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Opel Astra Electric (2024) im Dauertest: Adios, Elektro-Astra

opel astra electric (2024) im dauertest: adios, elektro-astra

Opel Astra Electric (2024) im Dauertest, Teil 3

Nach 5000 km zeigt der Opel Astra Electric solide Effizienz und Komfort, schwächelt jedoch bei Ladeleistung und Platzangebot

Nach knapp drei Monaten und rund 5.000 Kilometern ist es Zeit, ein abschließendes Fazit zu unserem Opel Astra Electric Dauertester zu ziehen. Der kompakte Stromer hat sich in dieser Zeit als zuverlässiger Begleiter für den Alltag erwiesen, der sowohl auf Kurzstrecken als auch bei längeren Fahrten überzeugt. Trotzdem gibt es ein paar Punkte, die wir kritisch sehen müssen.

Praxistauglichkeit und Funktionalität: Kompakt, aber nicht ohne Kompromisse

Der Opel Astra Electric hat sich als zuverlässiger Begleiter für den Alltag erwiesen. Unser kobaltblauer Stromer hat sich vor allem in der Stadt und auf Landstraßen gut geschlagen. Dank seiner kompakten Maße und der präzisen Lenkung war das Manövrieren in engen Straßen oder Parkhäusern unkompliziert. Die 360-Grad-Kamera und der Parkassistent machten das Einparken zum Kinderspiel.

Der Kofferraum bietet mit 352 Litern Volumen genug Platz für den Wocheneinkauf oder kleinere Ausflüge. Wenn man die Rückbank umklappt, bekommt man einen Stauraum von bis zu 1.268 Litern. Das ist aber im Vergleich zu Konkurrenzmodellen wie dem VW ID.3 oder dem MG4 Electric eher unterdurchschnittlich. Für größere Gepäckstücke oder Familienausflüge könnte das zu wenig sein. Hier bietet der Astra Sports Tourer Electric eine bessere Lösung mit mehr Stauraum.

Ein kleiner Kritikpunkt ist noch die relativ hohe Ladekante, die das Be- und Entladen etwas erschwert. Die vielen praktischen Ablagen im Innenraum sind echt praktisch, vor allem der große Stauraum in der Mittelkonsole ist im Alltag sehr nützlich.

Antrieb und Fahrverhalten: Effizient und komfortabel unterwegs

Der 156 PS starke Elektromotor leistet souveräne Arbeit. Mit einem maximalen Drehmoment von 270 Nm schafft er den Sprint auf 100 km/h in 9,2 Sekunden – keine Rekordwerte, aber völlig ausreichend für den Alltag. Auf der Autobahn merkt man ab etwa 130 km/h, dass die Leistung etwas nachlässt. Bei 170 km/h ist elektronisch Schluss.

Das Fahrwerk ist ausgewogen und überzeugt auf ganzer Linie. Der Astra Electric liegt satt auf der Straße, federt Unebenheiten gut ab und neigt sich in Kurven nur minimal. Die Lenkung ist präzise und vermittelt ein gutes Gefühl für die Straße. Bei sehr schnell gefahrenen Kurven hätte ich mir etwas mehr Rückmeldung gewünscht.

Die Rekuperation lässt sich in zwei Stufen einstellen, wobei selbst die stärkere Stufe “B” für echtes One-Pedal-Driving nicht ausreicht. Hier hätten wir uns eine intensivere Verzögerung gewünscht. Das Bremspedal selbst lässt sich aber gut dosieren und sorgt für eine angenehme Mischung aus Rekuperation und mechanischer Bremse.

Ausstattung und Komfort: Modern, aber mit Luft nach oben

Die AGR-zertifizierten Sitze boten auch auf längeren Fahrten einen angenehmen Sitzkomfort, während das gut ablesbare “Pure Panel”-Cockpit mit seinen zwei 10-Zoll-Displays aufgeräumt wirkt und sich intuitiv bedienen lässt. Die Verarbeitungsqualität ist durchweg gut, wenngleich einige harte Kunststoffe im unteren Bereich des Armaturenbretts an den Kostendruck erinnern.

Unser Testwagen kam in der GS-Ausstattung, die ab 45.060 Euro startet und bereits eine umfangreiche Ausstattung bietet. Serienmäßig sind unter anderem eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, beheizbare Sitze und ein Multimedia-Infotainmentsystem enthalten.

Letzteres unterstützte kabelloses Android Auto und Apple CarPlay, was die Konnektivität erleichterte. Leider fehlten jedoch einige Funktionen, die man in dieser Preisklasse erwartet hätte, wie eine detaillierte Laderoutenplanung oder erweiterte Elektroauto-spezifische Funktionen.

Auch wenn das Infotainmentsystem flüssig lief, gibt es hier noch Raum für Verbesserungen. Streaming-Apps wie YouTube oder Spotify sucht man vergeblich, und das Navigationssystem kostet in der GS-Ausstattung 800 Euro Aufpreis, was angesichts des Fahrzeugpreises etwas enttäuschend ist. Dafür kann man zwischendurch aber Spiele wie Tic-Tac-Toe, Hangman oder das mir unverständliche “2048” zocken.

