Aston Martin

Neuer Aston Martin DB12 mit extremem Leistungs-Plus

Aston Martin zeigt die neueste Generation Grand Tourer. Doch der DB12 ist im Grunde ein umfangreiches Facelift. Ist er eines 007 dennoch würdig?


Warum ist ein Geheimagent eigentlich immer mit den auffälligsten Autos unterwegs? Mit dem neuen DB12 hat Bond jedenfalls kein Problem aufzu­fallen. Für den James-Bond-Film “Spectre” baute ihm Aston Martin extra ein Sondermodell – den DB10. Nun könnte 007 also erneut in einem Grand Tourer mit gerader Nomenklatur Platz nehmen.


Die Modelle für das Volk waren dagegen seit dem DB7 stets ungerade benannt. Nach dem DB9 kam 2016 der noch aktuelle DB11. Warum heißt der Nachfolger also nicht DB13? Vielleicht weil es sich beim neuen Tourer aus Gaydon eben nicht gänzlich um ein neues Modell handelt?

Der neue DB12 basiert noch auf der Plattform des Vorgängers

Vor dem Erstkontakt mit dem DB12 waren wir gespannt: Wird er elektrisch? Hoffentlich nicht. Aber bestimmt ein Hybrid – muss ja fast … Denkste: Der DB12 baut auf der Plattform des Vorgängers auf und kann daher noch nach alter Schule für Vortrieb sorgen. Dabei waren wir maximal erstaunt, als uns Aston Martin in das Studio nördlich von London führte und das Tuch vom Vorserien-Prototyp des neuen DB12 zog. neuer aston martin db12 mit extremem leistungs-plus

An der nun weniger eleganten Front finden sich Designzitate von DBS und DBX 707 wieder

Bild: Hersteller
Auf den ersten Blick verflogen ist die alte Eleganz des bildhübschen GT, ein massiger Schlund fletscht uns an. Bei näherer Erklärung erschließt sich jedoch alles, denn nicht nur der DB11 geht vom Markt, auch der DBS Superleggera. Der Neue muss also zwei Modelle auf einmal ersetzen – quasi in die Rolle eines Super Tourers schlüpfen. Daher also die aggressivere Front und vor allem auch die massiv gesteigerten Leistungswerte. Aston hatte ja bereits im vergangenen Jahr das Aus für den V12 verkündet, also ist klar, dass unter der Haube der Vierliter-Biturbo aus der AMG-Kooperation stecken muss. Und genau so verhält es sich auch. Nur dass der V8 im DB12 stramme 680 PS auf den Leistungsprüfstand bringt. Das ist deutlich mehr als jene 535 PS, die das Aggregat zuletzt im DB11 leistete, und zeitgleich nicht weit von den 725 PS des DBS Superleggera entfernt; bei einem zeitgleich vermutlich deutlich agileren Vorderwagen, schließlich wiegt der V8 gut 100 Kilo weniger.

Mit 680 PS leistet der V8 fast so viel wie der V12 im DBS Superleggera

Auch in Sachen Drehmoment haben die Briten ordentlich aufgesattelt und dem DB12 stramme 800 Newtonmeter verordnet – bereits ab 2750 Touren. Davon konnte der Vorgänger selbst als V12 nur träumen. Das alles ist gut für souveränste Fahrleistungen, von null auf hundert geht es in 3,6 Sekunden, die Puste geht dem DB12 erst bei 325 km/h aus.  Diese höhere Leistung wurde durch eine optimierte Verdichtung, größere Turbolader und eine verbesserte Kühlung erreicht. Hierzu wurde das Kühlsystem komplett neu gestaltet und dem zentralen Hauptkühler zwei Zusatzkühler zur Seite gestellt. Nicht zuletzt erklärt sich hier die Notwendigkeit für den großen Schlund an der Front. neuer aston martin db12 mit extremem leistungs-plus

Auf den hinteren Kotflügeln könnte man bei Bedarf ein Picknick veranstalten. Das schwarze Element lässt das Dach optisch schweben.

Bild: Hersteller
Gehen wir weiter um den DB12 herum, werden wir am Heck ein wenig enttäuscht, denn sowohl die Rückleuchtengrafik als auch die Gestaltung der Dachlinie mit ihrem abgesetzten schwarzen Element, durch das der Aufbau geradezu zu schweben scheint, wurde nahezu 1:1 vom DB11 übernommen.  Ein wenig in die Breite soll der Neuling dennoch gegangen sein, das liegt vor allem an einer neuen Fahrwerkskonfiguration mit der jüngsten Entwicklungs­stufe des hauseigenen adaptiven Dämpfersystems sowie eines elektronischen Hinterachsdifferenzials. Zudem wuchs die Spurbreite vorn um sechs und hinten gar um 22 Millimeter an.

