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Interview mit Ariane Finzel: Die neue Frau an der Spitze des DCHV

Im Interview stellt sich Ariane Finzel, die neue Geschäftsführerin des Händlerverbands DCHV, den Fragen von promobil.

interview mit ariane finzel: die neue frau an der spitze des dchv

Ariane Finzel ist die neue Geschäftsführerin des Händlerverbands DCHV.

Der Deutsche Caravaning Handels-Verband, kurz: DCHV, ist der Fachverband in Deutschland für den Caravan-Fachhandel, Vermietungen und Servicebetriebe. Insgesamt haben mehr als 320 Betriebe des Caravaning-Fachhandels eine Verbandsmitgliedschaft – hinzu kommen 60 Unternehmen aus der Industrie sowie dem Zulieferer- und Dienstleistungssektor der Caravaning-Branche.

Zum Ende des Jahres 2022 verlässt der bisherige Geschäftsführer Oliver Waidelich den Verband – und Ariane Finzel tritt seine Nachfolge an. Vor ihrem Wechsel zum Verband mit dem Hauptsitz in Stuttgart, hat sie zuletzt in Frankfurt bei der Consultingfirma CaraConsult gearbeitet.

Wie gut kennen Sie die Handelsbetriebe?

In meiner Vergangenheit war ich ein knappes Jahrzehnt in der Führungsverantwortung in diversen Caravaning-Handelsbetrieben tätig. Zunächst im Familienbetrieb und später in einer Filialleitung. Zuletzt war ich über elf Jahre im Consulting hauptsächlich für Caravaning-Handelsbetriebe verantwortlich. Das heißt, auf mein Konto gehen über die Jahre rund 450 Projekte und 2.600 Betriebsvergleiche. Ich kenne sicherlich die meisten Fragen, die sich die Führungspersönlichkeiten in den Caravaning-Handelsbetrieben stellen, sowie die Schnittmenge und Herausforderungen, die alle vereinen.

Wo sehen Sie die Herausforderungen des Handels und wie kann der DCHV helfen?

Die größte Herausforderung ist aktuell sicherlich die Lieferkettenproblematik. Der Fachhandel hat im Moment wenig bis keine Verbindlichkeit hinsichtlich des Preises, des Liefertermins und der Ausstattungsmerkmale der Produkte. Dies ist rechtlich sehr komplex und erfordert einen konstruktiven Dialog mit dem Kunden. Zweitens wäre sicherlich der Fachkräftemangel zu nennen. Hier sind wir schon lange sehr erfolgreich in der Weiterbildung zum “Caravan-Techniker”, die Quereinsteigern in sieben Wochen eine fundierte Ausbildung ermöglicht.

Um der Bedeutung des Berufsbilds gerecht zu werden, wird des Weiteren an einem Ausbildungszweig gearbeitet, dem “Caravan- und Reisemobiltechniker”. Unsere Partner sind hier der CIVD und der Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik sowie IHK und Handwerkskammern. Wenn alles nach Plan läuft, werden im Herbst 2023 die ersten Auszubildenden ihre Laufbahn starten. Dies wäre ein wesentlicher Meilenstein für unsere Branche. Der Zuspruch der Betriebe für die Ausbildung wird gerade abgefragt und ist überwältigend. Aktuell haben wir aus 191 Handelsbetrieben Rückmeldungen und Anfragen für 284 Ausbildungsplätze.

Welche Ziele haben Sie sich als DCHV-Geschäftsführerin gesteckt?

Derzeit diskutieren wir sehr konstruktiv über die strategische Ausrichtung und wozu es einen Verband vor allem braucht. Wir beschäftigen uns mit der Frage, wie der Caravaning-Handel 2030 wohl aussehen wird. Auf Basis dieser Trends, wie sich diese Zukunft entwickeln könnte, werden wir die entsprechenden Handlungsfelder mit den Mitgliedern definieren. Auch der Verband braucht eine umfassende Transformation. Wir waren stark “papierlastig”. Dies ist nicht immer effizient und erst recht nicht nachhaltig. Aktuell installieren wir eine Verbands-Software und einen neuen Web-Auftritt, mit dem Ziel binnen sechs Monaten ein digitaler nahezu papierloser Verband zu werden.

