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Mittwoch Magazin: Warum ist der Lucid Sapphire kein Tesla „Killer“? Neues Verfahren macht H2 günstiger – wertvolle „Abfallprodukte“ bei der Herstellung.

Lucid Air: Warum ist der Lucid Sapphire kein Tesla „Killer“?

Lucid hat es derzeit nicht leicht. Zwar läuft die Produktion, aber die Märkte in Nordamerika und Europa wollen einfach nicht so funktionieren, wie man sich das wünschen würde. In Norwegen beispielsweise wurden bislang ganze 10 Lucid Limousinen verkauft. In Deutschland waren es einschließlich April dieses Jahr 37 Einheiten gewesen. Woran liegts?

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Auf der Rennstrecke und im Alltag eine gute Figur machen? Der Lucid Air „Sapphire“ soll das bieten …

Elektro-Luxus-Limousinen

Der Markt für Elektro-Luxus-Limousinen ist zwar nicht einfach, aber andere „performen“ besser. Tesla setzte im selben Zeitraum 133 Model S ab, Mercedes 3.144 (!) EQS und BMW 313 i7. Vom Porsche Taycan wurden 834 Fahrzeuge abgesetzt. Lucid ist als Marke hierzulande eher unbekannt. Das ist besonders in der Luxusklasse ein Problem, denn neben den technischen Finessen muss auch der Poser-Faktor in bestimmten Kreisen stimmen. Da gerät ein Lucid Air gegenüber arrivierten Marken schnell ins Hintertreffen. Das Design des Air ist eher was für ältere Herrschaften – so formuliert es Marques Brownlee in seiner Sapphire-Besprechung.

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Carbon-Spoiler, Carbon-Bremsen, Diffusor am Heck. Und der Arbeitsplatz bleibt trotzdem aufgeräumt und luxuriös.

Preispolitik

Das zeigt sich aber auch in der Preispolitik. Der günstigste Lucid, der Air Pure RWD fängt bei rund 85.000 Euro an. Das teuerste momentan in Deutschland zu kaufende Modell beginnt bei 129.000 Euro – der Air Grand Touring. Da liegt man bereits auf einem äußerst sportlichen Niveau, auch wenn es mit deutschen Premiumfahrzeugen durchaus teurer geht. Der EQS AMG 53 4MATIC beginnt bei 155.000 Euro, der i7 M70 xDrive startet bei 181.800 Euro.

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Die Tri-Motor-Anordnung ist schön auf der linken Seite zu sehen. Lucids Motoren bauen extrem kompakt. Die Batterietechnologie stammt ohnehin aus dem Rennsport bzw. der Formel e.

Preisreduktionen 

Lucid hat auf die maue Absatzsituation reagiert. Derzeit gibt es bis zu 11.000 Euro Nachlass auf verfügbare Autos. Wer einen Lucid Air aus dem Bestand im Juni bestellt, bekommt eine Gutschrift von 5.000 Euro. Wer ein Fahrzeug bestellt, dass im Juni geliefert werden kann, der bekommt eine zusätzliche Gutschrift von 6.000 Euro – macht zusammen 11.000 Euro. Jeder Lucid wird übrigens mit 2 Jahren kostenloser Wartung (oder 40.000 km) sowie einer Wallbox Pulsar Max 22 kWh geliefert. Die Installation der Wallbox ist freilich nicht inbegriffen. Zudem ist die Reichweite der Fahrzeuge beispiellos – die Effizienz tatsächlich überragend.

Lucid Sapphire – der Anti-Tesla

Das Gegenstück zum Tesla Model Plaid ist übrigens der Sapphire. Der entwickelt um die 1.250 PS und soll den Spurt von 0 auf 100 in 1,89 Sekunden auf dem Drag Strip absolvieren können. Damit ist der Sapphire die derzeit am schnellsten beschleunigende Limousine. Aber reicht das in der Luxusklasse aus, um einen Preis von um die 250.000 US-Dollar zu rechtfertigen? In der Luxusklasse stellen sich solche Fragen selten, wenn etwas „angesagt“ ist. Fakt ist aber auch, dass der Sapphire eine exzellente Sport- und Alltagslimousine sein soll – das jedenfalls hat der Auto-Influencer Marques Brownlee gerade erklärt. Er hält den Sapphire für die beste Luxus- und Sportlimousine derzeit – nicht nur für die beste Elektrolimousine, wohlgemerkt.

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Der Lucid Air Sapphire im Vergleich zu den beiden potentesten Elektrolimousinen derzeit. Klick aufs Bild öffnet PDF.

e-engine meint: Brownlee ist ein Influencer mit „Credability“. Seine Besprechungen sind allgemein sehr „direkt“. Man erinnere sich an den Verriss des Fisker Ocean. Zudem ist Brownlee Tesla-Fahrer. Er besitzt ein Model S Plaid und sollte deshalb durchaus Vergleiche ziehen können.

AutoFocus | Lucid Air Sapphire ist die beste Performance-Limousine, die je gebaut wurde!

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Der Toyota Mirai 2:. Er basiert auf der modularen GA-L-Plattform von Toyota. Mit dem neuen Modell will man den Absatz zum Vormodell verzehnfachen. Das klappt derzeit eher schlecht, denn der Wasserstoff ist zu teuer. Das könnte sich durch ein neues Verfahren nun ändern.

