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Mazda 6 20th Anniversary (2023) im Test: Alter Meister

Die japanische Mittelklasse kann sich immer noch sehen lassen

mazda 6 20th anniversary (2023) im test: alter meister

Sich gleich gegen zwei Trends zu stellen, könnte man als ewiggestrig bezeichnen. Oder als durchaus clever. Während japanische Autohersteller ihre Baureihen meist nach fünf bis sechs Jahren erneuern, ist der Mazda 6 bereits seit zehn Jahren auf dem Markt. In der Branche eine halbe Ewigkeit und kurz vor Mercedes G oder VW Käfer.

Zudem marschiert der Sensenmann durch das Segment der bürgerlichen Mittelklasse: Ford Mondeo und Opel Insignia? Tot. Renault Talisman? Auch. Peugeot 508? Eher Gnadenfrist. Lediglich Skoda Superb und VW Passat erhalten eine Neuauflage. Während der Mazda 6 quasi “unabsteigbar” weiterhin beim Händler steht. Und zwar zum 20-jährigen Jubiläum der Baureihe an sich als Sondermodell “20th Anniversary”.

Was ist das?

Man möge mir das Wortspiel verzeihen, aber besonders als Limousine wirkt der Mazda 6 immer noch sexy. Zwar gibt es ihn auch als Kombi, doch beim Stufenheck schaut man einfach gerne auf das Design. Betont wird es beim Sondermodell durch viel feschen Chrom-Bling und eine spezielle Farbe. Sie lockt meinen fahrradfahrenden Nachbarn fast magisch zu dem Auto.

Jedes Mal müsse er einfach hingucken. Wie denn die Lackierung heiße? Die Pressemitteilung klärt auf: “Artisan Red” ist ihr Name, es gibt sie nur beim Sondermodell, dort kostet sie 150 Euro extra. Sie ist neben “Rhodium White” neu im Farbprogramm. Beide Sonderfarben werden in einem speziellen Verfahren aufgetragen und sollen für “mehr Tiefe und Eleganz” sorgen. Mission erfüllt, würde ich sagen.

Dem Sondermodell vorbehalten ist nicht nur der auffällige Grill, sondern auch 19-Zoll-Alufelgen in hochglänzender Optik. Ein wahrer Prunkwagen. Spezielle Embleme weisen auf die rollende Geburtstagstorte hin, die Ausstattung darf als komplett bezeichnet werden: Matrix-LED-Scheinwerfer, Schiebedach, Sitzheizung und -belüftung, Bose-Soundsystem und ein Head-up-System, um nur einiges zu nennen.

Innen schmeichelt ein helles, wildlederartiges Material den Augen. Alcantara? Nein. Mazda klärt auf: Leganu-Vegan-Wildleder ist es, hinzu kommen hellbraune Sitzbezüge aus Nappaleder. Sehr schick. Etwas aus der Zeit gefallen ist der kleine Infotainment-Bildschirm. Gewiss, ein Freund von Multiplex-Mäusekinos bin ich auch nicht, aber etwas mehr darf es schon sein, auch bei der Funktionalität.

Die schicke Linienführung des Mazda 6 gerät ihm ein wenig zum Nachteil: Sowohl Kopf- als auch Beinfreiheit sind nicht überragend. Wer eine Turnhalle braucht, sollte lieber Passat oder Superb fahren. Der 6 hingegen hat eher etwas Handschuhhaftes wie ein BMW. Am Kofferraumvolumen ist dagegen nichts auszusetzen.

Wie fährt er sich?

Aber leider keinen Sechszylinder, obwohl es R6-Motoren mit 3,0 und 3,3 Liter Hubraum im CX-60 durchaus gäbe. Aber andere, neue Plattform, Sie verstehen … vielleicht ja in einem künftigen Mazda 6. Passend zum Namen. So bleibt der einzig angebotene Motor im Sondermodell der 2,5-Liter-Vierzylinder, ein Sauger mit Sechsgang-Automatik und Zylinderabschaltung. Generell gibt es die 6-Familie nicht mehr mit Diesel.

Schade, denn die Limousine zählt zu jenen Fahrzeugen, die von den Franzosen respektvoll “Grand Routiers” genannt werden. Könige der Autobahn, die 1.000 Kilometer klaglos abspulen wie 100 Kilometer. Auch der 6 gefällt mit gutem Restkomfort trotz straffer Auslegung des Fahrwerks und der schon erwähnten 19-Zöller.

Richtig Spaß macht die direkt ansprechende Lenkung, Abzüge gibt es für die nur mäßige Kühlwirkung der Klimaanlage. Auch war im Testwagen der Lenkradkranz hinten schon nach gut 7.000 Kilometer leicht abgewetzt.

Der 2,5-Liter-Vierzylinder ist konzeptbedingt keine Rakete, zieht aber dennoch gut vorwärts. Allerdings mit stets rauher Note und leicht angestrengt agierender Automatik. Kein Wunder mit Blick auf die technischen Daten: 258 Nm maximales Drehmoment liegen erst bei 4.000 U/Min an. Aber sonst: 8,1 Sekunden auf 100 und 223 km/h Spitze. Ordentlich.

Was kostet er?

Saugt der Sauger auch heftig am Kraftstoff? 7,4 Liter nach WLTP nennt Mazda als Werksangabe. Wir ermittelten einen Durchschnitt von 7,6 Liter. Sehr akzeptabel in Anbetracht von Leistung und Abmessungen.

Das Sondermodell ist ab 50.750 Euro erhältlich, am anderen Ende beginnt der Mazda 6 als gut ausgestattete Prime-Line bei 35.000 Euro für die Limousine mit 145 PS. Der Kombi ist übrigens praktisch preisgleich.

Fazit: 7,5/10

Der Mazda 6 mag in die Jahre gekommen sein, ein grundlegender Nachteil ist das nicht. Wer es klassisch mag und keine gigantischen Infotainment-Lösungen braucht, kann immer noch zugreifen. Und auch der 194-PS-Benziner erweist sich als angenehme Überraschung. Trotzdem würden Sechszylinder (gerne auch als Diesel) wunderbar zur schicken Optik passen. Träumen wird man ja noch dürfen.

Mazda 6 20th Anniversary Skyactiv-G 194 Limousine (2023)

  • Motor: Vierzylinder-Saugbenziner mit Zylinderabschaltung, 2.488 ccm
  • Leistung: 143 kW (194 PS) bei 6.000 U/min
  • Max. Drehmoment: 258 Nm bei 4.000 U/min
  • Antrieb: Frontantrieb
  • Getriebeart: Sechsgang-Automatik
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 8,1 Sek.
  • Höchstgeschwindigkeit: 223 km/h
  • Länge: 4.870 mm
  • Breite: 1.840 mm
  • Höhe: 1.450 mm
  • Kofferraumvolumen: 480 Liter
  • Leergewicht: 1.535 kg
  • Zuladung: 635 kg
  • Anhängelast: 1.500 kg (bei 12 Prozent)
  • Verbrauch: 7,4 Liter/100 km (WLTP)
  • Emission: 167 g CO2/km, Euro 6d-ISC-FIM
  • Preis des Testwagens: 50.900 Euro (Stand 3.7.2023)

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