechter. Die Markenstrahlkraft hat schlicht nachhaltig gelitten.
Beispiel ID.3
Der VW ID.3 ist kein „aufregendes“ Elektroauto. Weder in China, noch bei uns. Es ist eines der langweiligsten Elektrofahrzeuge auf dem Markt. Nirgendwo ist der Wolfsburger herausragend – außer bei den Preisen. Dass das in China schief gehen würde, lag auf der Hand. So musste VW die Preise für den ID.3 dramatisch anpassen. Der günstigste ID.3 Smart Pure Wise von SAIC-Volkswagen kostet dort umgerechnet 15.285 Euro. Das Modell ist nicht 1:1 mit dem deutschen Pendant vergleichbar. Die Batterie kommt von CATL, Laden von 30 auf 80% dauert fast 45 Minuten. Die Serienausstattung ist relativ spartanisch. Da gibts keine Ampelerkennung, keinen Totwinkelassistenten und keine Rückfahrkamera. Die kostet aber nur 12,75 Euro Aufpreis, dafür gäbe es in Deutschland nicht mal Fußmatten. Die PS-Angabe dürfte der Umrechnung geschuldet sein. In Deutschland kostet das Auto (unverhandelt) 36.900 Euro. VW gibt an, dass man mit der chinesischen Einstiegsversion keinen Gewinn mache – im Gegenteil.
Beispiel Zeekr 001
XPeng G6 RWD
Hier wird es tatsächlich spannend. Die Chinesen haben eine günstige Version für 22.936 Euro im Programm. Die Version hat 292 PS, aber nur eine LFP-Batterie mit 66 kWh an Bord. Die ist von CALB und lädt allerdings 30-80% in einer halben Stunde. Die Ausstattung des 4.753 mm langen Stromers ist recht opulent. Das ADAS ist Level 2, ein Glasdach ist ohnehin, wie bei vielen chinesischen Autos, dabei. Die Polster sind aus veganem Leder (aka. Kunststoff), die Sitze vorne sind beheizt. Drahtloses Handyladen gibts sowieso, Keyless Entry auch. Klimaautomatik gibts genau so, wie 11 Surround-View Kameras, 12 Ultraschall Sensoren, und einen 254 TOPS Chip für moderne ADAS-Fähigkeiten. Zudem verfügt das Auto über 5 Radareinheiten.
Die deutsche Version mit 66 kWh-Version kostet 43.600 Euro und hat 258 PS. Die Ausstattung dürfte ähnlich sein. Beide unterstützen V2L. Der Preisunterschied beträgt immerhin satte 20.000 Euro.
e-engine meint: Dass wir uns richtig verstehen. Die Ausstattungsmerkmale der chinesischen Versionen sind teilweise sehr unterschiedlich. Deutsche Fahrzeuge sind allerdings traditionell schlechter ausgestattet als chinesische. Der Kunde im Reich der Mitte liebt allerdings die Nahezu-Vollausstattung. Dafür gibts viele „Versionen“ mit unterschiedlichen Ausstattungsgraden. Durch die Preisparität ist es für die Konsumenten dort ein (Neudeutsch) „No-Brainer“, dass man sich für die Elektrovariante entscheidet. Man würde sich das für den deutschen Markt ähnlich wünschen, doch Strafzölle verhindern günstiger chinesische Importfahrzeuge genau so, wie die Energiepolitik in Deutschland günstigere Produktionsbedingungen verhindert. Unter Gestehungskosten kann eben auch ein deutscher Hersteller nicht anbieten.
Fotos: Mercedes-Benz, Zeekr, XPeng, NIO, MG, VW, BYD, smart, Tesla, Volvo