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Nissan Ariya mit mehr Wumms – zu Sonderpreisen

Der elektrische SUV von Nissan ist bislang kein Verkaufsschlager. Das soll sich nun ändern, mit dem neuen Flaggschiff und Verkaufsaktionen.

Ein paar Wochen noch, dann endet die Produktion des Nissan Leaf im britischen Sunderland. Erst einmal. In Deutschland werden bereits keine Bestellungen mehr entgegen genommen, verkauft wird nur noch, was auf dem Hof der Händler steht – mit zum Teil ordentlichen Preisnachlässen. Statt für 35.900 Euro gibt es das Basismodell des „elektrischen Familienautos“ (Firmenwerbung) mit einem 39 kWh großen Akku beispielsweise nun schon für unter 28.000 Euro. Und auch darüber lässt der Händler womöglich noch mit sich reden, deutet Deutschland-Geschäftsführer Vincent Ricoux im Gespräch mit EDISON an.

Das einst meistverkaufte Elektroauto der Welt ist sechs Jahre nach der Markteinführung der zweiten Modellgeneration nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Die maximale Ladeleistung des Basismodells beträgt 50 kW und Gleichstrom nimmt der Fünftürer auch nur an einer Schnellladesäule mit CHAdeMo-Anschluss auf – wo immer es die noch gibt. Die Reichweite mit dem kleinen Akku beträgt im Alltagsverkehr bestenfalls 200 Kilometer, in der Version e+ mit 59 kWh-Akku (und 100 kW Ladeleistung) realistischerweise maximal 300 Kilometer. Da ist der Wettbewerb inzwischen weit enteilt.

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Wechselstrom mit bis zu 22 kW Vorbildlich ist die hohe Ladeleistung des Nissan Ariya an der Wallbox. Am mit Gleichstrom betriebenen Schnelllader ist sie mit 130 kW allerdings eher bescheiden. Auf Fernfahrten sind da längere Pausen einzuplanen.

Ein Nachfolger des Nissan Leaf ist in der Entwicklung, als schnittiger SUV und auch technisch deutlich verbessert. Aber in den Handel kommt das neue Modell voraussichtlich erst im Frühjahr 2026. Auch bis zur Markteinführung des vollelektrischen Juke und Micra dauert es noch eine Weile. Aber es gibt ja auch noch den Ariya – der nun deutlich günstiger angeboten wird als zur Modelleinführung im Frühjahr 2022. Anfangs kostete der Elektro-SUV 47.900 Euro in der Basisausführung mit 63 kWh-Akku und wenigstens 59.990 Euro in der Ausführung mit einem 87 kWh fassenden Stromspeicher. Inzwischen gibt es das 160 kW starke Basismodell zum „Angebotspreis“ bereits für 40.706 Euro – da ist ein Leaf e+ N-Connecta mit dem gleich großen Akku (UVP 41.100 Euro) sogar noch einen Tick teurer.

Neues Topmodell Evolve+

Der Wegfall des staatlichen Umweltbonus hat die Nachfrage nach Elektroautos in Deutschland laut Ricoux „signifikant“ sinken lassen – und die Preise ordentlich ins Rutschen gebracht. Das gilt auch für den Ariya, dessen Absatz Nissan nun in einer Sofortmaßnahme durch die komplette Übernahme der Anschaffungsprämie stützt. Zumindest bis Ende März. Das gilt auch für das neue Topmodell, den topausgestatteten Ariya e-4orce Evolve+ mit 290 kW (394 PS) starkem Allradantrieb, der mit einiger Verzögerung nun auch in Deutschland angeboten wird. Zum offiziellen Preis von 65.490 Euro – bei einigen Händlern aber auch schon für knapp unter 60.000 Euro. Die Konkurrenz – VW ID.4 GTX (ab 45.520 Euro), Tesla Model Y Performance (55.990 Euro) oder Ford Mustang Mach E Extended Range (57.330 Euro) schläft schließlich nicht.

nissan ariya mit mehr wumms – zu  sonderpreisen

Kraftpaket Der Ariya e-4orce Evolve+ ist mit Allradantrieb und 290 kW Leistung die aktuell stärkste Version. Nissan hat in Japan kürzlich eine Nismo-Variante B9 vorgestellt, mit 320 kW und 600 Newtonmeter Drehmoment, speziellem Sounddesign und böser Optik. Ob und wann diese nach Europa kommt, steht noch nicht fest. Fotos: Wolfgang Groeger-Meier für Nissan

Das neue Prizing sowie das neue Flaggschiff sollten helfen, den Absatz des Nissan Ariya zu befördern, der mit rund 2000 Einheiten in Deutschland (aufgrund eingeschränkter Verfügbarkeit) bislang doch eher bescheiden war. Aber lohnt sich der Mehrpreis von immerhin über 20.000 Euro, der zwischen dem Basis-Ariya und dem neuen Kraftpaket liegt, überhaupt? Wir hatten die Gelegenheit, am Tegernsee beide Versionen unter winterlichen Bedingungen zu fahren – und kamen dabei heftig ins Grübeln.

