Elektro-Kompakter überzeugt im Dauertest mit Fahrkomfort und Effizienz, zeigt aber Schwächen beim Laden und Infotainment
Nach rund zwei Monaten intensiver Nutzung ist es Zeit für eine Zwischenbilanz unseres Opel Astra Electric Dauertesters. Das schicke Elektro-Kompaktmodell in der auffälligen Lackierung “Electric Blue” hat sich bisher gut im Alltag geschlagen. Dennoch gibt es einige Punkte, die uns positiv wie auch negativ aufgefallen sind.
Antrieb und Fahrverhalten: Agilität trifft auf Effizienz
Der Antrieb des Opel Astra Electric konnte im Dauertest überzeugen. Das Fahrzeug zeigt eine beeindruckende Balance aus Komfort und Fahrdynamik. Mit einem straff abgestimmten Fahrwerk, das dennoch genügend Komfort bietet, ist der Astra Electric sowohl für kurvige Landstraßen als auch für entspannte Fahrten in der Stadt gut gerüstet. Besonders auf verwinkelten Strecken bleibt er dank der präzisen Lenkung und des tiefen Schwerpunkts immer stabil. In schnell gefahrenen Kurven wird nur eine minimale Neigung nach außen wahrgenommen, was für ein sicheres Gefühl sorgt.
Bildergalerie: Opel Astra Electric (2024) im Dauertest, Teil 2
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Opel hat zudem das Bremsverhalten des Astra optimiert: Durch eine clevere Kombination aus mechanischer und elektrischer Verzögerung (Rekuperation) bleibt das Bremsgefühl stets gleichmäßig. Allerdings könnte die Rekuperation in der Fahrmodus-Einstellung „B“ etwas stärker ausfallen, um das One-Pedal-Driving zu erleichtern.
Wer sich mehr Dynamik wünscht, wählt den „Sport“-Modus. Hier werden die vollen 156 PS und 270 Nm Drehmoment freigesetzt, was den Astra Electric gerade bei Überholmanövern zu einer echten Spaßmaschine macht. Bei 170 km/h wird der Vorwärtsdrang elektronisch abgeregelt, was den Astra eher als Gleiter denn als aggressiven Sprinter kennzeichnet.
Insgesamt überzeugt der Antrieb, wobei besonders die leichtgängige und präzise Lenkung positiv auffällt. Auf kurvigen Strecken zeigt er seine sportliche Seite, während auf Langstrecken der Komfort dominiert.
Innenraum und Infotainment: Modern und funktional
Der Innenraum bietet ein durchdachtes und ergonomisches Design. Ins Auge sticht das 10-Zoll-Breitband-Display, das als Instrumentenanzeige und Touchscreen für das Infotainmentsystem dient. Die Bedienung erfolgt intuitiv und wichtige Funktionen sind leicht zugänglich, was besonders während der Fahrt ein klarer Vorteil ist.
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Die Sitze sind angenehm gepolstert und bieten guten Seitenhalt, könnten im Rückenbereich jedoch etwas mehr Unterstützung bieten – besonders bei langen Fahrten. Optional können beheizbare AGR-zertifizierte Sitze mit Massagefunktion gewählt werden, die zusätzlichen Komfort bieten. Im Fond wird es aufgrund des Designs etwas enger, besonders der Einstieg erweist sich als leicht umständlich. Doch sowohl Kopf- als auch Beinfreiheit sind ausreichend für durchschnittlich große Erwachsene.
Android Auto klappt jetzt kabellos
Wireless-Charging für das Smartphone
Das Infotainmentsystem zeigt klare Verbesserungen im Vergleich zu älteren Opel-Modellen wie dem Corsa Electric oder dem Mokka Electric. Kabelloses Android Auto und Apple CarPlay funktionieren reibungslos, und die Systemleistung ist erfreulich flüssig. Dennoch fehlen einige Features, die man in dieser Fahrzeugklasse erwarten könnte: Streaming-Apps wie YouTube sind nicht verfügbar, und die Elektroauto-spezifischen Funktionen – wie eine detaillierte Laderoutenplanung – könnten umfangreicher sein. Hier bleibt Raum für Verbesserungen.
Sicherheitsfeatures und Konnektivität
Der Astra Electric kommt serienmäßig mit einer Vielzahl an modernen Assistenzsystemen, die im Alltag für mehr Sicherheit und Komfort sorgen. Der Notbremsassistent reagiert zuverlässig auf Fußgänger und Radfahrer, was besonders im dichten Stadtverkehr ein beruhigendes Feature ist. Auch der Spurhalteassistent greift sanft, aber spürbar ein, ohne den Fahrer zu bevormunden.
Besonders auf langen Autobahnfahrten sorgt der adaptive Tempomat für ein entspanntes Fahrerlebnis. Er hält nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch den nötigen Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Der Toter-Winkel-Warner leistet ebenfalls gute Dienste und warnt zuverlässig vor Fahrzeugen, die sich im toten Winkel befinden.
