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Fiat Topolino: Dolce Vita mit 45 km/h

fiat topolino: dolce vita mit 45 km/h

Video: Motorjournalist Lars Hönkhaus war für den ADAC im Fiat Topolino unterwegs · © news to do GmbH + ADAC/David Klein

Klein, elektrisch, nett anzuschauen: Der Fiat Topolino setzt auf Retro-Design und Dolce-Vita-Gefühle. Der knuffige Stromer ist allerdings kein Auto, sondern ein 6e-Leichtfahrzeug. Testfahrt, Daten, Preis.

  • Mit Rollerführerschein zu fahren

  • 45 km/h Spitze, Version ohne Türen

  • Preis unter 10.000 Euro

Wie aus schnöden Alltagsdingen schicke Gebrauchsgegenstände werden, stellen italienische Designer – man denke zum Beispiel an Alessi – immer wieder eindrucksvoll unter Beweis. Aber auch die Autodesigner aus dem Land, wo nicht nur die Zitronen blühen, sondern auch stilvoll ausgepresst werden, haben oftmals ein feines Händchen für den schönen Schein.

Das sieht man am Fiat Topolino, der seit August 2024 zu Preisen von rund 9900 Euro erhältlich ist. Das kurze Wägelchen ist baugleich mit dem Citroën Ami sowie dem Opel Rocks-e, besticht aber trotzdem durch eigenständige Designideen. So gibt es das Schnuckelchen in der Version “Dolcevita” mit Rolldach – ist wörtlich zu nehmen – und ohne Seitentüren, ideal zum vierrädrigen Flanieren auf Strandpromenaden oder auf staugeplagten Küstenstraßen wie etwa in Südfrankreich oder Amalfi in Italien. Denn wie die mit zwei Türen geschlossene Version mit Glasdach erreicht der offene Topolino maximal 45 km/h.

Leichtgewicht ohne ABS und ESP

fiat topolino: dolce vita mit 45 km/h

Keine Türen, keine Assistenzsysteme: Fiat Topolino Dolcevita · © Fiat/Stellantis

Zur Einordnung: Der Topolino (auf Deutsch: Mäuschen) ist wie seine Stellantis-Konzerngeschwister kein Pkw, sondern ein Vehikel der Fahrzeugklasse L6e. Für die gelten besondere Vorschriften, die Gewicht, Geschwindigkeit und Leistung betreffen. So dürfen diese Fahrzeuge ohne Batterie nicht mehr als 425 Kilogramm auf die Waage bringen, nicht schneller als 45 km/h fahren, und die Leistung des E-Motors ist auf 6 kW/8,2 PS limitiert. Sicherheitssysteme wie ABS, ESP oder andere Fahrerassistenten sind nicht an Bord, Komfortannehmlichkeiten wie Klimaanlage oder elektrisch verstellbare Fenster ebenfalls nicht. Großer Vorteil von Fahrzeugen wie dem Topolino: Sie dürfen in Deutschland mit dem Rollerführerschein gefahren werden.

Zurück zur Version Dolcevita: Das Textilgewebedach wird bei Sonnenschein einfach händisch nach hinten gerollt und mit Klettverschlüssen fixiert. Sollte es regnen, muss man anhalten und das Verdeck wieder entrollen. Anschließend wird das Ganze mittels eines umlaufenden Reißverschlusses verschlossen. Statt der Seitentüren gibt es zwei Taue. Das muss man mögen, allzu viel Seitenwind sollte jedenfalls nicht herrschen, sonst werden die zwei Insassen ordentlich durchgepustet und bei Regen auch durchnässt.

Topolino: Außen klein, innen spartanisch

fiat topolino: dolce vita mit 45 km/h

Den Gepäckträger und den formschönen Koffer fürs Heck gibt es gegen Aufpreis · © Fiat/Stellantis

Nicht ganz so chic, dafür alltagstauglicher ist der geschlossene Topolino. Die Fahrertür ist hinten angeschlagen, die Beifahrertür vorn. Geöffnet werden sie per Druck auf einen großen Knopf, die Fahrertür öffnet sich nach vorn, die Beifahrertür nach hinten. Das Platzangebot des 2,53 Meter langen Fahrzeugs geht in Ordnung. Der Fahrersitz ist verstellbar, der Co-Pilot nimmt auf einem ganz hinten montierten Sitz Platz. Trotz der geringen Breite von 1,40 Metern kommt man sich so nicht nahe. Hinter den Sitzen lassen sich Handtaschen verstauen, im Fußraum des Beifahrers größere Gegenstände wie Einkaufstaschen.