Sparsam ist der Power-Stromer nicht

Die erste Teilstrecke legten wir, klar, mit dem neuen Flaggschiff der Modellreihe zurück, das weder leistungs-, noch ausstattungsmäßig irgendetwas vermissen lässt. Der Testwagen verfügte über eine Vollausstattung inklusive Panoramadach, 20-Zoll-Rädern und Head-Up-Display – alles inklusive im Evolve+-Pack. Für den 65 kW oder 88 PS stärkeren Antrieb allein beträgt der Aufpreis gegenüber der 225 kW (306PS) starken E-4orce-Variante mit Evolve-Pack (Listenpreis: 60.490 Euro) also lediglich 2500 Euro.

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Alles im Griff, alles im Blick Schick sieht er aus, der Ariya. Auch den Innenraum haben die Designer liebevoll gestaltet. Die ins Armaturenbrett – die untere Leistung hat tatsächlich Holzoptik – eingelassenen Taster für die Klimaanlage wollen kräftig gedrückt werden.

Dafür gibt es ordentlich mehr Wumms, wie der Kanzler sagen würde, auf der Piste. Der starke Allradler beschleunigt deutlich kräftiger als das frontgetriebene Basismodell (0-100 km/h in 5,1 Sekunden) und regelt nicht schon bei 160 km/h, sondern erst bei 200 km/h ab. Dafür steigt allerdings auch der Stromverbrauch deutlich: Am Ende der Testfahrt wies der Bordcomputer einen Schnitt von 26,7 kWh auf 100 Kilometern aus. Der weniger dynamische Fronttriebler hingegen begnügte sich auf der Ausfahrt mit 21 kWh – damit herrschte in punkto Reichweite fast schon wieder Gleichstand: 326 zu 300 Kilometer.

Ladeleistung von maximal 130 kW

Das Mehrgewicht von fast 300 Kilogramm für Allradantrieb und größeren Akku fordert Tribut. Und natürlich die Verlockung, den kräftigen Motor etwa bei Überholmanövern auf Autobahn und Landstraße auszunutzen. Dafür kann der Fronttriebler etwas mehr in den Kofferraum packen. Und die Ladeleistung an der Stromsteckdose ist ohnehin gleich: Wechselstrom nimmt der Ariya sogar mit bis zu 22 kW auf. Die maximale Ladeleistung von 130 kW am mit Gleichstrom betriebenen Schnelllader ist dagegen enttäuschend: Da bieten alle Wettbewerber deutlich mehr. Allerdings soll die maximale Ladeleistung in den ersten zehn Minuten des Ladevorgangs und ab einem Füllstand von zehn Prozent konstant bleiben, so dass sich die Ladepause nicht wesentlich länger hinziehen dürfte als bei der Konkurrenz. Wie das in der Realität aussieht, konnten wir mangels Vergleichsmöglichkeit allerdings nicht testen.

nissan ariya mit mehr wumms – zu  sonderpreisen

Trutzburg Mit einer Länge von 4,60 Metern und einem Radstand von 2,78 Metern ist der Nissan Ariya ein ausgewachsener SUV.

Genießen konnten wir hingegen den hohen Fahrkomfort und das überaus angenehme Ambiente, das der Nissan Ariya bietet. Dank elektrischen Sitzen, einer elektrisch verstellbaren Lenksäule und einer elektrisch verschiebbare Mittelkonsole fanden wir schnell die perfekte Sitzposition, das im Tech Pack enthaltene Head-up-Display (Aufpreis 2000 Euro gegenüber Advance Pack) machte die Wegführung leicht. Und das Licht, das durch das zweigeteilte Panorama-Schiebedach strömte, ließ den Tag freundlicher erscheinen als das trübe Winterwetter am Alpenrand versprach.

Hoher Fahrkomfort auch mit Frontantrieb

Ja, mit dem Ariya kann man sich schnell anfreunden, zumal das Platzangebot auch für großgewachsene Zeitgenossen völlig ausreichend ist und der Innenraum gut gegen Außen- und Motorengeräusche abgeschirmt ist. Die Grafik des Navigationssystems ist zwar etwas grobschlächtig, aber immerhin gibt es eine ordentliche Ladeplanung für Fernfahrten.

Ob es aber wirklich die Topversion mit dem Plus sein muss, hängt vom Einsatzzweck und dem persönlichen Fahrprofil ab. Der Allradler kann schwere Anhänger an den Haken nehmen, bietet im Gebirge und auf schneebedeckten Straßen natürlich Vorteile. Aber im Alltag und für die meisten Nutzer dürfte der Fronttriebler völlig reichen. Unsere Wahl wäre die Version mit 87 kWh-Akku und Evolve Pack. Der steht mit 56.490 Euro in der Preisliste. Mit etwas Verhandlungsgeschick sollte er derzeit bei einem freundliche Händler für etwas mehr als 50.000 Euro zu bekommen sein.

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