Auch Nissan arbeitet mit Hochdruck am autonomen Fahren. Nun hat der Autobauer ein neues Projekt in Großbritannien auf den Weg gebracht.
Und dann gibt es noch die AD-Abteilung. A für Autonomous, D für Driving. Hier wird daran gearbeitet, das Autofahren sicherer, sauberer, angenehmer und inklusiver zu machen. Der aktuelle Projektname: evolvAD.
Gros der Strecken werden gemeistert
Dass mit AD städtische Szenarien und Autobahnen schon zu zumindest 90 Prozent gemeistert werden können, haben zwei Vorprojekte unter Nissan-Ägide in Japan und in London gezeigt. Mit evolvAD, das von der britischen Regierung mit 100 Millionen Pfund (115 Millionen Euro) unterstützt wird, sollen jetzt vernetzte und autonome Fahrzeuge auf Landstraßen und in dörflichen und kleinstädtischen Szenarien „angelernt“ werden. Denn die Herausforderungen an die zugrundeliegende Hard- und Software sind dort nicht etwa niedriger als im Großstadtgewühl. Sie sind nur anders: „In Wohngebieten sind Autofahrer beispielsweise oft mit engen, einspurigen Straßen und niedrigen Geschwindigkeiten konfrontiert“, heißt es bei den Autobauern. Und auf Landstraßen kämen teils hohes Tempo oder reichlich Kurven ohne Markierungen dazu.
Inklusion im Blick
Beim Thema Inklusion geht es nach der Nissan-Definition zum Beispiel um ältere Menschen, die sich den Stress des Selbstfahrens nicht mehr antun können oder wollen, und die sich vom virtuellen Chauffeur entspannt ans Ziel bringen lassen wollen. Oder um körperlich eingeschränkte Verkehrsteilnehmer, die so mobil bleiben können. Sicherer soll das Fahren in der höchsten Autonomiestufe fünf werden, weil die Rechner, Sensoren, Kameras, Lidare und Radar-Anlagen am und im Auto im Gegensatz zum gerne auch mal abgelenkten menschlichen Piloten immer 100-prozentig bei der Sache sind. Dazu sauberer, weil sie dank reichlich Rechenpower vorausschauender, effektiver und damit sparsamer unterwegs sein können.
Und das nach britischem Ingenieursverständnis „humanlike“, also für die Passagiere mit einem Gefühl wie unter den Fittichen eines sehr erfahrenen Chauffeurs. Klingt anspruchsvoll. Und das ist sogar noch untertrieben. Andere Hersteller haben inzwischen nach starkem Start und auf dem Fuß folgenden massiven Schwierigkeiten ihre Diktion bereits deutlich modifiziert. Das Vertrauen darauf, dass in naher Zukunft Kollege Computer komplett das Steuer übernehmen könnte, ist vielen mittlerweile abhandengekommen.
Schon zwei große Projekte absolviert
Bleiben also noch zehn Prozent Entwicklungs- und Forschungsaufwand bis zu Stufe fünf für das Team im Cranfield Technology Park. Etwa der bei evolvAD im Fokus stehende dörfliche Straßenverkehr und die Landstraßen. Was zudem permanent wie ein Damoklesschwert über den Entwicklern schwebt, sind die Auflagen aus Politik und Verwaltung. Denn die Vorstellungen zum Autonomen Fahren sind von Land zu Land und Kontinent zu Kontinent durchaus auch mal ziemlich unterschiedlich. Nicht zu vergessen das letzte Glied in der Kette: die Autofahrerin oder der Autofahrer. Denn deren Begeisterung, sich das Steuer aus der Hand nehmen zu lassen, ist momentan noch verhalten. (SP-X)