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Ferrari-Chef lobt Teslas Schwung, geht bei E-Autos eigenen Weg

(Bloomberg) — Tesla und Ferrari haben nicht viel gemeinsam, und das wird sich auch in den nächsten Jahren nicht ändern. Aber in einem seiner seltenen Interviews lobt Benedetto Vigna, der Chef der feuerroten Sportwagenschmiede, Elon Musk dafür, wie Tesla die Branche aufgerüttelt hat.

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    In einem zweistündigen Interview mit Bloomberg im Ferrari-Hauptsitz im norditalienischen Maranello zollte der 53-jährige Physiker Tesla Respekt für den Wandel, den die Firma angestoßen hat. Der Manager, der vor seiner Zeit bei Ferrari bei der Chipmanufaktur STMicroelectronics Sensoren entwickelte, sprach über Ferraris eigene Pläne für Elektromobilität, über seine neueste Modellreihe und über die Zukunft des Luxusmarktes.

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    Ferrari-Chef lobt Teslas Schwung, geht bei E-Autos eigenen Weg

    Im folgenden einige Höhepunkte aus dem Interview:

    Was haben Sie von Tesla gelernt?

    Der große Beitrag, den Tesla der Automobilindustrie geleistet hat? Es war ein Weckruf. Früher ging alles zu langsam. Tesla hat die Branche aufgerüttelt und die Prozesse und Entscheidungen beschleunigt. Sie waren schneller und agiler.

    Wie speziell ist Ferraris Weg zur Elektrifizierung?

    Die Elektrifizierung ist ein neuer Weg, um unseren Kunden ein einzigartiges Fahrerlebnis zu bieten, und ich zweifle keinen Augenblick daran, dass unsere elektrischen Antriebe den Kunden den gleichen Nervenkitzel bieten werden wie Verbrennungsmotoren. Es geht darum, wie man die besten Emotionen aus dem Einsatz dieser Technologie herausholen und den Kunden etwas Einzigartiges bieten kann.

    Der Fahrspaß ist eine Kombination von Längsbeschleunigung, Querbeschleunigung, Geräuschen, Gangschaltung, Bremsen. Das ändert sich auch nicht, wenn der Antriebsstrang elektrisch ist.

    Ist Ferrari mit seinen Elektrifizierungsplänen auf Kurs?

    Ja, wir sind voll auf Kurs, unseren ersten vollelektrischen Ferrari im Jahr 2025 vorzustellen. Das bedeutet, dass er im folgenden Jahr auf den Markt kommen wird.

    Was werden die Hauptunterschiede zwischen einem elektrischen Ferrari und anderen Autos sein?

    Nun, es gibt funktionale Autos, die das Ziel haben, Menschen von A nach B zu bringen und dabei kein Kohlendioxid auszustoßen. Die Marke ist Ihnen egal, wichtig ist, dass es Sie fortbewegt. Dann gibt es emotionale Autos, die einem ein einzigartiges Fahrerlebnis bieten, wie Ferraris.

    Was halten Sie von Tesla?

    Für mich ist es ein funktionales Auto. Es ist dazu gedacht, von einem Punkt zum anderen zu fahren.

    Man hat den Eindruck, dass Ferrari bei der Elektrifizierung langsamer war als einige Konkurrenten.

    Das stimmt so nicht. Ich denke nur, dass ein Unternehmen wie wir den Kunden keine Wahlmöglichkeiten aufzwingen kann. Deshalb werden wir weiterhin einen Technologiemix anbieten, solange es machbar ist. Also Verbrennungsmotoren, Hybride und vollelektrische Modelle.

    Sie setzen auf Elektroantrieb, aber der Purosangue, der erst vor wenigen Monaten vorgestellt wurde, läuft nur mit Verbrennungsmotoren. Was war der Grund für diese Entscheidung?

    Das zeigt, dass es noch Platz für einen Technologiemix gibt. Wir haben die Auftragsbücher viermal schneller gefüllt, als wir ursprünglich geplant hatten. Dennoch kann ich bekräftigen, dass der Anteil des Purosangue an unseren Auslieferungen während der gesamten Lebensdauer des Modells 20% nicht überschreiten wird.

    Können Sie uns mehr über den Auftragsbestand beim Purosangue erzählen?

    Das Einzige, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass er im Einklang mit anderen Modellen steht, wir also Aufträge haben, die bis ins Jahr 2024 reichen.

    Was halten Sie von der Elektrifizierung?

    Einige Gesetzgeber haben irgendwann beschlossen, dass die Allgemeinheit auf Elektrizität umsteigen sollte, so oder so. Und so wird es sein – es wird so geschehen.

    Die Elektrifizierung ist nur ein Teil des Ganzen, und es gibt in der Tat einen zu großen Hype um sie, ebenso wie um Software und die Debatte über die Notwendigkeit, die Lieferkette zu konsolidieren. Die meisten Leute schauen zu sehr auf die Technologie selbst, so dass man über Dinge wie Axialfluss, Radialfluss und Leistungsdichte spricht, während das Wichtigste die Wahrnehmung des Kunden ist.

    Wie meinen Sie das?

    Die Elektrifizierung von Autos ist vom technischen Standpunkt aus gesehen relativ einfach. Der eigentliche Punkt ist, wie man die besten Emotionen für die Nutzung dieser Technologie für den Fahrer herausholt. Die Technologie ist nur ein Werkzeug, und ich denke, es wird zu viel Geld in dieses Thema gesteckt, und das liegt daran, dass es an fundiertem Wissen mangelt.

    Worin sehen Sie die größte Bedrohung für Ferrari?

    Ich sehe keine spezifische Bedrohung für Ferrari. Es gibt eine Gefahr für die Luxusindustrie insgesamt, nämlich wie die nachfolgenden Generationen auf Luxusgüter reagieren. Deshalb lege ich sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit, auf einen echten Aktionsplan für Nachhaltigkeit. Wenn ich sage, dass wir bis Ende 2030 kohlenstoffneutral sein wollen, dann meine ich damit, dass ich bis Ende 2030 die Emissionen drastisch reduzieren möchte.

    Überschrift des Artikels im Original:Ferrari CEO Moves Fast Like Musk While Forging Own Path on EVs

    ©2023 Bloomberg L.P.

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