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Honda CBR 600 RR im Test: Der Renner ist zurück

Exzellent handlich, fährt sie hervorragend auf der Straße und ist eine Macht auf der Piste. Nach sieben Jahren ist die CBR 600 RR besser und günstiger zurück.

honda cbr 600 rr im test: der renner ist zurück

(Bild: Ingo Gach)

Die Honda CBR 600 RR kann auf eine sehr lange Karriere als Supersportler mit 14 WM-Titeln zurückblicken. Umso tragischer war es für die Fans dieses Konzepts, als der Hersteller 2017 entschied, den Rennstrecken-Flitzer nicht mehr in Deutschland anzubieten. Die geringen Verkaufszahlen lohnten den Import nicht mehr. Danach wurde die CBR 600 RR aber in Japan nicht nur weitergebaut, sondern auch weiterentwickelt. Der neue Trend zu Sportmotorrädern hat Honda umdenken lassen und der Supersportler steht jetzt wieder bei den Händlern in Deutschland. Wir haben uns ein Exemplar zum Testen ausgeliehen.

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Gleiche Eckdaten, doch vieles neu

Die Eckdaten des wassergekühlten Reihenvierzylindermotors haben sich in den Jahren der Abwesenheit nicht geändert: 599 cm3 mit 67 mm Bohrung und 42,5 mm Hub, vier Ventile pro Zylinder, zwei obenliegende Nockenwellen und eine Verdichtung von 12,2:1. Auch die Höchstleistung hat sich vermeintlich kaum geändert, aktuell leistet der Motor 121 PS, ein PS mehr als vor sieben Jahren. Doch es gibt erhebliche Unterschiede, denn die neue CBR 600 RR erfüllt die strengen Vorgaben der Abgasnorm Euro 5+, während sie sich 2016 noch unter den vergleichsweise laschen Regeln der Euro 3 viel mehr Emissionen leisten durfte. Die Honda-Ingenieure mussten recht tief eingreifen, wahrscheinlich auch bei der Ventilüberschneidung, was sich möglicherweise daran zeigt, dass das alte Modell lediglich 13.500 Umdrehungen für die Höchstleistung benötigte, jetzt aber 14.250.

Test Honda CBR 600 RR 1 (7 Bilder)

honda cbr 600 rr im test: der renner ist zurück

Die Honda CBR 600 RR kehrt nach sieben Jahren Abwesenheit wieder zurück nach Deutschland. (Bild: Ingo Gach)

Dreht bis über 14.000/min

Doch die Innereien des Triebwerks erhielten noch viel mehr Modifikationen. Die Ansaugkanäle wurden geglättet, 44 mm große Drosselklappen regeln den Lufteinlass. Dank neu gestalteter Einlassquerschnitte konnte die Durchflusskapazität erhöht werden. Das Ergebnis ist beeindruckend. Erwartungsgemäß liefert der Reihenvierzylinder bei niedrigen Drehzahlen nur überschaubare Leistung ab, dreht aber rasant hoch. Ab 8000 Touren kommt richtig Dampf auf und der Zeiger des Drehzahlmessers schnellt bis auf fast 15.000 Umdrehungen hoch. Dabei muss der Motor nur 193 Kilogramm Leergewicht beschleunigen. Der 18 Liter fassende Tank macht da gefüllt eine Differenz von immerhin fast zehn Prozent. Filigrane Aluminiumfelgen und die räumlich geformte Aluminiumschwinge tragen ihren Anteil zum Leichtgewicht bei.

Begeistert im Fahrbetrieb

Es bleibt beim Aluminiumbrückenrahmen. Vorn federt die CBR 600 RR mit einer voll einstellbaren Big-Piston-Gabel von Showa. Hinten übernimmt ein ebenfalls voll einstellbares einzelnes Feder-Dämpfer-Bein derselben Marke die Arbeit. Schon damit hat mich Hondas Supersportler begeistert, denn das Fahrwerk mit 120 mm Federweg vorn und 128 mm hinten spricht sensibel an und bügelt Unebenheiten und Querfugen im Asphalt erstaunlich gut glatt. Zu nennenswertem Eintauchen konnte ich die Honda nicht mal mit Gewaltbremsungen zwingen. Nur bei deutlichen Löchern in der Straße kommt die 600er an ihre Grenzen und kann dann schon mal versetzen. Die beiden radial montierten Tokico-Bremszangen mit den 310 mm großen Bremsscheiben am Vorderrad samt einstellbarer Radialkolben-Bremspumpe verzögern bei Bedarf brachial und mit glasklarem Druckpunkt.

