Luca De Meo hat die Zukunft französischer und anderer europäischer Autohersteller im Blick.
Dieser Aufruf zur Hilfe für die Autoindustrie kann noch für Diskussionen sorgen: Der Renault-Chef und Präsident des europäischen Autoindustrieverbandes Acea, Luca De Meo, hat in einem „Brief an Europa“ eine schonungslose Analyse mit einer Reihe von diskutablen und staatlich dirigistischen Lösungsvorschlägen verknüpft. Alarmieren sollte auf jeden Fall die Analyse: Die Autoindustrie beschäftige derzeit 13 Millionen Menschen in der EU, liefere 8 Prozent des europäischen Bruttoinlandsprodukts und einen riesigen Außenhandelsüberschuss von 102 Milliarden Euro. Doch nun seien 500.000 Arbeitsplätze für Verbrennertechnik hinfällig.
Doch dann spricht aus De Meo auch der Renault-Chef, in der Tradition von französischer Politik: Die EU solle ein neues Auto-Wiederaufbauprogramm finanzieren, wieder mit Umverteilung von Deutschland in Richtung Südeuropa. Damit müsse dann ein Umweltbonus bezahlt werden, mit dem der Süden Europas Elektroautos kaufen soll. Natürlich wird dabei an kleine Elektroautos aus Frankreich gedacht, nicht an Premiumprodukte deutscher Marken.
Überhaupt sollten es nach De Meos Konzept die Europäer den Franzosen leichter machen, mit Einführung einer neuen Kategorie von Kleinstautos nach japanischem Vorbild, mit Gebühren für die Einfahrt in die Städte mit kleinen Lieferwagen ohne umweltfreundlichen Antrieb. Dann wäre da noch die Idee einer gemeinsamen europäischen Auto-Software-Plattform zugunsten von denen, die sich so etwas bisher nicht leisten können, und überhaupt ein neuer staatlich hervorgezüchteter Airbus-artiger europäischer Technologieriese für Digitalisierung.
Tatsächlich ist es in Zeiten der Transformation der Antriebstechnik schwer, Investitionen und Modellpaletten zu planen, und derzeit gibt es böse Überraschungen für risikobereite Autohersteller wie Renault, die schnell alles auf die Karte E-Auto setzen wollten. Aber direkte staatliche Einflussnahme war bisher mehr Ursache von Problemen als Lieferant glänzender Lösungen. Die EU-Staaten und europäische Politik sollten sich um stabile und günstige Rahmenbedingungen kümmern, die Suche nach dem Rezept für die Zukunft aber lieber dem Wettbewerb unabhängiger Unternehmen um die beste technische Lösung überlassen.