Laden und Verbrauch: Effizient, aber nicht rekordverdächtig

In puncto Laden hat der Astra Electric Licht und Schatten gezeigt. Mit einer Ladeleistung von bis zu 100 kW an Schnellladestationen liegt er im Mittelfeld seiner Klasse. Das bedeutet, dass eine Aufladung auf 80 Prozent etwa 31 Minuten dauert. Im Alltag ist das akzeptabel, doch im Vergleich zur Konkurrenz, wie dem VW ID.3 oder dem MG4 Electric, die teils höhere Ladeleistungen bieten, bleibt der Opel hier etwas zurück. An der heimischen 11-kW-Wallbox dauert eine vollständige Ladung rund 5 Stunden, was für eine Vollladung über Nacht ausreicht.

Im Alltag verbrauchte der Astra durchschnittlich 15,4 kWh pro 100 Kilometer, was ihn zu einem der effizienteren Modelle in seiner Klasse macht. Bei zurückhaltender Fahrweise ließen sich sogar Werte unter 15 kWh/100 km erreichen. Die realistische Reichweite lag je nach Fahrstil und Wetterbedingungen zwischen 350 und 424 Kilometern. Für längere Fahrten mussten jedoch regelmäßige Ladestopps eingeplant werden, insbesondere da dem Astra die automatische Vorkonditionierung des Akkus fehlte.

Preis und Vergleich mit Konkurrenz: Hochpreisig, aber gut ausgestattet

Mit einem Basispreis von 41.990 Euro für die Einstiegsversion und 45.060 Euro für die von uns getestete GS-Ausstattung ist der Astra Electric kein Schnäppchen. Zwar ist er ab Werk gut ausgestattet, doch im Vergleich zu direkten Konkurrenten wie dem VW ID.3 oder dem Renault Megane E-Tech ist er damit etwas teurer. Allerdings bietet er auch eine umfangreiche Serienausstattung, die bei anderen Herstellern oft aufpreispflichtig ist.

Der MG4 Electric ist deutlich günstiger, hat aber in einigen Bereichen wie Verarbeitung und Fahrdynamik nicht ganz das Niveau des Astra. Der Cupra Born ist ähnlich teuer, hat aber einen etwas sportlicheren Charakter.

Dafür sieht der Astra Electric gut aus, hat ein hochwertiges Interieur und eine umfangreiche Serienausstattung. Wer auf klassisches Kompaktwagendesign steht und keine Lust auf SUV-Optik hat, für den ist der Astra eine gute Wahl.

Der Elektro-Astra ist im Vergleich zum Verbrenner-Modell 1.2 Turbo etwa 9.800 Euro teurer. Da stellt sich natürlich die Frage, ob sich diese höheren Anschaffungskosten durch geringere Betriebskosten amortisieren oder ob man hauptsächlich für sein Umweltgewissen elektrisch fährt. Wenn man 15.000 Kilometer im Jahr fährt und eine Photovoltaikanlage hat, kann man mit dem Elektro-Astra jährlich etwa 837 Euro sparen. Die Stromkosten betragen nämlich nur rund 702 Euro, während der Benziner etwa 1.539 Euro pro Jahr kostet.

Trotz dieser Ersparnis dauert es etwa 11,7 Jahre, bis sich die höheren Anschaffungskosten des Opel Astra Electric GS im Vergleich zum Benziner wieder reingeholt haben. In einem theoretischen Szenario, in dem der gesamte Strom kostenlos von der eigenen Photovoltaikanlage käme – was in der Praxis eher unwahrscheinlich ist – würde sich die Amortisationszeit auf 6,4 Jahre verkürzen. Das zeigt, dass die Wirtschaftlichkeit eines Elektroautos stark von den individuellen Nutzungsbedingungen abhängt.

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    Fazit: Solider Kompakter mit Potenzial

    Nach drei Monaten und 5.000 Kilometern mit dem Opel Astra Electric fällt unser Fazit gemischt aus. Der Astra punktet auf jeden Fall mit seinem komfortablen Fahrverhalten, der präzisen Lenkung und der guten Effizienz. Auch der Innenraum überzeugt mit modernem Komfort und ansprechendem Design. Andererseits gibt es auch ein paar Nachteile: Der Preis ist relativ hoch, die durchschnittliche Ladeleistung könnte besser sein und im Kofferraum ist nicht viel Platz.

    Für Opel-Fans und alle, die einen klassischen Kompaktwagen mit Elektroantrieb suchen, ist der Astra Electric trotzdem eine gute Option – besonders wenn Fahrkomfort und Effizienz wichtig sind. Er bietet ein ausgewogenes Gesamtpaket, das im Alltag überzeugt und auf längeren Strecken nicht überfordert.

    Opel Astra Electric GS
    Motor 1 Hybrid-Synchronmotor vorne
    Leistung 115 kW
    Max. Drehmoment 270 Nm
    Beschleunigung 0-100 km/h 9,2 Sek.
    Höchstgeschwindigkeit 170 km/h
    Verbrauch 15,5 kWh/100 km
    Batterie 51 kWh netto, 54 kWh brutto (102 prismatische Zellen von CATL, NMC811, in 17 Modulen)
    Elektrische Reichweite 418 km
    Ladeanschluss CCS2 (bis 11 kW AC, bis 100 KW DC)
    Aufladezeit ca. 5h 34 min mit AC, ca. 30 min mit DC (auf 80%)
    Länge 4.374 mm
    Breite 1.860 mm
    Höhe 1.488 mm
    Kofferraumvolumen 352 – 1.268 Liter
    Leergewicht 1.736 kg
    Basispreis 41.990 Euro
    Preis der Testversion 45.060 Euro

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