Dagegen helfen Zölle nur kurzfristig, so die Fachleute von T&E
Nach einer neuen Analyse von Transport & Environment (T&E) wird 2024 voraussichtlich ein Viertel der in Europa verkauften Elektroautos in China gebaut. Im vergangenen Jahr lag der Anteil europaweit bereits bei fast einem Fünftel (19,5 Prozent), in Deutschland waren es 15 Prozent.
Um der Flut der Elektroautos aus chinesischer Produktion entgegenzuwirken, denkt die EU über Importzölle nach. Doch diese würden nur kurzfristig zu einer stärker lokalen Produktion beitragen, so T&E. Längerfristig seien eine verstärkte Produktion von Stromern für den Massenmarkt und Investitionen in die europäische Batterieproduktion die einzige Möglichkeit, mit chinesischen Marken zu konkurrieren.
Laut Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E-Deutschland, würden Zölle bewirken, dass die Autohersteller ihre Produktion eher nach Europa verlegen. “Aber Zölle werden die etablierten europäischen Autohersteller nicht ewig schützen. Chinesische Unternehmen werden Fabriken in Europa bauen.” Da hat er wohl recht: BYD baut nicht nur eigene Schiffstransporter für Autos, sondern will auch ein Werk in Ungarn errichten.
Die EU sollte nicht versuchen, ihre Autohersteller vor einem fairen Wettbewerb zu schützen, so T&E. Ohne Wettbewerb würde das Angebot an erschwinglichen Elektroautos klein bleiben. Deshalb sollten höhere Zölle “mit einem regulatorischen Vorstoß zur Steigerung der Produktion von Elektroautos einhergehen, Elektrifizierungsziele für Firmenwagenflotten bis 2030 eingeschlossen.” Das Ganze müsse beitragen zum vereinbarten Ziel – dem Verbrenner-Aus im Jahr 2035.
Was die Batteriezellen angeht, die derzeit größtenteils aus Asien importiert werden, so sind in China produzierte Zellen laut T&E mindestens 20 Prozent billiger. Dazu komme der technische Vorsprung chinesischer Batteriehersteller. Um den Anteil von Zellen aus Europa zu steigern, seien Subventionen für “Made in EU”-Batterien nötig. Da die nicht in Sicht seien, sollte die EU Zölle für Batteriezellen in Betracht ziehen. Die EU habe mit 1,3 Prozent derzeit die niedrigsten Zölle für Batteriezellen – China läge bei 10 Prozent und die USA bei fast 15 Prozent (für importierte Zellen aus China).
Unter dem Strich
Warum sollen Elektroautos und Batterien in Europa gefertigt werden und nicht in China? Wohl vor allem, um Arbeitsplätze und heimische Industrie zu schützen. Aber was wäre passiert, wenn wir Tesla durch Zölle von Europa ferngehalten hätten? Den Konzernen hätte womöglich der Anreiz gefehlt, sich der Elektromobilität zuzuwenden. Heute sollten Zölle nicht verhindern, dass günstige Elektroautos zu uns kommen. Protektionistische Maßnahmen dürfen nur ein Notnagel sein. Überlegene Produkte sind besser – auch für die Elektrifizierung.
Quelle: T&E