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Ein echtes Komfortplus bietet die 360-Grad-Kamera, die beim Einparken in engen Parklücken wertvolle Unterstützung bietet und auch eine Reinigungsfunktion der Linse besitzt. In Kombination mit dem Parkassistenten, der das Fahrzeug nahezu selbstständig in die Lücke manövriert, wird das Einparken zum Kinderspiel.
In Sachen passiver Sicherheit bietet der Astra Electric eine stabile Karosseriestruktur und eine umfassende Airbag-Ausstattung. Neben Front- und Seitenairbags sind auch Kopfairbags serienmäßig dabei, was für einen optimalen Schutz im Fall eines Unfalls sorgt.
Ladeverhalten und Reichweite: Stärken und Schwächen
Der Astra Electric kann an Gleichstrom-Schnellladestationen mit maximal 100 kW laden. Dies ist nicht herausragend, da einige Konkurrenzmodelle in dieser Klasse bereits deutlich höhere Ladeleistungen anbieten. Zudem hält er diese Ladeleistung nur kurz, was die Ladezeit insgesamt etwas verlängert. Eine Aufladung auf 80 Prozent dauert etwa 31 Minuten – akzeptabel, aber kein Bestwert. Zu Hause oder an öffentlichen Wechselstrom-Ladesäulen lässt sich das Fahrzeug mit serienmäßigen 11 kW bequem über Nacht aufladen.
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Das Fehlen einer automatischen Vorkonditionierung des Akkus stellt allerdings einen spürbaren Nachteil dar. Vor allem bei kalten Temperaturen kann dies dazu führen, dass die Ladeleistung nicht optimal genutzt wird, was zu längeren Ladezeiten führen könnte.
Ausstattung und Preis: Raum für Individualisierung
In der getesteten „GS“-Ausstattungslinie startet der Opel Astra Electric bei 45.060 Euro. Bereits ab Werk sind zahlreiche Komfort- und Sicherheitsfeatures enthalten, darunter eine Zweizonen-Klimaautomatik, das Multimedia-Infotainmentsystem Pro sowie beheizbare Sitze und eine Wärmepumpe. Wer zusätzliche Features wie ein Head-up-Display oder das adaptive IntelliLux-Matrix-LED-Licht möchte, muss allerdings Aufpreise in Kauf nehmen. Diese Extras können den Preis schnell in Richtung 50.000 Euro treiben.
Zwischenfazit: Allrounder mit kleinen Schwächen
Der Astra Electric hinterlässt nach mehreren Wochen Dauertest einen positiven Gesamteindruck. Besonders der Antrieb und das Fahrverhalten bieten eine gute Mischung aus Agilität und Komfort. Die Sicherheitsausstattung ist modern und umfangreich, wenn auch nicht ganz perfekt. Lediglich das Ladeverhalten und einige fehlende Komfortfunktionen im Infotainmentsystem trüben das Bild ein wenig.
Wer auf der Suche nach einem effizienten und komfortablen Elektro-Kompaktwagen ist, sollte den elektrischen Astra dennoch in die engere Auswahl nehmen. Im letzten Teil unseres Dauertests werden wir dann genauer auf die Preis-Leistungs-Verhältnisse sowie mögliche Konkurrenzmodelle eingehen.
Opel Astra Electric GS
Motor 1 Hybrid-Synchronmotor vorne
Leistung 115 kW
Max. Drehmoment 270 Nm
Beschleunigung 0-100 km/h 9,2 Sek.
Höchstgeschwindigkeit 170 km/h
Batterie 51 kWh netto, 54 kWh brutto (102 prismatische Zellen von CATL, NMC811, in 17 Modulen)
Elektrische Reichweite 418 km
Ladeanschluss CCS2 (bis 11 kW AC, bis 100 KW DC)
Aufladezeit ca. 5h 34 min mit AC, ca. 30 min mit DC (auf 80%)
Länge 4.374 mm
Breite 1.860 mm
Höhe 1.488 mm
Kofferraumvolumen 352 – 1.268 Liter
Leergewicht 1.736 kg
Basispreis 41.990 Euro
Preis der Testversion 45.060 Euro
Opel Astra Electric GS
- Motor: 1 Hybrid-Synchronmotor vorne
- Leistung: 115 kW
- Max. Drehmoment: 270 Nm
- Beschleunigung 0-100 km/h: 9,2 Sek.
- Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
- Verbrauch: 15,5 kWh/100 km
- Batterie: 51 kWh netto, 54 kWh brutto (102 prismatische Zellen von CATL, NMC811, in 17 Modulen)
- Elektrische Reichweite: 418 km
- Ladeanschluss: CCS2 (bis 11 kW AC, bis 100 KW DC)
- Aufladezeit: ca. 5h 34 min mit AC, ca. 30 min mit DC (auf 80%)
- Länge: 4.374 mm
- Breite: 1.860 mm
- Höhe: 1.488 mm
- Kofferraumvolumen: 352 – 1.268 Liter
- Leergewicht: 1.736 kg
- Basispreis: 41.990 Euro
- Preis der Testversion: 45.060 Euro