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Extrem handlich

Dazu ist die CBR 600 RR extrem handlich. Mit ihrem kurzen Radstand von 1370 mm und einem Lenkkopfwinkel von 66 Grad biegt sie zackig ums Eck, lässt sich spielerisch leicht einlenken, trifft exakt die Linie und bleibt selbst bei sehr tiefen Schräglagen absolut ruhig. Chapeau! Auch bei über 200 km/h (ihren Topspeed von 255 km/h hat keiner von uns ausprobiert) kennt sie keinerlei Nervosität, was unter anderem am hydraulischen Lenkungsdämpfer mit elektronisch angesteuertem Regelventil liegt. Dank des serienmäßigen und sauber funktionierenden Quickshifters lassen sich die Gänge blitzschnell nachladen und auch ohne Kupplungseinsatz wieder runtersteppen. Eine Anti-Hopping-Kupplung verringert Antriebseinflüsse auf das Fahrwerk spürbar.

Honda CBR 600 RR 2 (8 Bilder)

honda cbr 600 rr im test: der renner ist zurück

Die Honda CBR 600 RR verfügt rundum über LED-Licht. (Bild: Ingo Gach)

Ausgefeilte Aerodynamik

Ein weiterer Grund für die phänomenalen Fahrleistungen der CBR 600 RR liegt in der ausgefeilten Aerodynamik begründet. Honda hat die Verkleidung optisch dem großen Modell Fireblade angepasst, viel Zeit im Windkanal zugebracht und beziffert den cW-Wert auf 0,55 und damit den niedrigsten in der Supersport-Kategorie. Für Abtrieb bei hohen Geschwindigkeiten sorgen zwei Winglets, die aber sehr dezent ausfallen und die sehr gefällige Optik der CBR 600 RR nicht stören. Zwei schräg stehende LED-Scheinwerfer mit seitlich hochgezogenen Enden grinsen den Betrachter an, dazwischen klafft der Schlund, der die Luft direkt in die Airbox drückt.

Aerodynamik beim Motorrad?

Auspuff bleibt unter dem Sitz

Der Auspuff bleibt weiterhin unter dem Sitz, obwohl das wegen der ungünstigen Gewichtsverteilung – wie es immer heißt – eigentlich schon lange aus der Mode ist. Gespürt habe ich davon allerdings nichts. Es kommt wahrscheinlich eher darauf an, wie das Gewicht sich im Gesamtpaket verteilt. Das Polster auf dem kompakten Sitzhöcker ist bequemer als seine geringe Dicke vermuten lässt. Natürlich ist die Sitzhaltung auf einem Supersportler nie wirklich komfortabel, aber dank der relativ hoch positionierten Stummellenker und der gemäßigten Sitzhöhe von 820 mm gerät sie nicht zu extrem. Doch auch auf der Rennstrecke bietet eine entspanntere Sitzposition Vorteile, denn umso länger halten die Rumpf- und Armmuskulatur durch.

Elektronikpaket der Fireblade

Ebenfalls von der Fireblade stammt das Elektronikpaket der CBR 600 RR und das ist ganz auf schnelle Rundenzeiten abgestimmt. Drei Fahrmodi (Fast, Fun und Comfortable) und ein frei konfigurierbarer Modus stehen zur Verfügung, eine neunstufige und abschaltbare Schlupfregelung sorgt für Grip. Die Parameter der Motorleistung lassen sich in fünf Stufen einstellen, die Motorbremse und die Wheelie-Kontrolle in drei.

Historie

Mir ist das TFT-Display mit fünf Zoll etwas zu klein, um all die Informationen sicher ablesen zu können, die wichtigsten – Geschwindigkeit, Drehzahl und Gang – sind jedoch einwandfrei erkennbar. Das Display lässt sich zudem auf den jeweiligen Einsatzzweck anpassen: Street, Circuit und Mechanic. Ein Laptimer ist für die Rennstreckenfans auch enthalten. Allerdings ist die Menüführung nicht gerade intuitiv und sollte sich vor Fahrtantritt genau eingeprägt werden.

Günstiger Preis

Honda bietet die CBR 600 RR im heißen “Grand Prix Red HRC Tricolour” oder im coolen “Matt Ballistic Black Metallic” an. Der Kracher zum Schluss: Ihr Preis beträgt 11.800 Euro, das sind 490 Euro weniger als die letzte CBR 600 RR vor sieben Jahren gekostet hat. Die Kategorie der Supersportler hat auch in Deutschland wieder eine Zukunft.

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