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Nissan Ariya mit neuem 290-kW-Allradantrieb im Test

Nun ist auch die Topmotorisierung erhältlich

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Der Nissan Ariya ist ein 4,60 Meter langes Elektro-SUV. Zum Marktstart im Herbst 2022 gab es zwei Fronttriebler und einen Allradler mit 225 kW. Seit Frühjahr 2023 stand nun auch noch eine 290-kW-Allradversion in der Preisliste, die aber erst jetzt ausgeliefert wird. Diese Topversion haben wir nun zwischen München und dem Tegernsee getestet.

Bevor wir in die Tiefe gehen ein kurzer Steckbrief der neuen Version: Das Auto sprintet in 5,1 Sekunden auf 100. Dank der großen 87-kWh-Batterie bietet es rund 500 km Reichweite. Aufgeladen wird mit bis zu 22 kW Wechselstrom oder bis zu 130 kW Gleichstrom. Die 290-kW-Version ist nur in der Topausstattung Evolve+ erhältlich und kostet dann rund 65.000 Euro.

Bildergalerie: Nissan Ariya (2024) im Test

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Antrieb, Batterie und Ladezeit

Für den Antrieb sorgen Elektromotoren von Renault ohne Permanentmagnete. Das hat unter anderem den Vorteil, dass eine Achse stromlos geschaltet werden kann, wenn sie nicht gebraucht wird.

Der 290-kW-Antrieb beschleunigt den 2,3 Tonnen schweren Ariya in 5,1 Sekunden auf Tempo 100. Subjektiv kam uns der Vortrieb nicht so vehement vor wie etwa im Volvo XC40 mit 300-kW-Allrdantrieb. Das liegt wohl an der anderen Auslegung: Während der XC40 sein Drehmoment gleich präsentiert, hält es der Ariya offenbar bis zum Schluss (d.h. bis zum Kickdown) zurück.

Mit der ePedal-Taste wird laut Hersteller das One-Pedal-Driving möglich. Doch weder kommt das Auto ohne Betätigung des Bremspedals zum völligen Stillstand, noch reicht die Verzögerung aus, um nur mit Gas-Wegnehmen auszukommen. So oder so ist das Segeln meist effizienter, vor allem auf der Autobahn oder auf der Landstraße.

Der Stromverbrauch liegt nach Norm bei 20,4 kWh/100 km. Wir verbrauchten je nach Fahrweise ganz unterschiedlich viel: Auf der ersten Etappe, bei der wir 120 bis 140 km/h auf der Autobahn fuhren, waren es rund 29 kWh, später auf der Landstraße dann um die 16 kWh. Die Batterie mit 87 kWh netto sorgt jedenfalls für stattliche Norm-Reichweiten von um die 500 km.

Zu den Vorteilen des Ariya gehört das schnelle Laden mit Wechselstrom: Mit dem serienmäßigen 22-kW-Lader dauert ein kompletter Ladevorgang bei der 87-kWh-Batterie nur fünf Stunden. Mit Gleichstrom ist der Ariya aber relativ langsam: Mit der großen Batterie sollen 30 min für das Laden von 20 auf 80 Prozent nötig sein. Beim VW ID.5 GTX sollen es nur 28 min für 5-80% sein.

Fahrwerk, Innenraum und Kofferraum

Der Ariya mit 290 kW hat serienmäßig 20-Zoll-Räder; dementsprechend ist recht wenig Gummi auf den Felgen. So wirkte das Auto eher unkomfortabel. Der später gefahrene Fronttriebler mit 19-Zöllern erschien uns in dieser Hinsicht deutlich angenehmer. Dass der Ariya in der Kurve nicht wankt, muss man nicht weiter betonen – das tun Elektroautos wegen der schweren Batterie im Boden nur sehr selten.

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Relativ wenig Gummi auf den Felgen: Die beim 290-kW-Ariya serienmäßigen 20-Zöller

Während viele Elektroauto-Hersteller inzwischen Wert darauf legen, dass ihre Autos vegan sind, ist das Cockpit bei der gefahrenen Motorisierung des Ariya stets mit blauen Nappaleder-Sitzen ausgestattet. Diese bieten guten Seitenhalt. Ansonsten in die Materialanmutung hochwertig. Besonders gefallen haben uns wie bei unserer ersten Testfahrt mit dem Ariya die ins Armaturenbrett integrierten Touch-Tasten mit haptischer Rückmeldung – sowas gibt es sonst nirgends.

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Vorne sitzt man als 1,76 Meter großer Insasse ein klein wenig zu hoch im Verhältnis zur Frontscheibe; das ist aber eher ein gefühlsmäßiger Nachteil. Im Fond sind Knie- und Kopffreiheit bei der genannten Körpergröße absolut ausreichend.

Der Kofferraum liegt ziemlich hoch. Das ist bei der Statur des Autors aber wohl eher ein Vorteil, weil man schwere Getränkekästen mit ausgestreckten Armen wie ein Gabelstapler hinten ins Auto einladen kann, ohne sich zu bücken. Beim Umklappen der Fond-Sitzlehnen ergibt sich ein ebener Ladeboden.

Ladeplanung und Assistenzsysteme

Die Batterie des Ariya lässt sich nur manuell vorkonditionieren, eine automatische Vorwärmung des Akkus, wenn man einen Schnelllader als Ziel ins Navi eingibt, gibt es nicht. Aber das Navi errechnet für längere Strecken eine vernünftige Ladestrategie. Wir probierten es mit Hamburg und Kopenhagen als Ziele; manchmal dauert die Berechnung der Ladestopps allerdings eine Weile.