Technologie: „Methan-Elektrolyse“ mittels Plasmalyse macht Wasserstoff-Erzeugung günstiger

Wenn in der Elektromobilitäts-Blase ein Wort triggert, ist es „Technologieoffenheit“. Die ist allerdings äußerst wichtig, um die Menschheit weiterzubringen. Ohne Technologieoffenheit gäbe es beispielsweise keine Elektroautos, kein Space X mit wiederverwendbaren Raketen und auch eine Menge anderer Dinge nicht. Technologieoffenheit ist fast immer getrieben von den Kosten: wenn etwas günstiger und besser ist, dann gewinnt es in der Regel im Wettbewerb. Beim Wasserstoffantrieb hingegen scheiden sich die Geister. Zu teuer, zu energieintensiv und deshalb eine Totgeburt. Wirklich?

Elektrolyse oder Dampf-Reformation

Wasserstoff wird entweder durch Elektrolyse gewonnen oder durch die sogenannte Dampf-Reformation. Erstere muss durch regenerative Energien erfolgen, damit der CO2-Anteil so gering wie möglich bleibt, letztere entwickelt als „Abfallprodukt“ zu viel CO2. Beide Verfahren schaffen es jedoch nicht, Wasserstoff günstig hierzulande herzustellen. Ein Kilogramm des Gases kostet in der Herstellung derzeit zwischen 6 und 8 Euro. Der Verkaufspreis an der Wasserstofftankstelle liegt – ohne Steuern und mit viel Subvention – derzeit bei etwa 9,50 Euro. Mit einem Kilogramm kommt ein Toyota Mirai etwa 100 Kilometer weit. In anderen Ländern, wie beispielsweise der Golfregion, kostet 1 kg H2 weniger als 2,80 Euro pro Kilogramm. Diese Kosten verdeutlichen, dass die Wasserstoff-Wirtschaft mit diesen Eckwerten eigentlich zum scheitern verurteilt ist.

Methan-Elektrolyse

Die RAG-Austria AG hat nun die erste Demoanlage zur Nutzung von Erdgas zur Wasserstoffherstellung in Betrieb genommen. Der Clou dabei: Durch eine neue Technologie der „Plasma-Elektrolyse“ (Plasmalyse) benötigt man weniger Energie um den Wasserstoff herzustellen, und das ohne CO2-Emissionen, denn der Kohlenstoff wird als festes Material abgeschieden. Entwickelt hat die neue Technologie übrigens ein Unternehmen aus Berlin – die Graforce GmbH, die 2012 geründet wurde. Die Kosten für die Herstellung des Wasserstoff sinken dabei auf 1,5 bis 3 Euro pro Kilogramm.

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Durch die „Plasmalyse“ wird Methan (CH4) in Kohlenstoff und Wasserstoff aufgespalten. Es entstehen keine CO2-Emissionen.

Wundermaterial – fester Kohlenstoff

Durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung in den vergangenen Jahrzehnten ist in den Böden bis zu 50% des Kohlenstoffs durch Erosion oder Humusverlust verloren gegangen. Durch den Klimawandel kommen weitere Herausforderungen, z.B. lange Trockenperioden, hinzu. Die Anwendung von Kohlenstoff aus der „Methan-Elektrolyse“ bietet ein großes Potential, die Bodenqualität zu verbessern, und damit die landwirtschaftliche Produktion nachhaltig zu sichern. Ansonsten drohen in den nächsten Jahrzehnten massive Ernteausfälle und damit eine Gefährdung der Nahrungsmittelsicherheit. Unsere Ergebnisse aus mehreren Glashaus- und Feldversuchen zeigen, dass Kohlenstoff die pflanzliche Nährstoffverfügbarkeit und die Trockenstress-Resistenz der Pflanzen verbessert.

Durch die Beimengung von nährstoffreichen Reststoffen (z.B. Kompost oder Gülle) kann auch ein wertvoller Dünger generiert werden. In den nächsten Versuchsreihen wird die Wirkung auf unterschiedliche Bodentypen und auf weitere Nutzpflanzen unter Berücksichtigung der aktuellen und noch zu erwartenden Klimaveränderungen ausgeweitet. Aufgrund dieser vielversprechenden Forschungsergebnisse beabsichtigen RAG und RWA (Raiffeisen Ware Austria) nun die bestehende Zusammenarbeit, vor allem in der Produktentwicklung, zu intensivieren.

e-engine meint: Die Wasserstoffherstellung war lange Zeit auf die beiden Hauptverfahren festgelegt. Der Energieaufwand bekannt, die CO2-Emissionen je nach Verfahren ebenfalls. Und dann kommt ein Unternehmen und entwickelt ein neues Verfahren, das hier die Kostenseite komplett pulverisiert. Sicher, noch bleibt auch das neue Verfahren relativ teuer. Aber, durch die Abscheidung des Kohlenstoffes als festes Material entstehen keine CO2-Emissionen mehr. Aber wieder zeigt sich: eine alternative Wirtschaft kann nur durch möglichst günstigen Strom funktionieren. Deutschland steht sich hier weiter selbst im Weg. In anderen Ländern hingegen wird die Plasmalyse dazu führen, dass die Wasserstoff-Produktion revolutioniert wird.

RAG Austria AG | RAG “Climate Technology Methane Electrolysis”

Fotos: AutoFocus (Youtube Stills), Lucid, RAG Austria AG (Renewables and Gas), Toyota

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