Die ersten “Gehversuche” mit interaktiven Online-Umfragen werden sehr gut angenommen. Die Responsequote ist überwältigend. Dies spiegelt dem Verband Stimmungsbilder und ermöglicht den interaktiven Dialog. Dies wird helfen, den Herzschlag des Handels noch besser zu fühlen und auf die richtigen und wichtigen Themen zu setzen.

Neben der Strategie und der digitalen Transformation wollen wir unsere Nutzenpakete verbessern, deutlicher kommunizieren und neue Mitglieder und Fördermitglieder gewinnen. Allein mit der Rechtsberatung und ermäßigten Preisen für die Aus- und Weiterbildung haben Mitgliedsbetriebe ihren Jahresbeitrag wieder raus.

Wie sehen Sie das oft angespannt wirkende Verhältnis von Handel und Herstellern?

Gewisse Spannungen liegen aus meiner Sicht in der Natur der Sache in Handelsbeziehungen. Diese zeigen den “Pain-Point”, an dem die Geschäftsbeziehung noch weiter verbessert werden kann. Dies ist derzeit die Lieferkettenproblematik. Für den Fachhandel bedeuten diese vielen Anpassungen im Bestell- und After-Sales-Prozess unzählige unbezahlte Stunden an administrativem Aufwand. Dies birgt bei einigen Mitgliedsbetrieben hohes Stresspotential. Die Brücken zur Verbesserung sollten auf Augenhöhe von beiden Seiten gebaut werden.

In den letzten 18 Monaten habe ich selbst drei Freizeitfahrzeuge besessen und ich könnte ein Buch über meine sehr guten sowie manchmal schlechten Service-Erlebnisse schreiben, die nicht nur der Fachhandel zu verantworten hat. Am Ende sitzen wir im gleichen Boot. Uns sollte klar sein, wenn sich die Kunden aufgrund schlechter Service-Erlebnisse und hoher Preise wieder von der Reiseform verabschieden, geht es uns alle an.

Wie sehen Sie die Zukunft? Geht der Trend zu großen oder kleinen Betrieben?

Eine entscheidende Frage für mich ist: Wie muss ich mich strategisch aufstellen, damit ich zukunftsfähig bin? Da könnte die Antwort naheliegen, dass Größe und Marktmacht entscheidend sind. Dies könnte den Trend zu großen Betrieben weiter befeuern und auch Filial-Konzepte weiterwachsen lassen.

Zu der Frage “Wie anpassungs- und wandlungsfähig bin ich, wenn der Wind drehen sollte”, sehe ich eher die kleinen und mittleren Betriebe im Vorteil, die oft familiengeführt sind. Dort stehen die Chefs selbst an der Front und haben ein sehr gutes Gespür für den Markt. Des Weiteren haben vor allem Familienunternehmen ein viel höheres Eigeninteresse an der Langfristigkeit ihres Lebenswerks als angestellte Geschäftsführer.

Aus Gesprächen weiß ich, dass einige Hersteller den Trend zu großen Handelspartnern durchaus kritisch sehen und wollen sich nicht in zu große Abhängigkeiten begeben. Es wird mittelfristig beides bleiben, groß wie klein, wenn die Zukunftsfähigkeit gegeben ist. Je stärker die Fachhändler sind, desto besser können sich alle gegen einen weiteren Trend wehren: den Direktvertrieb der Hersteller.

Wie profitieren Freizeitfahrzeugkäufer, also Endkunden von der Arbeit des DCHV?

Wo unser Mitgliedsschild am Eingang hängt, sollten die Endkunden Vertrauen und Zuverlässigkeit erwarten können. Unsere Mitgliedsbetriebe versuchen die Kunden in diesen unsicheren Zeiten bestmöglich mit den notwendigen Informationen zu versorgen. Des Weiteren befassen sich diese Betriebe Digitalisierung, Service und Nachhaltigkeit. Sie beschäftigen in der Regel gut ausgebildete Fachkräfte und sind mit dem Herzen für diese schöne Reiseform dabei.

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