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Beim Studium der Preisliste stolperten wir über den Spurhalteassistent mit aktivem Bremseingriff. Das klang mehr nach einem reinen Sicherheits- als nach einem Komfortfeature. Doch nach dem Test können wir Entwarnung geben: Das Auto wird per Lenkeingriff immer schön in der Mitte der Spur gehalten.

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Der Abstandstempomat wird mit der blauen Taste an der rechten Lenkradspeiche aktiviert

Auch der Abstandstempomat funktioniert ganz ordentlich. Allerdings sollte man sich in die Bedienung einweisen lassen, denn selbsterklärend ist die Bedienung nicht. Verwendet man das weiße Symbol mit Tacho, das normalerweise den (Abstands-)Tempomaten aktiviert, kommt man zum Tempolimiter oder (wenn man länger drückt zum normalen Tempomaten, der stur das Tempo hält. Am besten tippt man das blaue Symbol an der rechten Lenkradspeiche an und drückt dann die Set-Taste nach unten.

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Das Head-up-Display mit aktiviertem Propilot und automatischer Tempolimit-Übernahme (erkennbar an dem großen “A”)

Das System kann auch das Tempolimit von den Verkehrszeichen übernehmen. So wie die Testwagen eingestellt waren, mussten wir allerdings jede Änderung manuell bestätigen. Man kann aber auch eine automatische Übernahme einstellen. Diese funktionierte aber nur beim zuletzt gefahrenen Fronttriebler, nicht aber bei den drei getesteten 290-kW-Versionen.

So oder so erfolgt die Übernahme des Tempolimits erst beim Passieren des Schildes. Bei häufigen Wechseln beschleunigt das Auto also viel zu oft, nur um beim Erreichen des Schildes dann wieder abzubremsen. VW, Audi oder BMW regeln das Tempo dagegen vorausschauend, was deutlich stromsparender ist.

Preise und Ausstattung

Die neue Version wird ausschließlich in der Ausstattung Evolve+ angeboten. Sie kostet nach Preisliste nicht weniger als 65.490 Euro. Damit ist sie genau 5.000 Euro teurer als die bisherige Topversion mit 225 kW in der Ausstattung Evolve. Davon entfallen 2.500 Euro auf den Antrieb und 2.500 Euro auf die Zusatzausstattung – blaue Nappaleder-Sitze und 20-Zoll-Räder.

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Die Basisversion des Ariya gibt es ab 43.390 Euro. Wer das Auto bis zum 14. April zulässt, zahlt nur den Aktionspreis von 40.706 Euro. Wie stark die anderen Varianten des Ariya rabattiert werden, wollte uns Nissan bei der Veranstaltung nicht sagen; offenbar will man auch dem Händler noch ein wenig Spielraum bei der Preisgestaltung lassen. Aber 3.000 Euro Rabatt sollten wohl drin sein.

Teurer als die Konkurrenz, aber viel Ausstattung

Der Nissan Ariya tritt gegen den VW ID.5 und das Tesla Model Y an. Den ID.5 gibt es in der 250 kW starken Topversion GTX mit Infotainment-Paket derzeit ab 52.805 Euro; die Reichweite ist mit 533 km auf dem gleichen Niveau wie beim Ariya mit Allradantrieb. Das Model Y Long Range mit ähnlich viel Reichweite und vergleichbarerer Sprintzeit erhält man sogar schon für 50.970 Euro.

Den günstigsten Allrad-Ariya erhält man nach Preisliste erst ab 57.490 Euro; damit ist der Nissan deutlich teurer. Gegenrechnen muss man allerdings die schon in der Basisversion sehr gute Ausstattung.

Fazit

Von der 290-kW-Version des Ariya mit Evolve+-Ausstattung würden wir eher abraten. Gegen sie spricht nicht nur der hohe Preis, sondern auch die 20-Zöller, die den Wagen unkomfortabel machen. Ansonsten ist der Ariya ein noble und gut ausgestattete Alternative zum ID.4 oder Model Y, die allerdings auch deutlich teurer ist.

Nissan Ariya 87 kWh e-4orce 290 kW Evolve+

Motor 2 Elektromotoren

Leistung 290 kW

Max. Drehmoment 600 Nm

Beschleunigung 0-100 km/h 5,1 Sek.

Höchstgeschwindigkeit 200 km/h

Verbrauch 20,4 kWh/100 km (WLTP)

Batterie 87 kWh netto

Elektrische Reichweite 498 km (WLTP)

Ladeanschluss CCS2, bis 22 kW mit AC, bis 130 kW mit DC

Aufladezeit 5h mit AC (0-100%), 30 min mit DC (20-80%)

Länge 4.595 mm

Breite 1.850 mm

Höhe 1.650 mm

Kofferraumvolumen 415-1.280 Liter

Anhängelast 750 kg ungebremst/12% Steigung, 1.500 kg ungebremst/12% Steigung

Basispreis 65.490 Euro

Nissan Ariya 87 kWh e-4orce 290 kW Evolve+

  • Motor: 2 Elektromotoren
  • Leistung: 290 kW
  • Max. Drehmoment: 600 Nm
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 5,1 Sek.
  • Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
  • Verbrauch: 20,4 kWh/100 km (WLTP)
  • Batterie: 87 kWh netto
  • Elektrische Reichweite: 498 km (WLTP)
  • Ladeanschluss: CCS2, bis 22 kW mit AC, bis 130 kW mit DC
  • Aufladezeit: 5h mit AC (0-100%), 30 min mit DC (20-80%)
  • Länge: 4.595 mm
  • Breite: 1.850 mm
  • Höhe: 1.650 mm
  • Kofferraumvolumen: 415-1.280 Liter
  • Anhängelast: 750 kg ungebremst/12% Steigung, 1.500 kg ungebremst/12% Steigung
  • Basispreis: 65.490 Euro

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