Honda

Motorrad: Honda Transalp

Die Honda Transalp - von Fans liebevoll "Transe" genannt - ist eines der begehrtesten Gebrauchtmotorräder am Markt. Was ist beim Kauf zu beachten?

“Als sie zum ersten Mal im Laden stand, dachten alle: Mann, ist die hässlich!” Ralf Graumann erinnert sich genau an den Verkaufsstart dieser Honda, die ein Welterfolg wurde: Die Transalp war keine Enduro, kein Tourer, eher eine frühe Version der heute beliebten Crossover. Ein Alleskönner, und dabei so zuverlässig, dass Weltumfahrer sie schätzten und hohe Kilometerstände die Gebrauchtkäufer bis heute nicht abschrecken. Ihre große Fangemeinde nennt sie liebevoll wertschätzend Transe. Also, was kannse, die Transe? motorrad: honda transalp

1987: Debüt als XL 600 V mit 583 Kubik, 50 PS, kurzer Frontscheibe und Trommelbremse hinten


Wir checken mit Meister Graumann eine Transalp der ersten Generation. Über 85 000 Kilometer gelaufen, das Tahitiblau gut erhalten, mit 30 Jahren reif fürs H-Kennzeichen. “Der erste Blick prüft auf Risse in den Plastikteilen, denn Ersatz ist teuer”, weiß der Kenner. Kratzer an Griffen oder Schutzbügeln geben Hinweise auf Stürze, die erlitt auch unser 92er-Modell. An den frühen Baujahren gingen öfter CDI-Boxen kaputt, weil sie, bis 1993 vertikal montiert, an der Sitzbank scheuerten. Viele Besitzer haben auf eine horizontale Lage umgebaut, damit sind Zündaussetzer passé. motorrad: honda transalp

Meister Ralf Graumann und Autor Stefan Novitski checken die 30 Jahre alte Honda in Tahitian Blue


“Der Motor ist außen trocken”, zeigt Graumann auf die Dichtungen am Ventildeckel. Da schwitzt kein Öl raus, auch Schläuche und Kühler sind frei von verräterischen weißen Kühlmittelspuren. Der Zweizylinder läuft gleichmäßig leise. Graumann drückt die Telegabel ein, sie federt sauber ein und aus. Anschließend prüft er den Sitz der Gabelmanschetten. “Sind die nicht dicht, kann Staub eindringen und die Dichtringe der Tauchrohre beschädigen.” motorrad: honda transalp

Blick aufs Display: Übersichtliche Anzeigen, unterm Honda-Emblem die Sicherungen


Dann die Bremsen. Vorn kämpfte bis 1997 eine einzelne Scheibe gegen über 200 Kilo Motorrad, das geht aufs Material. Aber davon ist noch genug da, wie Graumanns Messung der Scheibendicke bestätigt. Ein paar Riefen, das ist normal. Der Blinkerknopf rastet dem Experten zu widerspenstig ein, da sollte Fett die Mechanik gängig machen. Hinterm Lenkkopflager findet er Fettspuren auf dem Rahmen, also sind Dichtung und Lager angegriffen. Immerhin schwenkt der Lenker ohne Hakler von Anschlag zu Anschlag. “Geht noch.” motorrad: honda transalp

Nur der Auspufftopf hat oberflächlich etwas Rost. Der lässt sich aber leicht beseitigen


Dass der Auspufftopf hinter den verchromten Endrohren leichten Oberflächenrost zeigt, nimmt der Meister als Altersspuren hin. Stahlrohre und Gussteile sind rostfrei, da bestätigt die Gebrauchte den guten Ruf der Transe – zumindest bis 1997, als Honda die Produktion nach Italien verlegte. Dieses Exemplar trägt noch das “Made in Japan” auf dem Motordeckel. Wie beruhigend. motorrad: honda transalp

2008: Als XL 700 mit 60 PS, Einspritzung und nun kleinerem Vorderrad in 19 Zoll


Die Antriebskette ist gut, hinten ein frischer Zahnkranz ohne ausgeleierte Sägezähne. Nur der Kettendurchhang gefällt Ralf Graumann nicht: “35 bis 45 Millimeter sind vorgeschrieben – und eines ist ganz wichtig”, betont der Meister. “Man misst und stellt ein im belasteten Zustand, also mit einem Fahrer im Sattel.” Unsere Transe hat den Check bestanden. Sie dürfte zwischen 2000 und 2200 Euro wert sein, trotz des Alters und der hohen Laufleistung. Zuverlässigkeit ist halt gefragt. Und das Konzept auch: Im Herbst stellt Honda nach elf Jahren Pause eine neue XL 750 vor. Ob sie Transalp heißen darf?

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