Wohnmobile

Nach 40 Jahren ist Schluss mit Alde

Christian Reisch war 40 Jahre für den Heizungsbauer Alde tätig. Jetzt widmet er sich neuen Aufgaben. promobil traf ihn zum Interview.

nach 40 jahren ist schluss mit alde

© Holger Schwarz

Christian Reisch im Interview: “Wintercamper haben eine Affinität zu Warmwasserheizungen.”

nach 40 jahren ist schluss mit alde

© Alde

Alde-Deutschland-Zentrale in Euerbach bei Schweinfurt. Von hier aus erfolgt der Vertrieb von Warmwasserheizungen an deutsche Hersteller.

nach 40 jahren ist schluss mit alde

© Reisch Tech

Ver- und Entsorgungseinrichtungen, Bodeneinlässe und Stromsäulen von Reisch Tech werden auf vielen Camping- und Stellplätzen eingesetzt.

nach 40 jahren ist schluss mit alde

Seit 1984 ist Christian Reisch (59) für den Heizungsbauer Alde tätig. Er lernte Schwedisch und arbeitete in Produktion, Service, Entwicklung und Vertrieb. Mit viel Einsatz, Herz und Beziehungen baute Christian Reisch den deutschen Markt mit auf. Jetzt macht der nahbare Franke “noch mal was Neues”.

In 40 Jahren Caravaning-Branche haben Sie vieles erlebt. Welche Ereignisse ragen heraus?

Mehrere. Einmal wurde ich zu einer Reparatur am Testfahrzeug von Hugo und Elfriede Niesmann (Gründer von Niesmann Caravaning und Niesmann + Bischoff, die Red.) in die Französischen Alpen gerufen. Das Butan im Gastank verdampfte bei –15 °C nicht mehr, mein Vater und ich stellten die Anlage auf den Betrieb mit Flaschen um. Jedenfalls beschädigte ich bei der Reparatur meine Hose. Frau Niesmann wollte das nähen, bestand aber darauf, dass ich die Hose dazu ausziehe. Da saß ich also entsprechend im Fahrzeug unseres wichtigsten Kunden. Danach wurden alle Clou von Niesmann + Bischoff mit Alde-Heizungen ausgestattet. Ein Meilenstein war die Einführung der 3000er-Serie, zunächst im Clou und im Flair von NiBi. Oder die Mithilfe bei der Entwicklung des ersten Concorde Charisma – in einer Holzbox – mit Reinhardt Löhner (heute Geschäftsführer von Morelo, die Red.). Eine gewisse Zäsur war natürlich auch der Erwerb von Alde durch Truma.

Was waren Ihre besten Entscheidungen in Ihrem Berufsleben?

Immer die letzten (lacht).

Warmwasserheizungen sind schwerer, aufwendiger zu installieren und auch teurer als Gebläseheizungen. Was sind die wichtigsten Argumente für ein solches Heizsystem?

Die gleichmäßige Wärmeverteilung im gesamten Fahrzeug, die Möglichkeiten, mit Gas und Strom zu heizen, und zwar bis zu 3 kW, während der Fahrt mit dem Motor über den Wärmetauscher auch den Aufbau zu heizen, relativ einfach eine Fußbodenheizung ins System zu integrieren. Zudem arbeiten Wasserheizungen sehr effizient und erzeugen ein angenehmes Raumklima in allen Jahreszeiten.

Welche Kundinnen und Kunden wählen eine Warmwasserheizung? Mit welchen Fahrzeugen sind sie üblicherweise unterwegs?

Die meisten Kundinnen und Kunden hatten schon mal eine Alde und kennen daher die Vorzüge. Üblicherweise werden die Heizungen in Fahrzeugen der Mittel- und Oberklasse eingebaut. Übrigens nicht nur in aufgebauten Reisemobilen. Auch Kastenwagen mit Alde sind am Markt, z. B. von Adria oder Kabe.

Können Sie Leserinnen und Lesern einen besonderen Tipp zum Umgang mit einer Warmwasserheizung geben?

Das System arbeitet ja wie eine Zentralheizung zu Hause. Man sollte einmal im Jahr entlüften und den Systemwasserstand kontrollieren. Sonst nichts.

Was waren entscheidende Produktverbesserungen, die Sie vielleicht selbst mitangestoßen haben?

Da gibt es viele kleine und große Dinge. Anfangs war in Schweden alles auf Wohnwagen ausgerichtet, d. h. die Umwälzpumpe war zu schwach für große Fahrzeuge wie Liner. Viele Verbesserungen optimierten das System für Wohnmobile: Wärmetauscher, Plattenheizkörper, kleinere Konvektoren, die Heizmatte fürs Fahrerhaus, auch die Beheizung von Frontrollläden und Wassertank oder der Kondenswasserablauf für den Kamin. In der Produktion war das Befüll- und Entlüftungsgerät ein wichtiger Schritt mit viel Zeitersparnis.

Wie hat sich das Geschäft mit Warmwasserheizungen in den letzten 10 Jahren entwickelt?

Der Komfortgedanke entwickelt sich weiter. Mehr und mehr Fahrzeuge werden ganzjährig eingesetzt, und viele dieser Kunden, vor allem Wintercamper, haben eine gewisse Affinität zu einer Warmwasserheizung. Die Produktion war zunächst mehrheitlich für die Caravan-Fertigung in Skandinavien vorgesehen und lag in den ersten Jahren bei etwa zehn- bis fünfzehntausend Einheiten. Heute vertreibt Alde rund dreißig- bis vierunddreißigtausend Heizungen im Jahr.

Alde gehört seit 1997 zur Truma-Gruppe. Gibt es Synergien oder einen regelmäßigen Austausch?

Technischen Austausch gibt es seit vielen Jahren, wobei die große Schwester Truma auch mal von der kleinen Schwester Alde profitiert. Umgekehrt natürlich genauso.

Wie oft rückt der Alde-Service im Winter aus, um Kundinnen und Kunden mit Heizungsproblemen zu helfen?

Alde Deutschland hat ca. 120 Servicepartner in Deutschland, und glücklicherweise ist der Truma-Werks-Kundendienst ja auch für Alde unterwegs, was aber auch bedeutet, dass ich Ihnen gar keine genauen Zahlen nennen kann. Generell arbeitet unser Heizungssystem aber sehr zuverlässig.

Zum Jahreswechsel geht die Alde-Ära für Sie zu Ende. Warum? Was kommt als Nächstes?

Ich fühle mich noch nicht zu alt, um etwas Neues zu machen, mit neuen Herausforderungen natürlich. Künftig werde ich unser Familienunternehmen Reisch Tech unterstützen, das mein Sohn seit drei Jahren erfolgreich führt, und weiter mit ausbauen.

Wofür steht Reisch Tech? Wo kommen Campende mit Ihren Produkten in Berührung, und was dürfen Kundinnen und Kunden künftig erwarten?

Unsere Ver- und Entsorgungsanlagen sowie Buchungssysteme werden auf Stell- und Campingplätzen installiert. Sehr bekannt sind die Servicesäulen Elektro Star, Clean Star, Clean Star Cassette. Unser Camping Butler entleert und reinigt Toilettenkassetten. Zum Angebot gehören auch Frischwasserstecksysteme, Pumpen, also technisches Zubehör für professionelle Anbieter. Wir suchen aber auch weiter interessante Produkte für diese Branche im In- und Ausland.

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