Einen Kofferraum gibt es nicht, dafür optional einen Heckgepäckträger. Im Innenraum kommt viel Hartplastik zum Einsatz, die Einrichtung ist minimalistisch. Außer einem Lenkrad, einem kleinen Fahrer-Display für Geschwindigkeit und Reichweite, drei Tasten für die Fahrmodi (D, N und R), einem USB-Anschluss und Seitentaschen in den Innentüren sowie einem großen Handbremshebel ist nicht viel an Bord. Immerhin: Die Rolle auf dem Armaturenbrett, die an ein Strandtuch erinnert, sieht hübsch aus.

Rund 75 Kilometer Reichweite

fiat topolino: dolce vita mit 45 km/h

Das Display im Topolino ist bei Sonneneinstrahlung nicht gut ablesbar · © Fiat/Stellantis

Gestartet wird klassisch mit einem Schlüssel, zum Losfahren drückt man auf D und löst die Handbremse. Die 8 PS reichen aus, um das elektrische City-Mobil in Bewegung zu setzen. Ein beherzter Tritt aufs Beschleunigungspedal sorgt dafür, dass man die Maximalgeschwindigkeit in 10 Sekunden erreicht. Fiat gibt die Reichweite mit 75 Kilometern an, der Verbrauch des Topolino soll zwischen 7 und 8 kWh pro 100 Kilometer liegen. Dass das Display bei Sonnenschein nicht gut ablesbar ist, macht nichts: An den lauten oder sehr lauten Pfeifgeräuschen des E-Motors kann man unterscheiden, wie schnell man unterwegs ist.

Bei ersten Testfahrten in Frankfurt gelang das Mitschwimmen im Verkehr ohne Probleme, nur einem aufgeregten Mopedfahrer waren die Beschleunigungswerte zu langsam, und er überholte wild hupend. Auf Kurzstrecken sind die harten Sitze erträglich, auch der mangelnde Federungskomfort lässt sich verschmerzen. Das Fahren über Kopfsteinpflaster sollte man aber vermeiden. Auf diesem Untergrund mutiert das Mäuschen zum Hoppelhasen.

Bei schönem Wetter kann man die untere Hälfte der Seitenscheiben wie früher bei der Ente (Citroen 2CV) hochklappen, das verbessert die Luftzirkulation. Die Sicht nach hinten ist eingeschränkt, da die beiden Außenspiegel sehr klein sind. Ein Innenraum-Rückspiegel ist nicht vorgesehen.

Aufladen im Schneckentempo

fiat topolino: dolce vita mit 45 km/h

Schneller wird’s nicht: Fiat Topolino Dolcevita mit 45km/h-Aufkleber · © Fiat/Stellantis

Das Laden des kleinen Akkus dauert. Rund vier Stunden muss man einplanen, da nur mit 2,3 kW geladen wird. Das kann an einer Haushaltssteckdose oder mittels eines Adapters (Aufpreis: 365 Euro) an einer Wallbox geschehen. Apropos Aufpreis: Natürlich bietet Fiat einige Individualisierungsofferten für die beiden je rund 9900 Euro teuren Versionen des Topolino an. Der Gepäckträger kostet 300 Euro und ein Ventilator für das Armaturenbrett ist für knapp 40 Euro sowie ein Trennnetz für den Fußraum auf der Beifahrerseite für 30 Euro zu haben. Wohl das wichtigste Zubehör dürfte aber die Möglichkeit sein, das eigene Smartphone über den Magic Button (50 Euro) zu verbinden und als Infotainmentsystem zu nutzen.

Fazit: Für die Stadt reicht’s

Der Fiat Topolino eignet sich vornehmlich für den Stadtverkehr, wo die Geschwindigkeitsunterschiede zu den übrigen Verkehrsteilnehmern nicht groß sind. In limitierten 30er- oder 20er-Zonen fällt er sogar nur optisch auf. Für den City-Einsatz spricht auch sein geringer Platzbedarf. Für das Fahren auf Landstraßen bedarf es eines dicken Fells, um die von hinten drängelnden Pkw zu ignorieren, und generell genug Mut, dort überhaupt unterwegs zu sein.

    Fiat Topolino: Technische Daten, Preise

    Text: Elfriede Munsch/SP-X

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