Die geplante Wiederauferstehung von Honda in der MotoGP-WM gestaltet sich weiterhin zäh. Auch beim Misano-Test am Montag, der von einigen Herstellern bereits als erste Vorbereitung für 2025 genutzt wurde, suchte man die Honda-Fahrer in den Top 10 der Zeitenlisten vergeblich.
Johann Zarco, Takaaki Nakagami, Luca Marini, Joan Mir und Testfahrer Stefan Bradl schlossen den Misano-Test in dieser Reihenfolge auf den Positionen 18, 19, 21, 22 und 24 ab. Der Rückstand auf die Spitze, die einmal mehr von Ducati gebildet wurde, belief sich für die Honda-Stammfahrer auf 1,3 bis 1,9 Sekunden. Testfahrer Bradl, der eine andere Spezifikation der RC213V fuhr, hatte sogar 3,9 Sekunden Rückstand, wobei es in seinem Testprogramm nicht um die reinen Rundenzeiten ging.
Die beiden Honda-Werkspiloten Luca Marini und Joan Mir waren beim Test am Montag wieder im Einsatz, nachdem sie am Rennwochenende nicht zur Verfügung standen. Mir hatte das Misano-Wochenende komplett ausgelassen, weil er sich eine Magen-Darm-Entzündung zugezogen hatte. Marini fuhr am Freitag und Samstag, fehlte aber für den Grand Prix am Sonntag, weil er über Fieber klagte.
Beim Montagstest legten beide um die 20 Runden zurück, wohingegen Johann Zarco auf der LCR-Honda 35 Runden abspulte. Bahnbrechende Neuentwicklungen wurden bei Honda nicht getestet. Der Fokus lag auf einer neuen Verkleidung. Auf Nachfrage, ob es ein produktiver Test war, antwortet Mir: “Ich hatte mir deutlich mehr versprochen”.
Joan Mir hatte mehr erwartet
Joan Mir
Enttäuschung bei Mir, der weiterhin “keine Revolution” bei Honda sieht
Foto: Motorsport Images
“Ich erinnere mich, wie sie bei Honda in der Vergangenheit regelmäßig neue Motorräder [zum Misano-Test] gebracht haben. Das war diesmal nicht der Fall und das meine ich, wenn ich sage, dass ich deutlich mehr erwartet hatte”, so Mir, der im Juli für zwei weitere Jahre (bis Ende 2026) bei Honda unterschrieben hat.
Johann Zarco: Verbesserung ja, aber …
Johann Zarco klingt etwas optimistischer als Mir. Der LCR-Honda-Pilot sagt über die neue Verkleidung für die RC213V: “Die neue Aero ist eine Verbesserung und somit positiv. In einigen Bereichen der Kurven und der Strecke hatte ich damit ein besseres Gefühl, wenn auch nicht unbedingt in den Bereichen, in denen wir momentan die meiste Zeit verlieren.”
Johann Zarco
Laut Zarco bringt die neue Aero nichts für die entscheidenden Honda-Defizite
“Ich glaube aber sowieso nicht”, so Zarco weiter, “dass wir dort, wo wir die meiste Zeit verlieren, mit einer Verkleidung ansetzen sollten”. Trotzdem hofft der LCR-Pilot, beim Misano-Test “den Grundstein gelegt zu haben, um bei den kommenden Rennen die Chance auf bessere Ergebnisse zu haben. Wer weiß, vielleicht stehen in Asien die Chancen für uns am besten”.
Luca Marini lobt besserers Einlenkverhalten
Auch für Luca Marini war das Testen der neuen Verkleidung am Montag “das Wichtigste”, wie er sagt. “Sie ist ein Schritt nach vorne, ich mag sie”, bemerkt der Italiener und nennt als wichtigsten Aspekt “eine Verbesserung des Einlenkverhaltens”.
Laut Marini sorgte die neue Verkleidung für besseres Einlenken in die Kurven
Teil der Honda-Aerodynamik sind auch kleine Flügel auf dem Höcker hinter dem Sitz, wie sie einst von Ducati erfunden wurden. Während Marini sagt, dass “mit den Flügeln am Heck das Hinterrad stabiler auf der Straße liegt”, verrät Zarco, dass “die neue Verkleidung ohne die Flügel am Heck konzipiert wurde. Deshalb mussten wir die Flügel beim Testen der neuen Verkleidung abschrauben”.
Takaaki Nakagami nimmt HRC in die Pflicht
Zarcos LCR-Teamkollege Takaaki Nakagami, der ab 2025 kein Stammfahrer mehr sein wird, sondern Testfahrer, beschreibt den Misano-Test mit Worten: “Unsere Priorität bei diesem Test war die neue Verkleidung. Ich würde sagen, dass sie ein paar positive Merkmale hat, aber die Balance als Ganzes stimmt noch nicht. Da muss noch nachgebessert werden.”
Takaaki Nakagami
Nakagami hofft, dass die Ingenieure die richtigen Schlüsse ziehen
Als einen Bereich, der ihm persönlich mit der neuen Verkleidung noch nicht gefällt, nennt Nakagami “ganz klar die Bremsphase. Die war für mich ein negativer Aspekt. Das Einlenken hingegen war ein wenig besser.”
“Insgesamt”, so Nakagami, “würde ich sagen, es ist fifty-fifty. Manche Dinge funktionieren damit besser, andere weniger gut. Schauen wir mal, wie es weitergeht. Die Ingenieure haben jetzt jede Menge Daten von vier Fahrern und werden hoffentlich versuchen, für das zweite Misano-Wochenende die Performance des Bikes zu verbessern”.
Während sich die vier Honda-Stammfahrer am Montag in Misano vor allem mit der neuen Aerodynamik in Form der neuen Verkleidung beschäftigten, rückte Testfahrer Stefan Bradl mit einer RC213V aus, die über eine etwas andere Schwinge und auch über einen anderen Auspuff verfügte. Bradl aber stand wie üblich den internationalen Medien nicht für Aussagen zur Verfügung.