Neue Adaptivdämpfer sollen eine stärkere Spreizung bieten

Die Dämpfer sollen nun eine noch merklichere Spreizung zwischen dem souveränen GT-Modus und den beiden Dynamiksettings Sport und Sport+ bieten. Das E-Diff kommt erstmals in einem DB zum Einsatz und kann innerhalb kürzester Zeit von offen auf 100 Prozent Sperrwirkung schalten.  An der Mehrlenker-Kon­struktion selbst hängen 21-Zoll-Räder, die mit brandneuen und speziell auf den DB12 angemixten Michelin Pilot Sport S 5 bezogen sind. Diese neue Reifengeneration besitzt Inserts aus geräuschunterdrückendem Polyurethanschaum in der Karkasse, was ein bis zu 20 Prozent leiseres Abrollgeräusch erzeugen soll. Vorn kommt eine Doppel-Querlenker-Konstruktion zum Einsatz, ein Sechskolben-Stahlbremssystem mit 400er Scheiben vorn ist Serie, gegen einen wohl nicht unerheblichen Aufpreis – genaue Preise kommuniziert Aston Martin aktuell noch nicht – kann der Kunde eine Keramikbremsanlage mit nochmals zehn Millimeter mehr Scheibendurchmesser vorn ordern.

Die größten Neuerungen des DB12 spielen sich innen ab

Die größte Neuheit spielt sich jedoch im Innenraum ab, denn wenn wir die dezent nach oben hin öffnenden Türen aufschwingen lassen, finden wir ein komplett neu designtes Interieur vor, das auf ein Infotainment der aktuellen Generation setzt. Im Umkehrschluss bedeutet das die Abkehr vom Dreh-Drücksteller – ebenfalls noch einem alten Mercedes-Erbe. neuer aston martin db12 mit extremem leistungs-plus

Beim ersten Kennenlernen sitzen wir noch auf der rechten Seite.

Bild: Hersteller
Für unsere erste Sitzprobe haben wir ein rechtsgelenktes Modell zur Verfügung, aber auch wenn wir uns alles spiegelverkehrt vorstellen müssen, der Eindruck ist doch ein gänzlich anderer als bislang: technischer, fahrerorientierter, moderner. Auf den ersten Werksbildern zeigt Aston Martin ein linksgelenktes Modell mit zwei dominanten Breitbildschirmen, einer hinter dem Volant als In­strumententräger, den anderen als Infodisplay in der Mitte. neuer aston martin db12 mit extremem leistungs-plus

Drehrad nicht mehr für die Infotainment-Bedienung, sondern für die Fahrmodi.

Bild: Hersteller

Breite Mittelkonsole, Fahrmodi-Wahl über ein Drehrad

Einen Dreh-Drücksteller gibt es zwar nach wie vor, der ist jedoch nur noch fürs Umschalten zwischen den Fahrmodi zuständig. Auffällig ist die sehr hoch bauende Mittelkonsole, durch die der Fahrer regelrecht im Auto eingebaut wird – aber nicht auf die unangenehme Weise. neuer aston martin db12 mit extremem leistungs-plus

Völlig neues Cockpitlayout und vor ­allem: endlich moderne Technik.

Bild: Hersteller Das Infotainment ist ein hochauflösender 10,25-Zoll-Touchscreen, der vor allem mit kurzen Reaktionszeiten überzeugen soll. Ein erstes Herumprobieren funktionierte schon mal nicht schlecht, obwohl die Programmierung noch nicht hundertprozentig dem Serienstand entsprach. Android Auto und Apple CarPlay stehen natürlich ebenfalls zur Verfügung.

Das neue Interieur setzt nun auch auf Touch

Für audiophile Naturen hat Aston Martin ein Bowers & Wilkins Soundsystem mit 15 Lautsprechern und 1170 Watt Gesamtleistung im
Angebot – aber das nur am Rande, denn der eigentliche Sound kommt vom Motor beziehungsweise dem Auspuffsystem. Erste Auslieferungen peilt Aston Martin schon im dritten Quartal 2023 an, Preise sind noch keine bekannt.

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